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Aus der Geschichte: Katastrophe auf der Landeskrone

Vor 70 Jahren ging die alte Berggaststätte auf dem Görlitzer Hausberg in Flammen auf. Und die Feuerwehr hatte kein Wasser.

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© Archiv

Von Ralph Schermann

Vor 70 Jahren verschwand ein bis dahin vertrauter Anblick auf der Landeskrone: Die ehemalige Berggaststätte wurde bei einem verheerenden Großbrand vernichtet.

Es war 15.45 Uhr am 22. Januar 1946, als Wachtmeister Weise von der Landgendarmerie Biesnitz Flammen auf dem Görlitzer Hausberg erkannte und die Feuerwehr anrief. Die rückte sofort an und schaffte es auch die holprige Fahrstraße bis ganz nach oben, stand dem Feuer aber machtlos gegenüber. Bei ihrem Eintreffen waren bereits Dachstuhl und erste Etage des Lokals zusammengestürzt, es brannten die Zugänge zu den Obergeschossen sowie zum später als Fernsehumsetzer genutzten Turm. Die Feuerwehr aber hatte kein Wasser. Ihr blieb nur, mit primitivsten Mitteln immer wieder zu versuchen, dass das Feuer nicht auf noch nicht in Flammen stehende Anbauten übergreift. Sie entfernten manuell jedes sich auftuende Glutnest, jeden herabfallenden Balken, brachten Brennbares aus der Gefahrenzone. Diese Schwerstarbeit dauerte 13 Stunden.

Als Brandursache wurden falsche Handlungen beim Heizen der Öfen ermittelt. Die Berggaststätte diente 1946 als Lager für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Umsiedler sagte man damals. Warum die Wehr kein Löschwasser hatte, wurde dagegen nie geklärt. Die 1913 gelegte Trinkwasserleitung hätte zwar nicht dafür ausgereicht, doch in den Akten steht eine Übung, die 1938 stattfand und bei der problemlos Wasser über insgesamt 640 Meter Schlauch nach oben gepumpt wurde. 1946 kann es also nur an defekten Pumpen, fehlenden Schlauchlängen oder aber am strengen Frost gelegen haben. Zum Glück aber gab es keine Verletzten.

Der zerstörte Teil des Objektes wurde abgetragen. Auf den Fundamenten entstand ein neues Gebäude, bei knapper Kasse der Nachkriegsjahre beschränkte man sich freilich auf das Wesentliche und baute zeitgemäß eher schlicht an die erhalten gebliebenen alten Kolonnaden und den Aussichtsturm von 1796 an. Das Problem ausreichender Löschwasserversorgung blieb jedoch zunächst bestehen – bis ein bunkerähnlicher großer Wasserbehälter unterhalb des heutigen Berghotels entstand, der Löscheinsätze jetzt sicherer macht.