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Auf Wiedersehen, Hürden

Der nächste Leichtathlet wird Bob-Anschieber – und hat in Sachsen zwei goldene Vorbilder.

Von Tino Meyer
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So sieht man sich wieder ... Beim Fotoshooting im April 2012 präsentierten sich Georg Fleischhauer (links) und Martin Grothkopp als Leichtathleten, jetzt fahren sie vielleicht bald zusammen Bob.
So sieht man sich wieder ... Beim Fotoshooting im April 2012 präsentierten sich Georg Fleischhauer (links) und Martin Grothkopp als Leichtathleten, jetzt fahren sie vielleicht bald zusammen Bob. © Steffen Unger

Die Nachricht ist so neu und auch unerwartet, dass es der Betreffende selbst noch nicht richtig fassen kann. „Dann war das vor drei Wochen also mein letztes Rennen über 400 Meter Hürden. Bei dem Gedanken daran muss ich erst einmal schlucken“, sagt Georg Fleischhauer. Seine Entscheidung aber steht fest, vor allem seit dem intensiven Gespräch mit Olympiasiegermacher Gerd Leopold und einer spontanen Trainingseinheit am Montag in Riesa: Fleischhauer wird Bobanschieber.

„Wir haben über Strukturelles und Organisatorisches gesprochen. Und probiert habe ich es auf der Anschubstrecke auch gleich. Hat Spaß gemacht und technisch gut ausgesehen. Und die Zeit war wohl gar nicht schlecht“, erzählt Fleischhauer – und untertreibt damit offenbar gewaltig.

Leopold, der Harald Czudaj zum Olympiasieg 1994 coachte und als Heimtrainer des Pirnaers Francesco Friedrich großen Anteil an dessen zwei Siegen bei den Winterspielen 2018 sowie dessen mittlerweile neun WM-Titeln hat, ist jedenfalls begeistert. „Angesichts der äußeren Bedingungen und dafür, dass Georg noch nie etwas mit Bobs zu tun hatte, war das ein sehr verheißungsvoller Test. Bei strömenden Regen hat er voll durchgezogen“, sagte Leopold. Fleischhauer sei eine echte Verstärkung für den sächsischen Bobsport, betonte er auf SZ-Nachfrage – und berichtete am Freitag auch seinen Kollegen bei der Trainerratsitzung von seinem Coup.

Acht Jahre alte Bestzeit

Vor zehn Jahren, bestätigt Fleischhauer, habe man ihm bereits öfter gesagt, dass er mit seiner Größe von 1,95 Metern und 98 Kilogramm Körpergewicht gerade ideale Voraussetzungen für den Bobanschub mitbringe. Der Sportartwechsel kam für den gebürtigen Halberstädter, der in Dresden mit der Leichtathletik begann, für den DSC startete und an der TU studierte, nie ernsthaft infrage. 

Seine Bestzeit von 48,72 Sekunden stammt allerdings aus dem Jahr 2011, die Leistungsentwicklung stagnierte zuletzt, die angestrebte Olympiateilnahme 2020 rückte so in weite Ferne. Und das erneute Angebot der Bobfahrer kam deshalb gerade recht. „Dann wird es eben nicht Tokio 2020, sondern Peking 2022“, meint Fleischhauer.

Die nächsten Olympischen Winterspiele sind tatsächlich ein realistisches Ziel. Und als Vorbild dient ein früherer DSC-Kollege: Martin Grothkopp. Der einstige 400-m-Meister stieg 2013 in den Bob um und fuhr als Friedrich-Anschieber unter anderem zum Olympiasieg – genauso wie der Kugelstoßer Candy Bauer aus Marienberg. „Das ist schon wirklich beeindruckend. Ich habe mir gesagt: Das kann ich bestimmt auch“, so Fleischhauer.

Kurzfristig geht es für den bald 31-Jährigen darum, im November den nationalen Anschubtest auf Eis zu absolvieren und seine erste Bobfahrt überhaupt zu überstehen. Könnte ja sein, dass ihm unterwegs schlecht wird. „Glaube ich nicht. Ich habe richtig Lust darauf“, entgegnet der, so muss man das jetzt sagen, Ex-Leichtathlet.