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"Wir haben hier einen Berg versetzt"

Aufgeschüttet in neun Jahren, abgetragen in zwei Jahren: In Bad Schlema hat die Wismut eine Abraumhalde entsorgt - weil von ihr Gefahr ausging.

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Der Berg ist weg: Blick auf die sanierte Halde 65.
Der Berg ist weg: Blick auf die sanierte Halde 65. ©  dpa/Jan Woitas

Von Martin Kloth

Aue-Bad Schlema. Der Berg ist weg. Innerhalb von zwei Jahren sind mehr als eine Million Tonnen Erde und mit ihr eine 40 Meter hohe Erhebung aus Bad Schlema verschwunden. Am Donnerstag besiegelte der Abtransport der 1 005 076. Tonne das Ende der radioaktiv belasteten Halde 65. Die Wismut GmbH hat damit zugleich ein Großprojekt der Sanierung von Altstandorten des Uranbergbaus abgeschlossen. Projektleiter Manfred Speer sprach von einem "Meilenstein". "Wir haben hier einen Berg versetzt", sagte er mit Hintersinn.

Auf dem eingeebneten Gelände nahe des Kurparks sollen Einfamilienhäuser entstehen. "Wir haben eine Nachfrage nach gehobener Wohnlage", sagte Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU). Überdies soll ein Teil des Areals als Standort für ein Festzelt oder als Parkplatz in das traditionelle Europäische Blasmusikfestival eingebunden werden.

Die Halde 65 war in den Jahren 1948 bis 1957 durch die damalige Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut aufgeschüttet worden. Sie gehört damit zu den so genannten Altstandorten und unterliegt nicht dem Wismut-Gesetz, in dem sich die Bundesrepublik zur Sanierung der Altlasten verpflichtet hat. Altstandorte sind Bergwerke und Hinterlassenschaften, in denen maximal bis Ende 1962 Uran gefördert wurde und die anschließend in den Besitz von Städten, Gemeinden, Kommunen oder auch Privatpersonen zurückgefallen sind.

Für die Sanierung der Altstandorte haben der Freistaat Sachsen und der Bund 2003 ein Verwaltungsabkommen geschlossen. Erst im vergangenen Jahr hatten Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und der damalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Christian Hirte (CDU), den Vertrag bis 2035 verlängert.

Bis dahin sollen insgesamt 445 Millionen Euro für die Maßnahmen ausgegeben werden. Bund und Land teilen sich die Kosten. Nach Angaben der Wismut GmbH sollen bis Vertragsende insgesamt rund 1900 Altstandorte wie Halden, Tagesöffnungen oder Tagesbrüche saniert werden.

An einem Bauzaun hängen alte Aufnahmen der Halde.
An einem Bauzaun hängen alte Aufnahmen der Halde. ©  dpa/Jan Woitas

"Mit dem Abschluss hat dieses Fleckchen sein Gesicht vollkommen verändert", sagte Frank Vogel (CDU), Landrat des Erzgebirgskreises, nachdem der 56 939. Kipper das Gelände der ehemaligen Halde verlassen hatte. Zehn Millionen Euro hat es gekostet, den viele Jahre bewaldeten Berg abzutragen, das Erdreich zu entsorgen und das Gelände mit einer 1,5 Meter dicken Mineralschicht abzudecken.

"Von dieser Halde gingen Gefährdungen aus", sagte Speer. Dies betraf nicht nur die radiologischen Altlasten, sondern auch die Standsicherheit der Halde. Entsorgt wurde das gesamte Material auf der Halde 371 im nahe gelegenen Hartenstein (Landkreis Zwickau). Dabei wurde das Erdreich nicht noch einmal auf mögliche Rohstoffe untersucht. "Eine Aufbereitung hätte sich nicht gelohnt", sagte Projektleiter Speer.

Die Wismut GmbH mit Sitz in Chemnitz ist ein Unternehmen des Bundes und untersteht dem Wirtschaftsministerium. Die Firma ist zuständig für die Sanierung der Standorte ihres Vorgängers Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut in Sachsen und Thüringen, die am 30. Juni 1990 noch in deren Besitz waren. Dafür wird der Bund bis 2045 rund acht Milliarden Euro ausgeben. Zur Sanierung der Altstandorte wie der Halde 65 hat der Freistaat Sachsen die Wismut beauftragt.  (dpa)