Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in den Touristengebieten sorgen nun für einen erneuten Anstieg der Besucherzahlen.
Die tunesischen Hoteliers erleben nach einer mehrjährigen Durststrecke wieder eine steigende Nachfrage von ausländischen Touristen. Rund 3 Millionen sind in der ersten Jahreshälfte 2018 in das sonnige nordafrikanische Wüstenland am Mittelmeer gereist. Bis Jahresende rechnet das tunesische Tourismusministerium mit rund 8 Millionen Besuchern; nach den Anschlägen war ihre Zahl auf 5,3 Millionen gesunken.
Der Tourismussektor ist der wichtigste Wirtschaftszweig Tunesiens. Er macht 7 Prozent des BIP aus und schafft 400.000 Arbeitsplätze. Das Ausbleiben der ausländischen Gäste stellte das Land auf eine harte Bewährungsprobe, viele Hotels mussten schließen, Kreuzschiffe liefen die tunesischen Häfen nicht mehr an, Reiseveranstalter strichen Tunesien aus ihren Listen, viele Angestellte in Restaurants und Hotels wurden entlassen.
Das Vertrauen der Reisenden kehrt zurück
Die Sicherheitslage entscheidet darüber, ob Touristen nach Tunesien kommen. Die tunesischen Behörden sind bestrebt, die innere Sicherheit zu stabilisieren und zu verbessern; seit den Anschlägen arbeiten sie dafür u. a. eng mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium der Verteidigung zusammen. Die tunesischen Sicherheitskräfte haben ihre Präsenz in den Touristengebieten erhöht und mobile Sicherheitsposten eingerichtet, die in den Sommermonaten an touristischen Anlaufpunkten, Stränden und öffentlichen Plätzen im Einsatz sind. Der seit Ende 2015 verhängte Ausnahmezustand gilt noch immer, doch gab es seit 2015 keine Anschläge mehr auf Urlauber. Das Vertrauen der Reisenden scheint zurückgekehrt zu sein: Große Reiseveranstalter wie TUI und Neckermann verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Pauschalreisen.
Dass Tunesienreisen bei deutschen Sonnenhungrigen wieder an Beliebtheit gewinnen, dafür sorgen sowohl die verbesserte Sicherheitslage als auch die Billigflüge nach Nordafrika. Einen Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Tunis gibt es teilweise schon für 160 Euro. Die gute Konjunktur in Deutschland dürfte zur Reisefreude der Deutschen ebenfalls ihren Teil beitragen.
Auch Kulturreisenden legen zu
Die wunderschönen Sandstrände sind für die meisten Tunesienurlauber Attraktion Nummer eins. Doch nicht nur Strandurlauber kommen entlang der 1.250 Kilometer langen tunesischen Küste voll und ganz auf ihre Kosten. Das geschichtsträchtige Land ist traditionell ein beliebtes Reiseziel für Kulturinteressierte. Nach dreijähriger Besucherabstinenz locken die berühmten Weltkulturerbestätten nun wieder zahlreiche Touristen in das nordafrikanische Land. Beispielsweise verzeichnet der Reiseveranstalter Studiosus derzeit eine erhöhte Nachfrage nach Studien- und Erlebnisreisen in die islamischen Länder am Mittelmeer. Die Gästezahlen in Tunesien und Ägypten lagen 2018 dreistellig im Plus, wie das Unternehmen mitteilte. Der Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch blickt dementsprechend optimistisch in die Zukunft: „Die Nachfrage nach islamischen Ländern ist definitiv auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Unsere Kapazitäten für 2019 haben wir deshalb deutlich ausgeweitet und dem gestiegenen Interesse angepasst.“
Eine besondere Anziehungskraft hat die Stadt Dougga. Dort befinden sich die Überreste der im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Numiden gegründeten Stadt Thugga. Auf dem 25 Hektar großen Gelände, das seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, befindet sich ein römisches Theater, das einst Platz für 2.500 Menschen bot. Die Ruinen einer Kirche zeugen von der frühen Verbreitung des Christentums. Der Triumphbogen des Severus Alexander ist noch gut erhalten.
Wer sich für die Kultur und Geschichte Tunesiens interessiert, kommt natürlich auch an Tunis nicht vorbei, der pulsierenden Hauptstadt des Landes. In den altehrwürdigen Gebäuden der Medina - der Altstadt Tunis - sind zahlreiche Museen und Kulturstätten, Restaurants und Teehäuser untergebracht. Vor den Toren Medinas befinden sich wunderschöne Viertel, in denen Häuser mit beeindruckenden Jugendstilfassaden stehen.
*Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur Anke Fink.