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Auferstanden aus Ruinen

Dresdner Investoren rüsten jetzt zwei alte Heilstättengebäude auf dem Pirnaer Sonnenstein zu Wohnungen um. Dabei geht es vorwärts in die Vergangenheit.

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© Visualisierung: archlab

Von Thomas Möckel

Pirna. Die beiden Häuser Schlosspark 13 und 14 im Männergartenbereich der früheren Heil- und Pflegeanstalt auf dem Pirnaer Sonnenstein fristeten seit Jahren ein trostloses Dasein. Ewig standen sie leer, der Putz bröckelte, die Dächer schlugen leck, in den Dachrinnen wuchsen Bäume. Irgendwann standen Türen und Fenster offen, ungebetene Gäste zerdroschen drinnen so ziemlich alles, was bis dahin noch stand, einige Male legten sie sogar Feuer. Inzwischen aber ist der Verfall gestoppt. Ruinen waren gestern, bald kann man hier komfortabel residieren.

So sieht das einstige Männerkrankengebäude C 21 derzeit aus: Es ist umringt von einem Gerüst, der Putz ist ab, Dachstuhl und Dach sind schon neu. Im Herbst soll das Gebäude fertig saniert sein.
So sieht das einstige Männerkrankengebäude C 21 derzeit aus: Es ist umringt von einem Gerüst, der Putz ist ab, Dachstuhl und Dach sind schon neu. Im Herbst soll das Gebäude fertig saniert sein. © Daniel Schäfer

Die „repima Schlosspark GmbH“ aus Dresden hat die beiden heruntergekommenen Heilstätten-Buden schon vor geraumer Zeit erworben, um ihnen wieder alten neuen Glanz zu verpassen. Zunächst aber tat sich danach eine ganze Weile nichts, lediglich das Gelände war irgendwann mit Bauzäunen abgesperrt, hauptsächlich, um potenzielle Brandstifter am Einstieg zu hindern. Inzwischen geriet auf dem Areal aber mächtig etwas in Bewegung.

Bauleute haben derzeit das Sagen an historischer Stätte. Sie widmen sich zunächst dem Haus 14, einst Männerkrankengebäude C 21, im Zweiten Weltkrieg Wehrmachtslazarett, zu DDR Zeiten Labor für technische Prüfungen des VEB Strömungsmaschinen. Offizieller Sanierungsstart war schon im November 2017, aber erst seit kürzerer Zeit sind die Fortschritte am Haus auch sichtbar. „Wir bauen fleißig und sind bislang gut vorangekommen“, sagt Sören Bankert, kaufmännischer Geschäftsführer der repima GmbH.

Das Haus ist eingerüstet, Handwerker klopften inzwischen den alten Putz ab, sie zimmerten einen neuen Dachstuhl auf das Objekt, was aus der Luft aussieht wie ein großes „H“, das Dach ist mittlerweile geschlossen. Der Zeitplan, um das Haus fertig zu bekommen, ist ehrgeizig: Voraussichtlich im Oktober wollen die Bauleute Haus 14 saniert übergeben. „Dank des recht guten Wetters bisher brauchen wir für die Bauarbeiten nur ein knappes Jahr“, sagt Bankert.

Im Innern wird das Gebäude nach dem sogenannten Haus-in-Haus-Konzept hergerichtet, Planer haben es in mehrere Reihenhäuser unterteilt. Jedes dieser Reihenhäuser erstreckt sich über mehrere Etagen, ist unterkellert und hat einen eigenen Gartenanteil. Die insgesamt zehn Wohnungen sind zwischen 125 und 155 Quadratmeter groß. Die Investoren haben die Quartiere als Eigentumswohnungen verkauft, allesamt schon vor dem Sanierungsstart. Ganz preiswert war der Erwerb allerdings nicht: Der Quadratmeter-Verkaufspreis lag zwischen 2 600 und 2 700 Euro. „Die einzelnen Wohnungen gingen alle an Kapitalanleger“, sagt Bankert, „es ist leider kein einziger Direktnutzer dabei.

Dass alles schick wird, lassen sich die Investoren einiges kosten: repima investiert rund zehn Millionen Euro, um das letzte große verlotterte Heilstätten-Grundstück herzurichten. Zu dem Großvorhaben zählt allerdings noch viel mehr, als das Haus 14 auf Vordermann zu bringen. In Kürze beginnen die Bauherren, das gleich nebenan stehende Gebäude Schlosspark 13 zu vermarkten. Einst war es das Männerkrankengebäude C 20, 1912 als „Haus für 52 unruhige Männer“ errichtet. Im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Wehrmachtslazarett, logierte zu DDR-Zeiten die Hauptabteilung Technologie des VEB Strömungsmaschinen in dem Objekt. Aber bald schon werden hier Pirnaer komfortabel ihren Feierabend verbringen: In den Gebäuden entstehen mehrere Etagen- und Maisonettwohnungen. Und bei der Sanierung des kompletten Areals geht es ebenfalls vorwärts in die Vergangenheit.

Rund 4 000 Quadratmeter Wohnfläche sollen einmal auf dem 14 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen, über das sich auch eine ausgedehnte Parkanlage erstreckt. Die Bauherren wollen Garten und Grünflächen nach altem Vorbild herrichten lassen, so, wie das Gelände um 1900 herum einst angelegt wurde. „Unsere Landschaftsarchitekten haben die historischen Baupläne recherchiert und nun danach geplant“, sagt Bankert. Die Außenanlagen werden jedoch nicht zu einer Art Freilichtmuseum, was sich nur noch von außen betrachten lässt. Der Park wird weder Tore noch Zäune haben, weil öffentliche Wege ihn kreuzen. „Es wird eine offene Parklandschaft“, sagt Bankert, „frei zugänglich für jedermann.“