Auf Spendensuche für einen Rolli-Fahrer

Robert Piroska ist ein fröhlicher Mensch, aufgeschlossen und mitteilsam. Er arbeitet beim Fahrdienst Henry Pittke, der neben Reisetransfers und Kurierfahrten auch viele Fahrten für Krankenkassen auf der Liste hat. Vor allem Rollstuhlfahrer nutzen diesen Service, denn Pittke hat drei ausgebaute Kleinbusse. In einem davon wird Andreas* jeden Tag von Robert Piroska abgeholt. Der junge Bautzener hat eine seltene Muskelerkrankung, die ihn seit 2001 an den Rollstuhl fesselt. Darüber zu reden ist Andreas peinlich, noch zumal jetzt Robert Piroska und Henry Pittke eine Spendenaktion für ihn ins Leben gerufen haben.
Erbkrankheit festgestellt
Mit einem halben Jahr fiel den Eltern von Andreas auf, dass der Junge seinen Kopf nicht heben konnte. „Da dachten wir noch, das kommt eben bei ihm etwas später“, erzählt sein Vater. Denn alles andere klappte. Andreas konnte auch laufen. Doch dann stellten Ärzte diese Erbkrankheit fest, Muskeldystrophie.
Als Andreas zur ersten Operation ging, machten die Ärzte den Eltern keine großen Hoffnungen auf ein langes Leben mit ihrem Sohn. Doch der hat sich durchgekämpft, ist heute 35 Jahre. Er hat zwar einige Schulwechsel hinter sich bringen müssen, ist aber immer auf eine „normale“ Schule gegangen. Auch eine Ausbildung zum Bürokaufmann konnte er 2001 bis 2004 absolvieren. Dann allerdings war er lange zu Hause, bekam keinen Job. Das ist nun anders. Jeden Morgen holt Robert Piroska ihn zu Hause ab, um ihn für vier Stunden zur Diakonie zu bringen. Dort hat er Arbeit, die ihm Spaß macht. Er schreibt Rechnungen, kann Dinge archivieren.
„Er ist sehr ehrgeizig“, sagt Robert Piroska. „Andreas geht auch mit einer Erkältung auf Arbeit“, weiß der junge Mann, der neben seiner Arbeit als Fahrer auch noch eine Autowerkstatt im Hochkircher Ortsteil Niethen betreibt. Und dort entstand die Idee, für Andreas eine Spendenaktion ins Leben zu rufen.
Familienauto passte nicht mehr
Hintergrund ist, dass das Familienauto bei Andreas’ Eltern nicht nur langsam in die Jahre gekommen ist, sondern dass es Andreas jetzt nicht mehr schafft, vom Rollstuhl ins Auto zu kommen. So müssen Ausflüge mit der Familie, zum Beispiel in den kleinen Garten, der für die Familie ein wenig Abwechslung bring, unterbleiben.
„Wir wussten ja, dass es nicht besser wird mit unserem Sohn. Die Muskeln bauen sich eher ab als auf“, sagt der Vater. Der gelernte Elektriker ist mit 63 in Rente gegangen, seine Frau hat nur nebenbei etwas Geld verdienen können. „Sie war ja immer für unseren Sohn da“, sagt er. Beide sind „auf dem Rücken kaputt“, erzählt der Vater. Deshalb freut er sich jetzt sehr über die Initiative, die der Familie vielleicht zu einem neuen Auto verhilft. „Der Robert ist jetzt schon wie Familie“, freut sich der Vater.
Seit 2012 fährt er Andreas – und das nicht nur auf Arbeit. „Gemeinsam mit meinem Chef haben wir ihm auch schon Ausfahrten ermöglicht“, sagt Piroska. So waren sie zum Fußball in Aue. Doch Piroska sieht eben auch, dass die Probleme bei Andreas zunehmen. Die Familie braucht ein Fahrzeug, in das der Rollstuhl geschoben werden kann. Denn das derzeitige Auto der Familie kann nicht umgebaut werden. „Das fällt eher auseinander“, weiß Robert Piroska. Deshalb haben er und Henry Pittke jetzt schon 250 Briefe verschickt, um auf die Situation von Andreas und seiner Familie aufmerksam zu machen. Vor allem auch Ärzte, Apotheken, Firmen und Einrichtungen, die den Fahrdienst von Henry Pittke kennen, wurden angeschrieben. Erste Spenden sind eingegangen. Doch insgesamt werden 10.000 Euro gebraucht.
Fördermittel für den Umbau des Autos haben sie bei der Lebenshilfe beantragt. Dort wurde Andreas lange betreut. Noch gibt es keine Antwort. „Um das Auto würde ich mich dann wieder kümmern“, verspricht Robert Piroska. Aber solch einen Umbau machen nur zwei Firmen in Niesky und Dresden, weiß er. Nun hoffen Piroska und seine Mitstreiter, dass auch andere mithelfen.
Spendenkonto Gabriele Lorenz (Verwendungszweck: Rollstuhl-Kfz) IBAN DE50604200209603115721
* Name auf Wunsch geändert