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Auf der Suche nach der richtigen Schule

Welche Schule ist die beste für Ihr Kind? Wieder befragte die Forschungsgruppe Schulevaluation der TU Dresden im SZ-Auftrag Tausende Eltern an den Gymnasien. Ab Donnerstag werden die Ergebnisse veröffentlicht.

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Welche Schule ist die beste für Ihr Kind? Wieder befragte die Forschungsgruppe Schulevaluation der Technischen Universität Dresden im Auftrag der Sächsischen Zeitung Tausende Eltern an den Gymnasien. Ab kommenden Donnerstag werden die Ergebnisse veröffentlicht. Über die einzigartige Untersuchung sprach die SZ mit Prof. Dr. Wolfgang Melzer, Nelly Schmechtig und Matthias Ritter.

Zum dritten Mal haben Sie für den SZ-Schulnavigator eine große Elternbefragung durchgeführt – zum zweiten Mal an Gymnasien. Das Projekt bleibt offensichtlich spannend für Sie. Weshalb?

Melzer: Die beiden Hauptziele – die Eltern bei der schwierigen Schulwahlentscheidung für ihre Kinder durch Bereitstellung zusätzlicher Informationen zu unterstützen und den Schulen Untersuchungsergebnisse zu liefern, die sie für die Qualitätsentwicklung nutzen können – sind aktueller denn je. Aus der positiven Resonanz auf die vorangegangenen Schulnavigatoren schöpfen wir neue Motivation und begreifen dies auch als Verpflichtung zum Weitermachen. In den allermeisten Fällen unterstützen sowohl Schulleitungen als auch die Eltern den Navigator, weil das Verfahren fair ist und sie mit den Rückmeldungen, die jede Schule erhält, etwas anfangen können. Andere haben uns gesagt, dass sie gespannt sind, ob sich die guten Ergebnisse bestätigen oder ob sie sich verbessert haben. Sicherlich gibt es auch Schulen, die nicht teilnehmen, weil sie den Nutzen nicht erkennen oder um ihr Image fürchten.

Von 66 Gymnasien im Verbreitungsgebiet der Sächsischen Zeitung haben 44 an der Befragung teilgenommen. Wie viele Eltern konnten damit erreicht werden?

Ritter: Alle Eltern von Schülerinnen und Schülern der 6. bis 12. Klassenstufe konnten teilnehmen. Über 4 000 Eltern haben sich beteiligt. Die Beteiligungsquote liegt damit bei etwa 20 Prozent. Für eine Online-Befragung ist dieser Wert zufriedenstellend und ermöglicht fundierte Aussagen.

Schmechtig: Um die Repräsentativität der Ergebnisse zu gewährleisten, ist eine ausgewogene Beteiligung der Eltern nach der vom Kind besuchten Klassenstufe bedeutend. So wird sichergestellt, dass die Ergebnisse auf die gesamte Elternschaft der Schule bezogen werden können. Es gibt aber die Tendenz, dass Eltern älterer Kinder in ihrer Beteiligung zurückhaltender sind. Wie in den Vorjahren erhalten Schulen, die eine vergleichsweise geringe Beteiligung aufweisen, keine Gesamtnote. Wir betonen hier den eher orientierenden Charakter der Ergebnisse.

Im Vergleich zu den vorangegangen Umfragen konnten die Eltern in diesem Jahr den Fragebogen online ausfüllen. Hat das die Erhebung beeinflusst?

Ritter: Der Vorteil einer Online-Erhebung liegt in der schnelleren Verfügbarkeit der Daten. Im Hinblick auf die Datenqualität gab es nur vereinzelte Fälle, in denen Eltern die Befragung abgebrochen haben oder den Fragebogen nur unvollständig ausgefüllt haben. Bei früheren Erhebungen konnten aufgrund des hohen Aufwandes nur bestimmte Jahrgänge in die Erhebung einbezogen werden, während wir jetzt die Elternschaft breiter erfassen konnten.

Ohne das Ergebnis vorwegzunehmen: Wie zufrieden sind die Eltern mit dem Gymnasium ihres Kindes?

Melzer: Bei den Gesamtnoten haben wir eine Spannbreite von 1,6 bis 2,4 ermittelt – dies ist ein sehr erfreuliches Ergebnis, in dem sich die generelle Zufriedenheit der Mehrzahl der befragten Eltern mit dem Gymnasium ihres Kindes ausdrückt. Wie vor zwei Jahren haben wir für die allgemeine Schulzufriedenheit einen Index aus drei Fragen gebildet. Hier liegen die Noten zwischen 1,6 und 2,6, wobei insgesamt mehr als drei Viertel der Elternschaft auf die Teilfrage, wie zufrieden sie mit der Schule des Kindes sind, die Note 1 oder 2 vergeben haben. Ein Ausdruck einer gewissen Unzufriedenheit mit der Schule ist es sicherlich, wenn Eltern sich genötigt sehen, Nachhilfe für ihre Kinder zu organisieren, dies ist allerdings – wie bereits vor zwei Jahren – nur bei etwas mehr als zwölf Prozent der Elternschaft der Fall.

Lassen sich weitere Vergleiche zur Befragung an den Gymnasien vor zwei Jahren ziehen?

Schmechtig: Die Gesamtnote der jeweiligen Schule lässt sich aus methodischen Gründen nicht ganz mit jener von vor zwei Jahren vergleichen. Wohl aber die Noten der einzelnen Teilbereiche, wie beispielsweise die allgemeine Zufriedenheit oder auch die Qualität von Schule und Unterricht.

In den allermeisten Fällen sind die Ergebnisse beider Befragungen weitgehend konstant geblieben, d. h. die Schulen haben ihr jeweiliges Niveau gehalten. In den Fällen, in denen sich die Einschätzungen der Eltern gravierend verändert haben, erwähnen wir dies in unseren datennahen Kommentierungen, die wir für jede einzelne Schule erstellen.

Was hat Sie als Wissenschaftler bei den diesjährigen Umfrageergebnissen besonders überrascht?

Melzer: Auf ausdrücklichen Wunsch des Landeseltenrates haben wir die Frage nach den psychosomatischen Beschwerden der Schüler ebenso wie die Frage zur außerschulischen Förderung wieder in den Fragebogen aufgenommen. Unsere Studien, die wir im Auftrag der WHO durchführen, zeigen, dass die psychosomatischen Beschwerden in modernen Gesellschaften auf dem Vormarsch sind und als Vorboten dauerhafter psychischer Störungen ernst genommen werden müssen. Bei der Ursachenforschung wurde festgestellt, dass zu diesen Störungen eine subjektiv empfundene Überforderung bzw. mangelnde Unterstützung mit beitragen kann. Hier steht die Schule genauso in der Diskussion wie das Elternhaus. Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Schulqualität und dem Auftreten entsprechender Beschwerden bei Schülern gibt. Überprüft haben wir, ob und wie stark überhöhte Erwartungen der Eltern mit zu den Beschwerden beitragen. Tatsächlich stellten wir fest, dass ein Zusammenhang besteht. Neben der Schule müssten sich also auch die Eltern fragen, inwieweit sie mit möglicherweise überzogenen Erwartungen an ihre Kinder zu diesen Symptomen beitragen. Weil es – wie angedeutet – mehrere Ursachen für das Problem gibt, haben wir dieses Kriterium aber nicht in die Gesamtbewertung der jeweiligen Einzelschule aufgenommen.

Das Gespräch führte Carola Lauterbach.