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Auf dem schnellsten Weg nach oben

Die „Bühne der anderen Art“ am Alten Amtshaus bot Künstlern eine wacklige Plattform. Und einen freien Blick auf die Stadt.

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© André Braun

Von Natasha G. Allner

Döbeln. Das ist die Geburtsstunde. Wir hatten extra nicht zu viel Werbung gemacht, damit sich diese Aktion langsam und natürlich entwickeln kann, sagte Nicolas Sihombing. Der „Batavia-Kaffeemann“ trat nicht nur als Organisator der neuen Kulturreihe, die auch im Zusammenhang mit Döbeln.jetzt zu sehen ist, sondern letztendlich selbst mit Gitarre und Gesang auf. Für die Aktion der mobilen „Künstlerbühne der anderen Art“, die einmal im Monat an verschiedenen Stellen in der Döbelner Innenstadt Station machen könnte, hatte er Künstlerfreunde aus der Region Mittelsachsen zusammengeholt. Um ihnen eine Plattform zu bieten, sich und ihre Kunst einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. An dieser mangelte es allerdings noch. Vereinzelt blieben Passanten stehen, klatschten zögerlich oder machten fast verstohlen Fotos und Handyvideos. Sihombing wollte das geringe Interesse nicht nur an der kalten Witterung festmachen: „Wir brauchen Durchhaltevermögen und Geduld, bis sich die Veranstaltung etabliert hat. Aber Sponsoren und Unterstützer geben uns jetzt schon recht. Wir sind auf einem guten Weg, die Innenstadt auch am Wochenende zu beleben. Schließlich nutzt dies allen. Den Händlern und Geschäftstreibenden, die möglicherweise mehr Laufkundschaft bekommen. Den Passanten, die nicht nur einkaufen, sondern auch kulturell etwas erleben können und schließlich den Künstlern, die sich ausprobieren und vorstellen dürfen.“

Nicolas Sihombing, bekannt als der „Kaffeemann“ vom Batavia, gelang am Sonnabend ein Spagat: Er bediente seine Gäste. Und machte singend und Gitarre spielend einen Abstecher auf die „Schwebebühne“.
Nicolas Sihombing, bekannt als der „Kaffeemann“ vom Batavia, gelang am Sonnabend ein Spagat: Er bediente seine Gäste. Und machte singend und Gitarre spielend einen Abstecher auf die „Schwebebühne“. © André Braun

Kein Problem mit den wenigen Zuhörern hatte Michael Volkmann. Der Musiklehrer aus Rossau stellte mit dem Keyboard klassische Stücke von Bach wie auch sogenannte Lobpreislieder vor: „Ich bin nicht so die Rampensau, war aber von der Idee begeistert und werde, falls mich Nicolas wieder einladen sollte, auch das nächste Mal dabei sein. Man muss mit dem Angebot die Nachfrage schaffen.“ Für Volkmann war es das erste Mal, dass er auf einer Hebebühne spielte. Diese Premiere teilte er mit Lisa Schmidt. Die als Solokünstlerin mit Akustikgitarre auftretende Döbelnerin kämpfte mit ihren kalten Fingern, befürwortete die Aktion aber ohne Abstriche: „Ich wollte die Idee auf jeden Fall unterstützen. Endlich ist mal etwas los in Döbeln. Die Stadt hat so viel Potenzial. Und vor allem, von da oben aus, hat man eine superschöne Aussicht.“ Die nächste Tour auf der Bemmann-Arbeitsbühne in luftige Höhen unternahm Ladislav Hunger mit seinem Akkordeon.

Nina Pohl und Jörn Hühnerbein, das Duo Silbenhochzeit aus Roßwein, hatten Freude an der Veranstaltung. „Für uns Künstler ist das ein Abenteuer. Hinsichtlich der Hebebühne und dieser kuriosen Auftrittsmöglichkeit fallen uns tolle Sprüche ein. Beispielsweise: Wenn Du hoch hinauswillst, musst Du in Döbeln auftreten. Oder: Hier ist Dir ein schneller Aufstieg sicher“, sagte die Poetin lachend. Sie wollte das Anliegen Sihombings unbedingt mittragen. „Außerdem finden sich die Künstler in schöner Gemeinschaft zusammen und mir sichert es einen Platz in meinem Döbelner Lieblingscafé“, betonte Nina Pohl.

Zu den wenigen Passanten, die länger verweilten, gehörte auch Jens Jung. Der Döbelner schwärmte: „Der Gedanke ist klasse. Ein Kulturprogramm an einem Einkaufssonnabend unterstreicht den Charme der Kleinstadt. Vor allem ist das Programm toll – die Musik kommt nicht aus der Konserve. Hier können alle nur gewinnen.“ Barbara Faustmann harrte ebenfalls in der Kälte aus: „Das Engagement der Veranstalter kann man nur loben. Viel ist in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt worden. Das Wetter spielt leider nicht ganz so mit, aber die Veranstaltung drängt danach, wiederholt zu werden. Vielleicht braucht es mehr Werbung. Aber ein Anfang ist gemacht.“