Von Tobias Wolf
Am letzten Schlupfloch auf den Autobahnen um das Dresdner Elbtal wird es eng. Gestern haben auf der A 17 die ersten Arbeiten zur Sperrung der Zschonergrundbrücke begonnen. Bis Anfang September steht den Autofahrern auf der Verbindung Dresden–Prag in diesem Bereich nur noch eine Spur je Fahrtrichtung zur Verfügung – jeweils begrenzt auf Tempo 60. Vor allem im Ferienreiseverkehr dürfte das für einige Behinderungen und zu Stoßzeiten für erhebliche Staus sorgen.
Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) lässt auf der Zschonergrundbrücke sowie den rund 100 Meter langen Anschlussbereichen den Fahrbahnbelag erneuern. Dabei wird die oberste Asphaltschicht komplett abgefräst und eine neue Schwarzdecke aufgebracht. „Nach knapp 14 Jahren ist der Belag verschlissen“, sagt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert. Fast 50 000 Fahrzeuge werden auf diesem Autobahnteilstück pro Tag gezählt. 15 Prozent davon werden dem Schwerlastverkehr mit Lastwagen und Bussen zugerechnet.
Die Fahrbahn des 230 Meter langen Bauwerks sei zwar noch nicht dramatisch beschädigt, werde aber nun ausgetauscht. Das hängt mit Wartungsarbeiten am Brückenbauwerk zusammen, weswegen die A 17 in diesem Bereich ohnehin gesperrt werden muss. Das hat auch den Vorteil, dass die unbeschädigte Tragschicht des Asphalts erhalten werden kann. „Wenn wir fertig sind, ist an dieser Stelle erstmal wieder 15 Jahre Ruhe“, sagt Siebert. Kleinere Risse und Fugen seien bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig instand gesetzt worden. Auch die rund 100 Meter langen Anschlussbereiche vor und hinter der Zschonergrundbrücke werden erneuert.
Für die Sanierung der Deckschicht muss jedoch immer eine komplette Seite gesperrt werden. In den nächsten Tagen wird zunächst die Trassenführung für die Baustelle geändert und der Verkehr von vier auf nur noch zwei Spuren gelenkt. Wer in Richtung Dreieck Dresden-West den Stop-and-go-Verkehr vermeiden will, sollte spätestens an der Anschlussstelle Gorbitz den ausgeschilderten Umleitungen Nummer 17 und 18 über die B 173 in Richtung Kesselsdorf oder Stadtzentrum folgen. In der Gegenrichtung empfiehlt es sich, bereits vor dem Dreieck an der A 4-Abfahrt Wilsdruff oder Dresden-Altstadt die Autobahn zu verlassen. Neben der Fahrbahndecke lässt das Lasuv auch die Bordsteine und Übergangskonstruktionen zwischen den Brückenauffahrten und dem Bauwerk instand setzen. Außerdem sollen neue Gullys eingebaut werden. Rund eine Million Euro kostet die Sanierung der Zschonergrundbrücke. Finanziert werden die Bauarbeiten vom Bundesverkehrsministerium.
Flüsterasphalt schont Anwohner
Für die neue Fahrbahn soll wieder sogenannter Flüsterasphalt zum Einsatz kommen. Das offenporige Material mindert die Reifengeräusche vorbeifahrender Autos und Lastwagen. Außerdem reduziert eine gläserne Schutzwand den Krach für die Anwohner in Steinbach und Zöllmen.
Schon vor dem Baubeginn war es wegen möglicher Lärmbelästigungen und befürchteter Naturzerstörung zu massiven Protesten gekommen. Kurz vor dem offiziellen Bauauftakt am 21. August 1998 hatten Gegner der Autobahn 17 eine Fläche an der künftigen Zschonergrundbrücke besetzt und ein Hüttendorf errichtet. Gerichtsverfahren folgten. Noch Anfang 1999 markierten die Umweltschützer die geplante Trassenführung mit 200 Holzkreuzen. Der Protest blieb erfolglos. Das Bundesverwaltungsgericht entschied am 18. März 1999, dass die A 17 gebaut werden kann. Damit wies das Gericht die Klage von Erben eines Bauernhofs ab, die sich weigerten, einen Teil ihrer Grundstücke für den Autobahnbau abzugeben. Damit war der Weg frei für den Bau. Doch die Demonstranten ließen sich auch von einer Aufforderung des Autobahnamtes nicht beeindrucken, die Baufläche zu verlassen. Am 21. April 1999 räumte schließlich ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Protestcamp. Zweieinhalb Jahre später rollten dann die ersten Autos zwischen dem neuen Autobahndreieck Dresden-West und der gerade eröffneten Anschlussstelle Gorbitz.
Inzwischen ist die A 17 eine der wichtigsten Verbindungen in die Sächsische Schweiz und nach Tschechien. Touristen und Pendler müssen in den kommenden Wochen jedoch mit einigen Einschränkungen leben. An zwei Wochenenden sei es erforderlich, den Abschnitt zwischen Gorbitz und dem Dreieck voll zu sperren, jeweils Freitag, 18 Uhr bis Sonntag, 22 Uhr, sagt Lasuv-Sprecherin Siebert. Derzeit sind die Wochenenden vom 14. bis 16. und vom 28. bis 30. August geplant. Dies könne sich witterungsbedingt noch ändern, so Siebert. Auch an diesen Tagen können Autofahrer über die Umleitungen Nummer 17 und 18 ausweichen.