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Attraktive Bauern

Landwirtschaftliche Berufe sind bei Jugendlichen gefragt. Manchmal sogar gegen den Rat der Eltern.

Von Jens Fritzsche
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Spaß am grünen Job: Anne Zyka mag ihre Lehre beim Landwirtschaftlichen Unternehmen in Großerkmannsdorf.
Spaß am grünen Job: Anne Zyka mag ihre Lehre beim Landwirtschaftlichen Unternehmen in Großerkmannsdorf. © Thorsten Eckert

Großerkmannsdorf. Auf den ersten Blick spricht nicht wirklich viel dafür, dass Berufe in der Landwirtschaft attraktiv sind. Schon gar nicht für Jugendliche. Arbeitszeiten, die sich nach Wetter und Jahreszeit richten. In einer Zeit, in der immer mehr immer weniger für Lebensmittel ausgeben wollen; und dennoch hohe Qualität erwarten. Und das auch noch in einer Branche, die durch immer wieder neue Gesetze und Verordnungen gegängelt wird und im bürokratischen Hochwasser nur mühsam das Ufer erreichen kann …

Aber das ist wie erwähnt nur der erste Blick. Es gibt da noch den zweiten, sagt Cindy Gröber. Sie ist Prokuristin des „Landwirtschaftlichen Unternehmens an der Dresdner Heide“ (LWU) in Großerkmannsdorf auf den Höhenzügen am östlichen Stadtrand Dresdens. Und sie ist hörbar ein leidenschaftlicher Fan der Landwirtschaft und der dazugehörigen Berufe. „Die Tätigkeitsfelder sind attraktiv und durchaus anspruchsvoll, es geht um hochmoderne Technik, Informatik, Mathematik - und durch den Umgang mit Tieren ist bei uns auch kein Tag wie der andere.“ Immer wieder neue Entwicklungen und Rahmenbedingungen „zwingen uns, kreativ zu sein, das ist anstrengend, macht aber auch Spaß“. Wenn Cindy Gröber von der Landwirtschaft spricht, kommt sie jedenfalls ins Schwärmen. Ohne natürlich die Schwierigkeiten zu verkennen.“ Vor allem Themen wie die Dokumentationspflichten durch die Düngeverordnung und verschiedene gesetzliche Verpflichtungen sorgen für hohen bürokratischen Aufwand. Die Großerkmannsdorfer verdienen ihr Geld zwar in der Hauptsache mit Milchkühen, aber um ausreichend Futter zu produzieren, beackern sie auch riesige Felder in der Umgebung. „Das sorgt natürlich dafür, dass der Anteil an Bürojobs bei uns steigt, die klassischerweise nicht typisch Landwirtschaft sind.“

Klare Vorstellungen

Knapp tausend Milchkühe stehen in Großerkmannsdorf im Stall, etwa noch einmal so viele Kälber und Jungrinder kommen hinzu. Und auch einige Schweine und Schafe. Für den Hofladen des Unternehmens, der für seine selbstproduzierten Fleisch- und Wurstspezialitäten in der Umgebung bekannt und beliebt ist. Aktuell verdienen etwa 50 Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt im Landwirtschaftlichen Unternehmen. Auch bis zu vier Auszubildende unterschreiben hier jedes Jahr einen Lehrvertrag. Als Tier- oder Landwirt. Hinzu kommen Studenten, die ihre Praktika in Großerkmannsdorf absolvieren. Agrarökonomen oder Agrarwissenschaftler zum Beispiel. „Erstmals auch eine Veterinärmedizin-Studentin.“ 

Aber natürlich gibt es auch hier mit Blick auf die Azubis die weithin bekannten Nachwuchsprobleme. Allerdings nicht so drastisch, wie vielleicht weithin vermutet: „Wir haben immer noch ausreichend Bewerbungen auf unsere Azubi-Stellen, so dass wir eine Auswahl treffen können“, freut sich Markus Walter, in Großerkmannsdorf für die Lehrausbildung verantwortlich. Und die Jugendlichen, sagt er, kommen zudem bereits mit klaren Vorstellungen vom Beruf in der Landwirtschaft. „Und manchmal sogar gegen den Rat ihrer Eltern“, fügt Cindy Gröber schmunzelnd an. Denn die warnen ihre Kinder beispielsweise vor Schichtarbeit, weiß sie … „Aber es sind ja auch nicht alle Tätigkeiten bei uns von Schichtarbeit betroffen, hauptsächlich die Melker, Kälberpfleger und die Bereitschaften im Technikbereich.“ Die Berufsvorbereitung in den Schulen sei jedenfalls in den vergangenen Jahren immer besser geworden, „die Landwirtschaftsverbände und auch der Freistaat haben sich für die Azubi-Werbung längst auch Jugendkanäle erschlossen“, beschreibt Markus Walter. So flimmern auf YouTube spannende Videos rund um Landwirtschaftsberufe. Und natürlich bieten die Großerkmannsdorfer auch Praktika an. „Keine Schönwetter-Geschichten, sondern wir zeigen dann schon, wie der Job wirklich ist“, macht der Ausbildungschef klar.

In jedem Fall ist die Landwirtschaft ein attraktiver Arbeitgeber, sind die Großerkmannsdorfer überzeugt. „Dass es immer wieder neue Herausforderungen gibt, macht die Sache ja eigentlich sogar noch spannender“, sagt Cindy Gröber augenzwinkernd.