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Atomkraftwerks-Schutt kommt nächste Woche

Auf der Deponie Grumbach trifft der erste Transport aus dem norddeutschen Stade ein – trotz sächsischer Einwände.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse und Domokos Szabó

Dresden/Grumbach. Der Meinungsumschwung im sächsischen Umweltministerium hat nichts genutzt. Anfang der Woche noch forderte Ressortchef Frank Kupfer (CDU) die niedersächsische Regierung auf, schwach radioaktiven Abfall aus dem ehemaligen Atomkraftwerk Stade doch im eigenen Bundesland einzulagern.

Heute nun steht fest: Der erste Transport mit Isoliermaterial, Kunststoffen, Kabelgranulat und Bauschutt aus dem nuklearen und nicht-nuklearen Teil der Anlage wird am kommenden Dienstag auf die Sondermülldeponie nach Grumbach bei Dresden gebracht. Nach Behördenangaben handelt es sich um Material, dessen Strahlung höchstens im Bereich von zehn Mikrosievert pro Jahr liegt. Gesundheitliche Belastungen seien daher nicht zu erwarten.

In Grumbach und Umgebung herrscht dennoch Aufregung. Ulrich Klein von der Interessengemeinschaft „Keine Deponie am Tharandter Wald“ sagt: „Es gibt keine ungefährliche Strahlung.“ Nicht mal Experten seien sich einig, was die Strahlung bewirke. „Und dann soll das Zeug hier bei uns nur wenige Hundert Meter von Wohnhäusern entfernt eingelagert werden.“

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig sieht die Pläne kritisch. Die Angelegenheit sei „ein Stück aus dem Tollhaus“, sagt er. „Es ist geradezu lächerlich, wenn ein Ministerium, das für Klimaschutz zuständig ist, Bauschutt durch das halbe Land verschickt.“

Im niedersächsischen Umweltministerium heißt es dagegen, die Behörde könne ihre Zustimmung aus juristischen Gründen nicht verweigern. Der Kraftwerksbetreiber E.on sucht sich selbst einen Partner für die Entsorgung aus. SZ-Recherchen zufolge hatte E.on versucht, diesen vor Ort zu finden. Allerdings verweigerte eine dortige Deponie die Annahme des Bauschutts aus Furcht vor schlechtem Image und Bürgerprotesten. Nach bundesweiter Suche fiel dann die Wahl auf die Firma Amand in Grumbach, wohl auch wegen des günstigen Angebots des Unternehmens.

Es ist nicht das erste Mal, dass Müll aus dem Atomkraftwerk Stade in Sachsen entsorgt wird. In Wetro bei Bautzen wurden seit 2013 bereits 1.055 Tonnen eingelagert. Reste des Akw Würgassen in Nordrhein-Westfalen sind indes auf Deponien in Wetro und Cröbern bei Leipzig gelandet.

Auch im jüngsten Fall gab das sächsische Umweltministerium zunächst seine Zustimmung. Erst nach Protesten der Anwohner ging der Minister in die Offensive. Wenn nun der erste Teil von 2.000 Tonnen in Grumbach eintrifft, will die Behörde mit einer öffentlichen Messung dessen Unbedenklichkeit nachweisen. Die Anwohner planen für den 13. September eine Demonstration gegen die Lieferungen.