Hinter dem schönen Schein

Von Siiri Klose
Unverkennbar scheint die südliche Sonne aus Elke Daemmrichs Gemälden Die Künstlerin lebt abwechselnd in Dresden und Südfrankreich. „Der Schwimmer“ von 2011 und „Die Fischerinnen“ von 2018 rücken das mediterrane Lebensgefühl mit überbordender Farbigkeit in den Mittelpunkt.
Aktuelles Zeitgeschehen in expressiver Form
Aber: Hinter dem schönen Schein stecken ernste Themen. Das Attentat in Nizza wird in „Die Wanze – Hommage an die Opfer der Attentate“ thematisiert, in „Die ausgestellte Frau“ rückt der Überwachungsstaat in den Mittelpunkt. Bei ihrem Arbeitsaufenthalt in Cleveland/Ohio mit einem Stipendium der Stadt Dresden entstand 2019 die Bleistiftzeichnung „Lucy“: eine Obdachlose, schlafend, drei Koffer, ein handgemaltes Schild. In „El referendum“, das sich auf die Hochzeit der Autonomiebestrebungen der Katalanen bezieht, umringen sieben Polizisten einen Demonstranten. Sie wirken wie Außerirdische. Die achte der zehn biblischen Plagen zeigt eine Heuschrecken-Invasion – lesbar im eigentlichen wie übertragenen Sinne. Zum einen vernichten sie derzeit ganze Landstriche in Ostafrika, zum anderen sind sie zum Synonym eines entfesselten Kapitalismus geworden.

Die tiefgründigen Themen geht Daemmrich mit expressiven Formen an, die bereits ein hohes Maß an Abstraktion beinhalten. Eine Werkgruppe ist ein abstraktes Farbspiel. Darin liegt auch eine Überforderung: Die 90 ausgestellten Arbeiten bearbeiten immer neue Themen und hängen sehr dicht. Eine Konzentration auf weniger hätte Einzelnen mehr Wirkung verschafft.
Die Ausstellung "Zwischen den Welten" von Elke Daemmrich läuft noch bis zum 3. April, Mo & Mi 9-16 Uhr, Di, Do 9-18 Uhr, Fr 9-13 Uhr in der Villa Eschebach, Georgenstr. 6, Dresden. Der Eintritt ist frei.