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Auf Alis Spuren

Nach dem Tod der Boxlegende erinnern sich Menschen aus Riesa und der Region an seinen Besuch in der Sportstadt vor 14 Jahren.

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© Veit Rösler

Von Stefan Lehmann und Britta Veltzke

Riesa. Mit der Todesnachricht waren die Erinnerungen an den Besuch von Muhammad Ali bei Riesas Ex-Oberbürgermeister Wolfram Köhler wieder so wach wie lang nicht mehr. „Das ist schon eine sehr traurige Nachricht – auch wenn das Ende wegen seiner langen Krankheit absehbar war.“ Mitte der 80er Jahre war bei Muhammad Ali das Parkinson-Syndrom festgestellt worden. Bei seinem Besuch in der Sportstadt im Sommer 2002 war die Boxlegende von der neurodegenerativen Erkrankung bereits deutlich gezeichnet. „Ich hatte das Glück, drei Tage mit ihm zu verbringen“, erzählt Köhler. Momente, die er wohl nicht mehr vergessen wird. Ebenso wie andere Menschen aus Riesa und der Region, die den Besuch Alis miterlebt haben – zum Beispiel die Chefin der Kita am Kirschberg, Gabriela Mentzer. „Die Begegnung bleibt unvergessen. Wir wurden von der Stadt damals gefragt, ob wir zu seinem Empfang am Hotel Mercure singen können. Für mich war das gar keine Frage.“ Fotos dokumentieren das Treffen Alis mit den Kirschbergkindern: der Star, wie er von Kindern umringt wird und einen Jungen an sich drückt, der Star, wie er von Zauberhand ein Tuch verschwinden lässt, der Star, wie er ein T-Shirt signiert. Letzteres hält Gabriela Mentzer in Ehren.

Die Kirschbergkinder Baldur (4), Emil (5) sowie Kita-Chefin Gabriela Mentzer zeigen das T-Shirt, auf dem Ali bei seinem Besuch 2002 in Riesa unterschrieben hat.
Die Kirschbergkinder Baldur (4), Emil (5) sowie Kita-Chefin Gabriela Mentzer zeigen das T-Shirt, auf dem Ali bei seinem Besuch 2002 in Riesa unterschrieben hat. © Sebastian Schultz
Kurt Hähnichen zeigt seinen signierten VW-Phaeton.
Kurt Hähnichen zeigt seinen signierten VW-Phaeton. © Sebastian Schultz
SZ-Redakteur Jörg Richter mit seinem Ali-Dollarschein.
SZ-Redakteur Jörg Richter mit seinem Ali-Dollarschein. © Anne Hübschmann

Auch Kurt Hähnichen, Kreishandwerksmeister und Stadtrat, hat die Begegnung mit den Kindern am Hotel noch vor Augen. „Das war wahnsinnig. Als er die Kinder sah, schien es, als habe er seine Krankheit für einen Moment einfach vergessen. Das war sehr berührend.“ Hähnichen hatte dafür gesorgt, dass Ali mit dem damals neuen VW-Phaeton vom Flughafen abgeholt werden konnte. „Das beruhte auf einer Absprache mit der Gläsernen Manufaktur in Dresden“, erzählt er. Weil das Modell noch ganz neu war, habe er zur Sicherheit zwei Phaetons geschickt. „Aber es ging ja alles gut.“ Als Erinnerung ließ sich Hähnichen ein Phaeton-Modell signieren.

Die gleiche Unterschrift prangt auf einer 10-Dollarnote, die SZ-Redakteur Jörg Richter sein Eigen nennt. Der Großenhainer berichtete damals von der Verabschiedung Alis aus Riesa. „Wolfram Köhler und ich warteten im Hotel-Foyer auf ihn. Köhler sagte zu mir, dass ich mir noch ein Autogramm holen solle. Das einzig Brauchbare, was mir dafür einfiel, waren die Dollarnoten in meinem Portemonnaie. Die hatten meine Eltern aus einem USA-Urlaub mitgebracht“, erzählt er.

Auch Hermann Braunger erinnert sich noch an das Medien-Bohei, das Alis Besuch auslöste. Das Ganze habe schon den Charakter eines Staatsbesuchs gehabt, bemerkt der Riesaer Polizeichef. „Ich war ein paarmal ganz nah an ihm dran“, erzählt Braunger. „Auf der Rückfahrt zum Flughafen in Dresden haben wir uns unterhalten.“ Den Amerikaner habe zum Beispiel interessiert, wie es um die Kriminalität in Deutschland bestellt ist. Ali sei ein „spaßiger Mensch“ gewesen, sagt Braunger. Am Flughafen angekommen, schossen beide ein Foto, auf dem der Polizeichef den Boxer filzte. „Dieses Abtast-Foto hängt immer noch bei mir im Flur.“ Eine sonderlich schwierige Aufgabe war es laut Braunger nicht, für den Schutz des Weltstars zu sorgen. Schließlich habe keine konkrete Bedrohungslage vorgelegen. Nur an eine brenzlige Situation erinnert sich Braunger: „An der Sachsenarena stand ein Autogrammjäger. Wir hatten eigentlich vor, schnurstracks weiterzugehen.“ Doch Ali hatte seinen eigenen Kopf, er ging zu dem Fan und unterschrieb. Für jeden Personenschützer sei das der Albtraum. Beeindruckend fand Braunger aber Alis Physis. „Er hat mich einfach beiseite geschoben – damit hatte ich nicht gerechnet. Ali war zwar damals schon von seiner Krankheit gezeichnet, aber er hat noch ganz schöne Muckis – ein Bär von einem Mann.“

So wird er vielen Riesaern in Erinnerung bleiben.