Dresden
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Gläubige auf Wolke 7

Selbst auf der Suche nach der großen Liebe, gründet Tobias Zschöckner einen Treff speziell für Christen.

Von Nadja Laske
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Immer wieder gern in seiner alten Heimat: Tobias Zschöckner bringt seit zehn Jahren Christen zusammen.
Immer wieder gern in seiner alten Heimat: Tobias Zschöckner bringt seit zehn Jahren Christen zusammen. © Sven Ellger

Ein sehr weltliches Problem hat Tobias Zschöckner jüngst in die alte Heimat geführt. In Dresden trafen sich Wissenschaftler zu einer Konferenz, die sich rund um die Stilllegung von Kernkraftwerken dreht. Das ist Zschöckners Job: Er sorgt dafür, dass diese Erde einer Gefahr weniger ausgesetzt ist.

Bleiben noch genug Dinge im Leben, die außerdem zu meistern sind. Am liebsten zu zweit. Hand in Hand mit einem geliebten Menschen, einem, der versteht, mitfühlt und beisteht und dessen Blick in die gleiche Richtung geht. Das hat sich der 40-Jährige für sich selbst gewünscht und festgestellt, was auch andere bemerken: Ein schwieriges Feld. Noch dazu, wenn es nicht nur darum geht, gern gemeinsam zu wandern, auf dem Land zu leben oder von einer Weltreise zu träumen. Tobias Zschöckner genügte es auch nicht, eine Frau attraktiv und anziehend zu finden, mit ihr lachen und diskutieren zu können.

Nachdem seine Familie 300 Jahre in Dresden zu Hause war, er eine glückliche Kindheit in Friedrichstadt verbracht und nach der Schule Maschinenbau studiert hatte, sehnte sich der Ingenieur nach einem Tapetenwechsel. So führte ihn die Jobsuche nach Hannover, dort wollte er heimisch werden – und eine Familie gründen. Als Protestant suchte er jedoch eine Frau, die seinen Glauben teilt und ihm eine ebenso große Bedeutung im Leben gibt, wie er selbst. „Aber niemandem steht auf der Stirn geschrieben, dass er christlich ist“, sagt er. 

Am Arbeitsplatz, beim Einkauf, auf Feiern, Konzerten oder Reisen – überall dort, wo sich Menschen begegnen, spricht keiner sofort über Glaubensfragen. „So habe ich aus eigenem Interesse mein christliches Netzwerk gegründet – als Möglichkeit, Gleichgesinnte, Freunde, eine Gemeinde oder sogar die große Liebe zu finden“, sagt Tobias Zschöckner. Über den Namen himmlisch-plaudern.de hat er lange nachgedacht und diesen dann perfekt gefunden: „Himmlisch hat drei Bedeutungen. Es steht für Gottes Reich, für Wolke 7 und für etwas ganz besonders Tolles.“

Zusammen mit einem Freund, der die Idee klasse fand, nutzte Tobias Zschöckner zunächst eine fertige Software für Communitys. „Inzwischen haben wir unsere eigene entwickeln lassen.“ Die sei nicht nur komfortabler, sondern biete auch die höchsten Sicherheitsstandards, um all jene zu schützen, die nach Anmeldung auf dem Portal himmlisch plaudern wollen.

Paare finden sich durch Zufall oder auf Gottes Wegen. Per Internet helfen sie dem Schicksal auf die Sprünge – oder auch mal dem Herrn.
Paare finden sich durch Zufall oder auf Gottes Wegen. Per Internet helfen sie dem Schicksal auf die Sprünge – oder auch mal dem Herrn. © dpa

Wenn es ihnen wichtig ist, gemeinsam mit ihrem Partner über den Glauben, und persönliche Erlebnisse mit Gott zu reden, wenn sie mit ihrem Liebsten beten, in der Bibel lesen und zum Gottesdienst gehen wollen, sind sie dort genau richtig. Diese Anliegen machen für Zschöckner eine christliche Partnerschaft aus. „Ich habe eine stabile, dauerhafte Beziehung gesucht, eine für das gesamte Leben mit allen Höhen und Tiefen“. Sicher, keiner heiratet unter der Maßgabe, die Ehe werde nicht von Dauer sein. Auf der Basis des christlichen Glaubens sieht er jedoch dafür die größte Chance.

Auch seine Chance war bald gekommen. Über sein eigenes Datingportal fand er Kontakt zu einer Gemeinde, in der seine künftige Frau beheimatet war. Inzwischen ist das Paar sechs Jahre verheiratet und hat zwei Kinder. Zumindest der erste Teil der Liebesgeschichte ist beispielgebend und mit Zahlen belegt. „Wir erhalten 2,2 Erfolgsmeldungen pro Tag“, verkündet das Portal. „Von rund 5 000 Nutzer wissen wir, dass sie das Gesuchte gefunden haben.“ Zahlreiche Ehen sind entstanden, einige trotz aller christlicher Ambitionen auch wieder geschieden worden, weiß Zschöckner. Doch Glückstreffer überwiegen: „Ich war einmal auf einer Hochzeit eingeladen, dort hatten sich drei Paare durch himmlisch-plaudern.de kennengelernt. Keins davon wusste, dass ein Gast der Festgesellschaft den Weg zu Wolke 7 geebnet hatte.“

Aktuell gehören zur Community rund 52.000 Mitglieder. Sie können sich dort kostenlos einloggen, um christliche Freunde oder Partner zu finden oder einfach nur, um sich mit anderen Christen auszutauschen. Die Gemeinschaft zu pflegen und zu schützen, das ist Tobias Zschöckners Aufgabe. Doch damit ist er nicht allein. Fünf bis zehn ehrenamtliche Administratoren wachen darüber. Zwei Programmierer und eine Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit gehören zum Team. „Ich fahre zur Arbeit eine Dreiviertelstunde Bahn und nutze die Zeit, um mich um himmlisch-plaudern.de zu kümmern.“

Für seinen eigenen Glauben hat Tobias Zschöckner die pragmatische Erklärung eines Ingenieurs. Als seine Oma sehr krank war und große Schmerzen litt, fühlte er: So etwas ist nur mit tiefem Glaube zu ertragen. „Ich bin ein analytischer Mensch und sage mir: Der Glaube bietet eine Perspektive, die ich ohne ihn nicht habe. Falsch mache ich damit nichts.“