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Die Stoffwindel ist wieder da

Der Trend dreht sich: Von der Einwegwindel zur Stoffwindel. Wickeln und Waschen sind nun einfacher.

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Die Einwegwindel hat die Stoffwindel verdrängt, weil sie praktischer war als die damals üblichen Mulltücher zum Falten.
Die Einwegwindel hat die Stoffwindel verdrängt, weil sie praktischer war als die damals üblichen Mulltücher zum Falten. © Adobe Stock / Anke Thomass (Symbolfoto)

Wegwerfwindeln gibt es in jedem Supermarkt. "Stoffies", wie sie ihre Fans bezeichnen, nicht. Hier braucht man Empfehlungen. Und die kommen von anderen Eltern. Oder, wie so oft, aus dem Internet. Auf Youtube und in Familienblogs präsentieren Mamis bunte Windelhöschen zum Knöpfen, Kletten, Drüber- und Drunterziehen.

Wer sie verstehen will, muss die Fachausdrücke kennen: AIOs (Abkürzung für All-in-Ones, Komplettwindel) kommen der Wegwerfwindel am nächsten, in Pocketwindeln steckt man eine Saugeinlage, diese wiederum können Prefolds (mehrlagiger, vorgefalteter Stoff) oder Booster (besonders starke Einlagen) sein. Daneben gibt es noch zweiteilige Systeme, bestehend aus Höschenwindel und Überhose.

Doch was ist am besten? In Köln melde ich mich bei einem Stoffwindel-Workshop in einem Unverpackt-Laden an. Vor 17 Müttern und Schwangeren sowie drei Vätern breitet Alina Hesberg ihre mitgebrachten Windelsysteme aus. Die Kindheitspädagogin erklärt: "Moderne Stoffwindeln bestehen aus zwei Komponenten: einer saugfähigen Schicht, die die Feuchtigkeit aufnimmt, und einer wasserdichten Schicht, damit sie nicht durchnässt."

Probewickeln vor dem Kaufen

Diese beiden Schichten sind entweder in einer Windel vernäht (AIO), oder der saugfähige Teil wird eingeknöpft, eingesteckt oder einfach lose reingelegt. "Herausnehmbare Einlagen haben den Vorteil, dass man nicht jedes Mal die komplette Windel waschen muss", erklärt Alina. Dafür kostet das Bestücken der Windel mehr Zeit. Alternativ gibt es die saugfähige Windelhose mit wasserdichter Überhose.

Vor dem Kauf soll probegewickelt werden. Ein Spezialhändler für Stoffwindeln stellt mir verschiedene Systeme zusammen. Ich will wissen, ob mein einjähriger Sohn noch bereit für den Wechsel ist. Zuerst ziehe ich ihm die All-in-One-Lösung an. Nach zwei Stunden ist
die Windel nass. Jetzt wähle ich ein Baukastensystem (All-in-Three, AI3) aus einer Außenwindel aus Stoff, einer eingeknöpften Innenwindel (Wanne) und einer Saugeinlage aus Hanf-Baumwolle, dazu noch etwas Windelvlies.

Am besten kommen wir mit einer Überhose aus PUL (ein mit Polyurethan beschichteter Stoff) zurecht, die frei bestückt werden kann. Zum einen schmiegt sie sich besonders gut an Hüfte, Po und Beine meines Kindes, zum anderen nehmen die Bambus-Booster erstaunlich viel Pipi auf, sodass ich nur die Einlage wechseln muss, nicht die komplette
Windel.

Weniger Müll, mehr Wäsche

"Jede Stoffwindel ist anders", erklärt Jutta Grimm, die ein Ratgeberbuch zum Thema veröffentlicht hat. Sie empfiehlt für ein Kind ab dem 3. Lebensmonat etwa 20 Stoffwindeln, für nachts zusätzlich vier Höschenwindeln und zwei Überhosen.

Wählt man die Variante mit der Überhose zum selbst Bestücken, sind es fünf bis sieben Exemplare plus 25 Einlagen und ebenso viele Prefolds für die Nacht. Im Vergleich zu 6000 Wegwerfwindeln, die Eltern verbrauchen, bis ein Kind den Toilettengang gelernt hat, also nur ein Bruchteil.

Der übliche Windelmüll bleibt aus. Dafür muss häufig gewaschen werden. Die meisten saugenden Komponenten lassen sich mit Handtüchern, Spucktüchern und Bettwäsche bei 60 Grad waschen. Der Rest je nach Hersteller mit einer Buntwäsche von 40 bis 60 Grad. Wolle benötigt ein Extra-Programm. Relativ lang hängt die All-in-One-Windel auf der Wäscheleine, schneller sind Stoffeinlagen und Überhosen trocken. (dpa/tmn)