Sebnitz
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Aufhören oder weitermachen?

Helga Luzens vom Hofmannsches Gut in Dittersbach hat eine Entscheidung getroffen. Sie war richtig, sagt sie.

Von Anja Weber
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Helga Luzens inmitten der neuen Ausstellung. Der Strohhut gehört immer dazu.
Helga Luzens inmitten der neuen Ausstellung. Der Strohhut gehört immer dazu. © Dirk Zschiedrich

Das Künstlerhaus Hofmannsches Gut in Dittersbach konnte im vergangenen Jahr sein 20. Jubiläum feiern. Helga Luzens und Hermann Naumann haben es geschaffen. Und zum 20. Bestehen hatte Helga Luzens alle Register gezogen. Das Künstlerhaus war voll. Doch als sich der Stress gelegt hatte, stand sie vor der schweren Entscheidung, entweder aufgeben oder weitermachen. Immerhin hatte sie mit ihrem Mann hier alles selbst bewerkstelligt, sozusagen Kunst und Kultur nach Dittersbach gebracht und ein verfallenes Gut gerettet.

Helga Luzens hat lange überlegt, ist im Garten des Hauses immer wieder an den Plastiken von Herrmann Naumann vorbei gelaufen, hat den stets kühlen Konzertsaal aufgeräumt und ihren schwer kranken Hermann Naumann, wie sie ihn immer nennt, gepflegt. „Mein erster Gedanke war, das schaffst Du nicht. Du musst aufhören“, erzählt sie heute, nimmt einen Schluck Wasser und einen Zug von der Zigarette. Helene die Katze kommt herbei, springt auf den Tisch. Helga Luzens blickt in den Garten. „Dann dachte ich: Du kannst doch nicht das, was du am liebsten machst aufgeben“, sagt sie. Und die Entscheidung ist gefallen.

Hermann Naumann liebt das Abstrakte. Es prägte sein Schaffen.
Hermann Naumann liebt das Abstrakte. Es prägte sein Schaffen. © Dirk Zschiedrich

Das Künstlerhaus Hofmannsches Gut in Dittersbach ist weiterhin Gastgeber für Ausstellungen und Galeriekonzerte. Ihr Stammpublikum hat ihre Entscheidung dankbar aufgenommen. Doch auch sie weiß, dass es schwieriger wird. Manche der Gäste sind älter geworden, nicht mehr motorisiert. Bis zu nächsten Bushaltestelle sind es 25 Minuten. Ohne Mitfahrservice geht da fast nichts mehr. „Ich freue mich aber, dass mir das Publikum hier die Treue hält“, sagt sie. Eigentlich hatte sie sich geschworen, zwar weiter Ausstellungen und Konzerte zu organisieren, aber eben nicht mehr in dem Umfang. Doch aus den geplanten zwei Galeriekonzerten sind inzwischen schon wieder fünf geworden.

 Und auch Ausstellungen organisiert sie weiter, wie die derzeitige von Michael Horvath und die Kabinettausstellung mit russischen Lackarbeiten. An dem eher zurückgezogen lebenden Künstler sei sie schon lange interessiert gewesen. Umso mehr habe sie sich gefreut, dass er seine Werke dem Künstlerhaus anvertraut, seine sehr eigenwilligen durch Farbigkeit triumphierenden Bilder und auch seine keramischen Arbeiten. Und wenn Helga Luzens die Stücke so betrachtet, ist sie wieder voll in ihrem Element. Kein Gedanke mehr ans Aufhören. Im hinteren Bereich des Konzertsaals stehen dicke Mappen mit Zeichnungen. Eine nach der anderen nimmt sie in die Hand. Das ist ihr Leben und dafür lebt sie. Deshalb sei es gut, dass sich entschieden hatte, weiter zu machen. 

Die ehemalige Scheune wurde zum Konzertsaal umgebaut. Am 21. Juli findet hier bereits das 70. Galeriekonzert statt.
Die ehemalige Scheune wurde zum Konzertsaal umgebaut. Am 21. Juli findet hier bereits das 70. Galeriekonzert statt. © Dirk Zschiedrich

Helga Luzens ist mit sich im Reinen und sie sitzt an der nächsten Ausstellung. Die wird etwas Besonderes. Hermann Naumann feiert im kommenden Jahr seinen 90. Geburtstag. Seine Frau ist da ganz pragmatisch. Zu jedem runden Geburtstag gab es eine Sonderausstellung. Das wird im kommenden Jahr wieder so sein, auch wenn der Künstler schwer krank ist. Aber die Ausstellung wird etwas anders sein. Bislang konnte sie auf die Werke aus dem letzten Jahr zurückgreifen. Seine Werke reichen bis zum Jahr 2017. Krankheitsbedingt musste er aufgeben. Doch Helga Luzens ist Galeristin und hat einen Plan. „Bei der Ausstellung werden die Gesamtwerke berücksichtigt, 70 Jahre seines Schaffens“, sagt sie.

Insgesamt 18 Plastiken sind im Gelände des Künstlerhauses zu sehen.
Insgesamt 18 Plastiken sind im Gelände des Künstlerhauses zu sehen. © Dirk Zschiedrich

Stolz ist sie vor allem, dass einige Werke von Hermann Naumann derzeit in einer Sonderausstellung im Grassi-Museum in Leipzig zu sehen sind. Ausgestellt werden einige seiner Plastiken. Außerdem hängt nun auch dauerhaft ein Bild Hermann Naumanns, entstanden 1971, im Grassi-Museum. Helga Luzens freut sich ganz besonders darüber, weil es für den Künstler eine große Ehre ist. Viel Zeit zum Grübeln bleibt Helga Luzens nicht. Denn am 21. Juli findet das 70. Galeriekonzert statt.

Kontakt: Öffnungszeiten: sonnabends von 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung, Hofmannsches Gut, Alte Dorfstraße 8, Dittersbach, 1035026 91641, E-Mail an: [email protected]