Dresden. Tatsächlich. Es ist eine Brücke. Eigentlich. Aber nicht in Dresden. Und nicht dieses Bauwerk. Das ist viel mehr. Es ist die Waldschlößchenbrücke, die umstrittenste Elbquerung der Stadt. Es sind deshalb Emotionen, die an diesem Wochenende 190.000 Menschen zum Brückenfest aus der ganzen Region gelockt haben. Am Samstag kamen – wohl dem Schulanfang geschuldet – vor allem ältere Besucher, am Sonntag dann überwiegend Familien. Sie alle nutzten die Entdeckertour der Sächsischen Zeitung, um vor der Freigabe für den Verkehr zwei Tage lang Brücke und Tunnel zu erkunden.
Drohnenflug zur Brückeneröffnung
Alte Motive und neue Perspektiven
Am Sonnabend um 10.32 Uhr war es für die ersten gut 6.000 Besucher so weit: Sie strömten von der Altstädter auf die Neustädter Seite. Zuvor hatten Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (beide CDU) mit dem traditionellen Schnitt durchs Band die Waldschlößchenbrücke offiziell eröffnet. „Was wir hier sehen, ist eine ganz normale, wunderbare Stadtbrücke“, sagte Helma Orosz.
Untrennbar mit der Brücke verbunden und auch zur Eröffnung Thema ist der Verlust des Titels für das Dresdner Elbtal als Unesco-Weltkulturerbe. „Der Verlust des Welterbetitels hat – egal wie man zur Brücke selbst steht – uns alle geschmerzt. Doch eines steht für mich nach der Fertigstellung der Brücke fest: Das Dresdner Elbtal ist welterbewürdig“, sagte Helma Orosz.
Ministerpräsident Tillich sprach vom „Mut zur Brücke“ der Dresdner. „Sie haben Pragmatismus bewiesen in einer Stadt am Fluss, wo Menschen den Weg über eben diesen suchen und brauchen.“
Eigentlich als Vertreter des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer erschienen, nutzte dessen Staatssekretär Jan Mücke die Eröffnung für eine persönliche Abrechnung mit der Unesco und Brückenkritikern. „Dresden wegen der Waldschlößchenbrücke von der Welterbeliste zu streichen, war die offensichtlichste und peinlichste Fehlentscheidung, die das Unesco-Welterbekomitee je getroffen hat“, erklärte der Dresdner FDP-Politiker. Er bezeichnete Brückengegner als „selbst ernannte Umweltschützer“ und warf ihnen Arroganz und Besserwisserei vor.
Die Besucher wollten an diesem Wochenende diese Diskussionen nicht wieder aufnehmen. Allein am Sonnabend kamen 95.000 Schaulustige. Sie erlebten bei der SZ-Entdeckertour 130 Künstler, die auf und rund um die Brücke für Unterhaltung sorgten. Trotz des enormen Andrangs blieb ein Verkehrschaos aus, da die Besucher überwiegend mit den zahlreichen zusätzlichen Bussen und Bahnen kamen, zog Stadtsprecher Kai Schulz am Sonntag eine positive Festbilanz.
Nach sechs Jahren Bauzeit sollten am frühen Montagmorgen die ersten Autos über das 180 Millionen Euro teure Bauwerk fahren. Für heute wird nach dem überwältigenden Interesse am Wochenende nun auch mit Staus an der Brücke gerechnet.