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Auf einer Liste neben Franzi van Almsick

Celine Wolter hält einen deutschen Rekord und wollte beim Dresdner Christstollen-Schwimmfest einen zweiten aufstellen.

Von Daniel Klein
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Celine Wolter gewann sechs Stollen. Essen will sie keinen einzigen.
Celine Wolter gewann sechs Stollen. Essen will sie keinen einzigen. © Robert Michael

Es ist eine Menge, die eine 14-Jährige schlicht überfordert. Sechs Dresdner Christstollen auf einmal sind eindeutig zu viel – zumal, wenn man intensiv Sport treibt und folglich auf die Figur achten muss. Celine Wolter kommt aber gar nicht erst in Versuchung. „Stollen ist nicht so mein Ding“, sagt sie.

Schwimmen ist dagegen total ihr Ding. Beim Dresdner Christstollenschwimmfest war sie am vergangenen Wochenende bei sieben Starts gleich sechs Mal die Schnellste – und dafür gibt es bei der Siegerehrung stets das rosinenlastige Hefegebäck. „Ich verschenke die immer an meine Familie und Freunde“, erzählt sie. Diesmal musste sie einen Abnehmer mehr finden, vor einem Jahr hatte sich die Sportgymnasiastin noch mit fünf Siegen begnügt.

Dafür stellte sie damals auf ihrer Paradestrecke 50 Meter Rücken einen neuen deutschen Rekord in der Altersklasse der 13-Jährigen auf, es war der erste in der neuerbauten Halle am Freiberger Platz. Die Zeit wurde bis jetzt noch nicht unterboten, in der Liste der 13-jährigen Rekordhalterinnen steht sie deshalb weiterhin neben Franziska van Almsick, die dort gleich fünfmal auftaucht.

Eigentlich wollte Wolter am Wochenende auf dieser Strecke erneut den Rekord brechen, diesmal bei den 14-Jährigen, scheiterte jedoch knapp, obwohl sie mit 29,81 Sekunden eine persönliche Bestzeit schwamm. 29,45 Sekunden hätte sie unterbieten müssen, diese Bestmarke hatte vor neun Jahren die Münchnerin Alexandra Wenk aufgestellt. Die gewann inzwischen Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften. Und das ist auch Wolters Ziel, besser: das Fernziel.

Im nächsten Sommer will sich die Schülerin der 8. Klasse erst einmal für die Europäischen olympischen Jugendspiele, kurz EYOF, in Baku qualifizieren. Es wäre der bisherige Höhepunkt ihrer noch jungen Karriere, die mit vier Jahren und einer Auftriebshilfe am Bauch begann. Inzwischen schwimmt sie für den Dresdner SC, besucht das Sportgymnasium, und der Alltag beginnt um 5.45 Uhr. Eine Stunde später springt sie das erste Mal ins Becken, neun Einheiten verteilen sich über die Woche.

„Sie trainiert sehr bewusst, weiß selber, was sie machen muss“, sagt ihr Trainer Peter Bräunlich. „Und sie hat ein Gefühl fürs Wasser.“ Der Satz klingt komisch, aber er fällt immer wieder, wenn Übungsleiter über ihre größten Talente reden. Über van Almsick hieß es früher, sie könne das Wasser greifen. „Man kann das mit Fußballern vergleichen“, erklärt Bräunlich. „Manche streicheln den Ball, andere treten ihn.“

Doch natürlich ist noch nicht alles perfekt, das weiß sie selber. Bei den Wenden lässt sie immer einige Zehntelsekunden liegen, weil sie sich zu langsam dreht. „Dafür ist sie in den Tauchphasen sehr schnell“, findet ihr Trainer. Und die sind beim Rückenschwimmen extrem wichtig. Es ist ihre Lieblingsdisziplin. „Das hat sich einfach so ergeben. Ich bin groß und schmal – das passt perfekt“, meint sie. Doch auch im Freistil gehört sie in ihrem Jahrgang deutschlandweit zu den Besten.

Bis zur 10. Klasse möchte sie auf jeden Fall in Dresden bleiben, über das Danach hat sie noch nicht nachgedacht. Der Deutsche Schwimmverband (DSV) und Bundestrainer Henning Lambertz forcieren die Konzentration der größten Talente an den sechs Bundesstützpunkten. Dresden ist nicht darunter, obwohl am Standort Freiberger Platz bald zwei 50-Meter-Becken zur Verfügung stehen werden, die Bedingungen nahezu optimal sind.

Den DSV-Kurs bekommen auch Bräunlich und seine Kollegen zu spüren. Vergangenen Sommer wechselten die 16-jährigen Alexander Eich nach Hamburg und Louis Dramm nach Leipzig. Besonders der zweite Fall sorgte in Dresden für Verwunderung. Schließlich wollte der neue Leipziger Trainer Frank Embacher, der Paul Biedermann zum Weltrekordhalter geformt hatte, keine Talente abwerben. Genau das ist aber offensichtlich passiert.

In einem SZ-Gespräch hatte Embacher noch erklärt, dass die Schwimmer an ihren Heimatstandorten bleiben sollen, bis sie 19 oder 20 sind. „Umfeld, Freunde, Trainer – das soll nicht früher auseinandergerissen werden als nötig“, sagte er. Und das will auch Celine Wolter nicht.