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Aufschwung an der Wilsdruffer Straße

An der Magistrale sind wieder mehr Läden vermietet. Vor allem Gastronomen entdecken das Stadtzentrum für sich.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Sie war einst Dresdens beliebteste Ladenmeile – zuletzt standen allerdings viele Geschäfte an der Wilsdruffer Straße leer. Die Konkurrenz durch Einkaufszentren wie Altmarktgalerie und Centrum-Galerie ist groß, berichten die Händler. Die Kundschaft bleibt aus, weil die Großbaustelle am Kulturpalast den Einkaufsbummel jäh unterbricht. Mittlerweile siedeln sich zunehmend Restaurants an der innerstädtischen Magistrale an. In einigen Geschäften wird derzeit fleißig gewerkelt, die Flächen werden umgebaut. Die SZ zeigt, wie sich die Geschäftsstraße entwickelt.

1. Sushi-Lounge öffnet Ende Mai | 2. neues Gesundheitszentrum | 3. Enchilada Dresden öffnet im Juni | 4. zuletzt Modeladen, Mieter wird gesucht | 5. ehemaliges Szeged, Mieter wird gesucht | 6. Geschäftshaus wird saniert, Gewerbe im Erdgeschoss geplant
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Die Alteingesessenen: Dresdner Antiquariat seit 20 Jahren am Standort

Trotz des Eindrucks, dass Läden an der Wilsdruffer Straße nicht lange überleben, gibt es durchaus Geschäfte, die sich seit Jahrzehnten am Standort halten. Dazu zählen etwa der Fest- und Brautmodenladen, das Dresdner Antiquariat und die Apotheke an der Haltestelle Pirnaischer Platz. Die McDonalds-Filiale am Altmarkt eröffnete Anfang der 1990er-Jahre – der Bubble-Tea-Laden gleich nebenan konnte von der Fastfoodkundschaft aber nicht profitieren. Seit Monaten stand der Laden leer, die Filiale ist in die Prager Straße umgezogen. Für die Fläche in der Wilsdruffer Straße gibt es inzwischen einen Nachmieter.

Die Geplanten: Gesundheitszentrum und Sushi-Bar ziehen an die Magistrale

Derzeit baut Sushi-Spezialist Viet Ha Truong Pham den ehemaligen Bubble-Tea-Laden in der Wilsdruffer Straße 17 um. Der 31-Jährige zieht von der Weißen Gasse an die Magistrale um, allerdings nicht ganz freiwillig. Die obere Etage des Eckhauses wird zurzeit auf den Einzug des Gesundheitszentrums Medicover vorbereitet. In der Praxis werden Hormon- und Stoffwechselkrankheiten behandelt. Der Zugang zu den Räumen wird in Truong Phams altem Laden gebaut, deshalb wurde ihm gekündigt. Der Gastronom ist schon seit 2005 in der Innenstadt ansässig, das Geschäft mit exotischen Speisen laufe gut, sagt er. Deshalb hält er am Standort im Zentrum fest.

Dorthin will auch Christian von Canal. Der Veranstalter lässt derzeit in der Wilsdruffer Straße 22 zwei Ladenflächen für eine Filiale der Kette Enchilada herrichten. In mehr als 30 Restaurants werden deutschlandweit mexikanische Spezialitäten angeboten. Ab Anfang Juni nun auch in Dresden. Rolf-Dieter Sauer erkennt einen Trend darin, dass sich zunehmend Restaurantketten im Stadtzentrum ansiedeln. Als Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes weiß er, dass das vor allem an den hohen Mieten liegt. Für einzelne Gastronomen seien die nur schwer zu erwirtschaften. Mit einfacher Küche und vielen Gästen erzielen die Ketten gute Gewinne.

Die Neuen: Irish Pub und Händler für Motorroller erweitern das Angebot

Obwohl für die Ladenzeile entlang der Wilsdruffer Straße kein Konzept existiert, zieht es immer mehr Gastronomen an den Standort. Besonders beliebt sind die Ladenflächen zwischen Postplatz und Kleiner Kirchgasse auf der nördlichen Seite der Straße. Hier gibt es genug Laufkundschaft, die zwischen Prager Straße und Neumarkt unterwegs ist. Im Juni 2015 zog Derek Beath mit seinem Irish Pub Shamrocks in die Wilsdruffer Straße 20 um. Kurz zuvor wurde dem Engländer in seiner Kneipe gleich um die Ecke in der Kleinen Brüdergasse gekündigt. „Nach zehn Jahren war das ein Schock“, sagt Beath. Heute ist er froh darüber, denn trotz höherer Miete sei der Standort lukrativer. Weil er mehr Gäste hat, musste er zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Mit etwa 90 Prozent machen Touristen den Großteil seiner Kundschaft aus.

Auf der südlichen Straßenseite ist ein eher ungewöhnlicher Mix an Läden entstanden: Im Chillhouse in der Wilsdruffer Straße 13 gibt es Shishas aller Art zu kaufen, direkt nebenan steht ein Motorroller im Schaufenster. Hier verkauft ein Dresdner Unternehmer sogenannte Scrooser.

Die Geschlossenen: Noch immer kein Nachmieter für ehemaliges Szeged

Neben einer kleinen Ladenfläche in der Hausnummer 14 stehen auch die Räume der einstigen Kultgaststätte Szeged nach wie vor leer. Seit der Wende wechselten Betreiber und Namen – erst vor einem Jahr warf der letzte Wirt das Handtuch, machte den „Steiger am Landhaus“ mangels Gästen dicht. Seitdem sucht der Großvermieter Vonovia einen neuen Mieter für seine Immobilie am Eingang zur Wilsdruffer Straße direkt neben dem Stadtmuseum. „Aktuell prüfen wir mit Interessenten sehr verschiedene Umbaukonzepte und neue Nutzungsideen auf die technische und wirtschaftliche Machbarkeit an diesem Standort“, teilt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner mit. Konkreter wird sie nicht.

Weitere freie Flächen gibt es auch im Geschäftshaus an der Ecke zum Pirnaischen Platz, das derzeit saniert wird . Im Erdgeschoss war zuletzt ein Taschengeschäft ansässig. Nun sollen die Läden im Erdgeschoss und in der ersten Etage neu vermietet werden. „Es gibt inzwischen Gespräche mit Interessenten“, sagt Julian Pinnig, Sprecher des Eigentümers Deutsche Wohnen. Mehr will er noch nicht verraten.