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Rasselböcke

Das Künstlerpaar Švankmajer schuf sich ein eigenes Universum, zu sehen im Dresdner Lipsiusbau.

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Szene aus Jan Svankmajers Film „Food“ (1992).
Szene aus Jan Svankmajers Film „Food“ (1992). © PR

Von Siiri Klose

Erinnert sich noch jemand an die tschechischen Kinderfilm-Serien? „Pan Tau“? „Die Märchenbraut“? „Die Besucher“ aus der Zukunft, die so wenig Freude an ihren Mahlzeiten hatten? Ihr Zauber besteht in der Verknüpfung des Alltäglichen mit dem Fabelhaften: die Zeitmaschine im Lada, der Elefant auf dem Acker, der grüne Gelatinewürfel, der sich aus einer handfesten Bockwurst entwickelt.

Spezifisch tschechische Art der Realitätswahrnehmung

Die surrealistischen Filme des tschechischen Künstlerpaars Eva und Jan Švankmajer reihen sich da nahtlos ein – oder besser: Wahrscheinlich sind die Švankmajers eher die geistigen Vorreiter dieser spezifisch tschechischen Art der Realitätswahrnehmung. Denn Jan Švankmajer schuf bereits 1964 seinen ersten Film in dieser Stop-Motion-Technik, damals noch ganz im Stil des Prager Schwarzen Theaters.

In der Ausstellung „Move little hands... Move!“ ist eine große Auswahl der Švankmajer-Filme zu sehen, allen voran „Der Tod des Stalinismus in Böhmen“ von 1990, in dem die Künstler drastisch die schnelle Abschaffung der kommunistischen Ideale kommentierten – wieder mit diesem ganz eigenen, subversiven Witz, der schon in den Siebzigerjahren zu einem Berufsverbot geführt hatte.

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht © PR

Erdacht wurden die Filme von Jan, Švankmajer. Sie sind ohne die Ausstattung von Eva Švankmajerova allerdings nicht denkbar. Sie schuf ein ganzes Paralleluniversum aus Tierskeletten, Puppentorsi, Eiern, Blechspielzeug, Kochtöpfen, Marionetten, Spielkarten und Antiquitäten aller Art. Ähnlich dem Rasselbock, diesem Thüringer Hasen mit Rehbock-Hörnern, entstanden als Fabelwesen aus Fundstücken – das surrealistische Stilmittel der Collage auf die Spitze getrieben.

Die große Halle des Dresdner Lipsiusbaus wirkt dann auch eher wie eine Naturhistorische Sammlung aus dem 19. Jahrhundert, zumindest auf den ersten Blick. In dieser Wunderkammer hat zwar vieles einen natürlichen Ursprung. Aber begegnen kann man diesen Dingen nur im Geist der Švankmajers.

Die Ausstellung „Move little hands... Move!“ läuft bis zum 8. März, Di-So 10-18 Uhr im Lipsiusbau, Georg-Treu-Platz 2 in Dresden. Der Eintritt kostet 5 Euro, bis 17 Jahre frei.