Merken

Geschichte des Rittergutes erforscht

Die Notsicherung des Gutes hat sich verzögert. Es mussten noch bürokratische Hürden genommen werden.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Ostrau. Der neue Besitzer des Rittergutes in Obersteina, Johannes Werner Kraus von Sande, ist schon einige Schritte bei seinem Vorhaben vorangekommen. Allerdings hat er damit nur einen kleinen Teil eines großenProjektes geschafft. Ziel ist die Sanierung der drei Gebäude des ehemaligen Rittergutes nach historischem Vorbild.

Der Schlussstein des Herrenhaues in Obersteina.
Der Schlussstein des Herrenhaues in Obersteina. © André Braun
Johannes Werner Kraus von Sande ist der Eigentümer des Rittergutes.
Johannes Werner Kraus von Sande ist der Eigentümer des Rittergutes. © Dietmar Thomas

„Da ich wegen einiger bürokratischer Dinge bezüglich der Sicherung des Objektes ausgebremst wurde, habe ich zur Geschichte des Rittergutes geforscht und kann Ergebnisse aufweisen“, sagte Johannes Werner Kraus von Sande. Die Ergebnisse würden ständig auf der Homepage aktualisiert.

„Jetzt habe ich Akteneinsicht beim Staatsarchiv von Sachsen. Hier liegt die Gerichtsakte von Obersteina aus den Jahren 1550 bis 1850“, so Kraus von Sande. Er ist Jurist, Bauforscher und Geschäftsführer der KVS Residence. Das Unternehmen vermittelt unter anderem historische Gebäude, erstellt Baugutachten für alte Immobilien und Gärten. Außerdem leitet der 46-Jährige die KVS Akademie. Diese geht auf die im 16. Jahrhundert von dem Theologen und Philosophen Leonhard Kraus von Sande in Kipfenberg im Altmühltal gegründete Lateinschule zurück.

Nun will er die Akten, die aufgereiht etwa einen Meter einnehmen, studieren, um noch mehr über die Geschichte seines Rittergutes zu erfahren.

Kraus von Sande erklärt, warum es für Obersteina eigene Gerichtsakten gibt: „Das Rittergut Obersteina war im Gegensatz zu allen umliegenden Gütern und Rittergütern ein sogenanntes erbberechtigtes Gut. Das verschaffte dem jeweiligen Besitzer eine privilegierte Stellung gegenüber dem Lehensgeber im Sinne einer größeren Unabhängigkeit. Zudem handelte es sich um einen selbstständigen Gutsbezirk mit eigenem Gericht.“ Die Akten habe eine Gutsbesitzerin 1850 ins Leisniger Gericht gebracht und von dort aus kamen sie dann ins Staatsarchiv.

Erste Forschungsergebnisse

Bereits herausgefunden hat der Bauforscher, dass der ehemalige Kern der Anlage wahrscheinlich der heutige Nordflügel gewesen ist. „Hier befinden sich in unmittelbarer Nähe des Wohntraktes ein historischer Brunnen, der Rest einer Umfassungsmauer mit Graben sowie das Torhaus“ so Kraus von Sande. Im Eingangsbereich habe es einen Raum für die Wachen mit einem recht hoch angesetzten Gewölbe gegeben. Darunter sitze ein recht großzügiges Kellergewölbe. In der Mitte des Gebäuderiegels sei noch der Stumpf des ehemaligen Turmes zu erkennen, dessen Spuren auch noch im Dachstuhl sichtbar sind.

„Vom Süden her war die Anlage durch den Lauf der Kleinen Jahna und im Osten durch Gräben und Teiche geschützt. Die Reste der ehemaligen Brücke über die Kleine Jahna wurden in neuere Brückenbauten integriert. Der Nordflügel besticht vor allem durch seine großzügigen Gewölbe der ehemaligen Stallungen“, sagte der Bauforscher. Er hat mit Helfern in den vergangenen Wochen vor allem um die Gebäude das Gestrüpp und den Unrat entfernt. Da sei vieles zum Vorschein gekommen, so der Eigentümer des Rittergutes. Die Entsorgung habe er sich etwas einfacher vorgestellt. Doch da auch Asbestmaterial entsorgt werden muss, ist der Müll zu trennen.

Mit den Sicherungsarbeiten ist Kraus von Sande noch nicht so wie geplant vorangekommen, da er dafür eine Erlaubnis der Unteren Denkmalbehörde benötigt. Diese liegt ihm jetzt vor. Er hat auch die Erlaubnis bekommen, die Fenster sechsgliedrig, nach historischem Vorbild, herrichten zu lassen. „Nun sind die nächsten Schritte klar und ich kann loslegen, sodass auch etwas zu sehen ist“, meint der Bauforscher.

Historische Gebäude, auch wenn sie schon etwas verfallen, sind für Johannes Werner Kraus von Sande keine Schandflecke. „In ihnen steckt so viel Geschichte. Deshalb müssen sie erhalten werden“, so der 46-Jährige.

Grundsätzlich hat sich Johannes Werner Kraus von Sande schon einen groben Überblick verschafft. Die Grundsubstanz der Gebäude ist trotz ihres Alters recht gut. Lediglich der Dachfirst eines Nebengebäudes schiebt nach außen. „Mit einem Ring-anker ist da viel zu machen“, so der Fachmann. Die Dächer sind dicht. Nur einige Dachluken müssen noch verschlossen werden.

Getränk nach Rittergut benannt

Doch Johannes Werner Kraus von Sande hat sich nicht nur um die Geschichte und die Bausubstanz gekümmert. „ Weiterhin steht inzwischen fest, dass nach dem Rittergut ein in Zukunft von KVS Residence hergestelltes und vertriebenes Getränk benannt wird.“

Der Name des Getränks soll wahrscheinlich Witch Mary in Anlehnung an die in Leisnig verbrannte Hexe lauten. „Offensichtlich gab es in Obersteina und Noschkowitz in historischer Zeit Hexen, Teufelsbuhlschaften, Unzucht, Selbstmörder und Nazis“, sagte Kraus von Sande. Wenn in Obersteina aufgeräumt sei, erfolge im nächsten Jahr eine Präsentation.