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Auftragsvergabe mit Zähneknirschen

Die Sanierung der Kita in Kiebitz geht voran. Doch nun tauchen Kosten auf, mit denen die Räte nicht gerechnet haben. Das führt zu Diskussionen.

Von Sylvia Jentzsch
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Michael Pietzschmann von Baufirma Ritschel bei Arbeiten im Obergeschoss der Kita „Haus der Sonnenkinder“ in Kiebitz. Bis Juni soll das Vorhaben abgeschlossen sein. Dann ist mehr Platz für Krippen- und Kindergartenkinder.
Michael Pietzschmann von Baufirma Ritschel bei Arbeiten im Obergeschoss der Kita „Haus der Sonnenkinder“ in Kiebitz. Bis Juni soll das Vorhaben abgeschlossen sein. Dann ist mehr Platz für Krippen- und Kindergartenkinder. © André Braun

Ostrau. Wer denkt, dass der Ostrauer Gemeinderat die Projekte und Vorhaben einfach so durchwinkt, hat sich getäuscht. Bürgermeister Dirk Schilling (CDU) steht einem sehr konstruktiven, aber kritischer Gemeinderat gegenüber. Das wurde bei der Vergabe von Aufträgen für die Kindertagesstätte „Haus der Sonnenkinder“ deutlich.

Unterm Strich wurde ein Auflistung der Kosten beantragt. das heißt, es soll wie beim Schulneubau eine Übersicht erarbeitet werden, die zeigt, welche Kosten für den Ausbau des Obergeschosses geplant waren, und wie hoch die tatsächlichen Kosten sind. Erster Anstoß war die Vergabe für die Heizungsanlage. Dafür waren Kosten in Höhe von 7 735 Euro geplant. Nun stehen zusätzliche Kosten in Höhe von 16 200 Euro zu Buche. Begründet wurde diese hohe Summe mit der Erneuerung der Anlage. „Für die Erweiterung der Kita muss die bestehende Heizung an die Räume und deren Nutzung angepasst werden. Bei der Kostenermittlung wurde nur von der Erweiterung und Anpassung in den Räumen im ersten Obergeschoss ausgegangen“, sagte Schilling. Während der letzten Befüllung des Heizöltanks im April 2018 sei vom Heizöllieferanten auf eine defekte Öltankleitung einschließlich der Zulaufleitung hingewiesen worden. Von der Wartungsfirma sei eine Erneuerung des Öltanks dringend empfohlen worden, so der Bürgermeister.

„Was war genau defekt? und Waren die Leitungen nicht reparabel?“, wollte Rätin Regina Hlozek wissen. Auch, ob der Fachplaner der Meinung sei, dass der gesamte Öltank ausgewechselt werden muss, fragte sie nach. Ralf Vogt fand es paradox, dass wegen kaputter Leitungen so ein großer Aufwand notwendig ist. Und Michael Keller fügte hinzu, das wenn so etwas kaputt ist, es verpflichtend sei, die gesamte Anlage zu wechseln. Hier sei etwas nicht in Ordnung. Da Bauamtsleiterin Angelika Riedel zur Ratssitzung nicht anwesend war, konnten die Fragen nicht beantwortet werden. Deshalb bat Gemeinderat Torsten Boin darum, die Fakten nachzuliefern. Denn der Auftrag sollte vergeben werden, um den Bauablauf nicht zu behindern. Deshalb wurde der Auftrag für knapp 30 000 Euro an die Firma Litzke GmbH & Co. KG in Rittmitz vergeben.

Ralf Vogt äußerte sich gegenüber dem Planungsbüro AFB Bauplanungen in Döbeln kritisch. Zumal es im Vorfeld eine lange Zeit benötigte, um die Ausschreibungen vorzubereiten. Dazu sagte der Bürgermeister im November vergangenen Jahres: „Die Vorbereitung der Ausschreibung hat verhältnismäßig lange gedauert. Weil das Gebäude alt ist, waren viele Voruntersuchungen notwendig. Das Planungsbüro hat akribisch gearbeitet, sodass mit wenig Nachträgen gerechnet werden muss.“

Doch das ist wahrscheinlich dann doch nicht der Fall gewesen. Während die Sanitärinstallation ohne Diskussion an den wirtschaftlichsten Bieter, die Firma Litzke GmbH & Co. KG in Rittmitz, vergeben wurde, schauten siech die Räte die Zahlen für die Elektroinstallation kritisch an.

Immerhin lagen die geplanten Kosten bei 10 100 Euro. Der wirtschaftlichste Bieter lag bei 30 000 Euro. Das wurde im Sachvortrag wie folgt begründet: „Das Planungsbüro IBH aus Döbeln erstellte die Elektroplanung. Ursprünglich sollte nur die ehemalige Wohnung im Obergeschoss elektrotechnisch erneuert werden. Es wurde davon ausgegangen, dass der 2006 erfolgte Umbau im Gebäude eine uneingeschränkte Nutzung der Elektroanlagen ermöglicht. Nach einer umfangreichen Bestandsaufnahme wurde festgestellt, dass damals die Sanierung nicht in vollem Umfang erfolgte.“ Zusätzliche Arbeiten werden notwendig. Auch hier wollten die Räte durch ihre Einwände keine Verzögerung im Bauablauf und stimmten der Vergabe an die Firma Schaaf Elektro GmbH in Döbeln zu.

Beim Vergabevorschlag zur Brandmeldeanlage wollte selbst Bürgermeister Dirk Schilling das Vertrauen der Räte nicht über Gebühr strapazieren und verschob den Beschluss zur Brandmeldeanlage. Laut Brandschutzkonzept aus dem Jahr 2006 sollte Brandmeldeanlage mit einer flächendeckenden Überwachung installiert werden. Doch das sei nicht der Fall gewesen. Eine Erweiterung der zwölf Jahre alten Anlage sei nicht möglich, deshalb sollte eine neue Hausalarmanlage ausgeschrieben werden. „Handelt es sich nun um einen Hausalarm oder um eine Brandmeldeanlage mit Aufschaltung auf die Feuerwehr?“, wollte Regina Hlozek wissen. Da gebe es einen wesentlichen Unterschied. Während der Hausalarm nur signalisiert, dass etwas nicht stimmt, ist die Brandmeldeanlage direkt zur Feuerwehr aufgeschalten. Hinzu kommt, dass bei einem Hausalarm keine laufenden Kosten entstehen. Bei einer Brandmeldeanlage mit Aufschaltung aber jährliche Kosten für den Wartungsvertrag und die Aufschaltung zur Feuerwehr entstehen. Dirk Schilling, der selbst nicht an den Bauberatungen zur Erweiterung der Kita in Kiebitz teilnimmt, entschuldigte sich für die schlechte Vorbereitung der Vorlagen. Zur nächsten Ratssitzung am 12. März werde das Planungsbüro anwesend sein, um alle Fragen zu beantworten.