Von Antonia Lange
Der Autobauer Daimler dünnt aus – und trennt sich von mehreren Autohäusern und Werkstätten. Daneben steht einem Medienbericht zufolge auch das Werk für Akkuzellen im sächsischen Kamenz auf dem Prüfstand.
So denke Daimler inzwischen auch laut über ein Ende seiner Verluste schreibenden Batterie-Tochter Li-Tec nach. Wie das Manager Magazin unter Berufung auf Konzernkreise schreibt, könnte das Werk für Akkuzellen in Sachsen geschlossen werden. Derzeit werde dort nur für den Elektro-Smart produziert – das für 2016 geplante Nachfolgemodell solle aber Batterien vom koreanischen Elektronikkonzern LG bekommen. Ein Daimler-Sprecher erklärte, bei Li-Tec verlaufe alles nach Plan und erwartungsgemäß. Man arbeite an einem Konzept für die künftige Aufstellung der Tochter. Laut Magazin könnte ein Teil der 360 Li-Tec-Mitarbeiter im Fall einer Schließung beim Schwesterunternehmen Accumotive in Kamenz unterkommen. Dort werden die Zellen von Li-Tec aber auch von anderen Zulieferern zu fertigen Batterien verarbeitet. Dieses Unternehmen ist laut dem Bericht nicht gefährdet. In der Belegschaft bei Li-Tec war von Angeboten, zur benachbarten Accumotive zu wechseln, bis gestern noch nichts bekannt.
Überraschend ist die Nachricht vom möglichen Werk-Aus insofern, als dass Daimler erst im April seinem Partner Evonik dessen Li-Tec-Anteile abgenommen hatte. 2012 hatte das Unternehmen bei einem Umsatz von rund 25 Millionen Euro knapp 50 Millionen Verlust geschrieben. Auch für 2013 und das laufende Jahr hatte Li-Tec im Mai 2013 noch keine schwarzen Zahlen in Aussicht stellen können. Dem Bericht zufolge sollte das Werk jährlich Akkuzellen für 30.000 Autos herstellen – die Aufträge hätten dieses Niveau aber nie erreicht.
Neben dem Werk für die Akkuzellen wirft Daimler noch andere Bereiche in den Ring. Ziel sei es, „langfristig wirtschaftlich und profitabel agieren zu können“, sagte eine Sprecherin gestern in Stuttgart mit Blick auf die Änderungen im Vertrieb. 36 Autohäuser und Werkstätten der konzerneigenen Niederlassungen sollen demnach verkauft werden. Davon wären 1.500 Beschäftigte betroffen. Zum Gewinn oder Verlust des Netzes äußert sich der Autobauer nicht. In einem ersten Schritt sollen die insgesamt 33 Niederlassungen mit derzeit noch 158 Standorten regional gebündelt werden. Momentan arbeiten dort noch 15.000 Menschen. Nach Angaben des Betriebsrats sollen durch die Zusammenlegung rund 340 Arbeitsplätze im Verwaltungsbereich abgebaut werden.
Dann verkauft der Vertreter
Dass der Autobauer seine Autohäuser auf den Prüfstand stellt, war bereits im vergangenen Jahr bekannt geworden. Betriebsbedingte Kündigungen sind dort nach Angaben des Konzerns bis Ende 2017 ausgeschlossen. Zudem gibt es eine Garantie, ganze Niederlassungen nicht vor Ende 2015 zu verkaufen.
„Belegschaften und Betriebsräte werden das so nicht akzeptieren“, sagte Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht mit Blick auf Verkäufe und Fusionen. „Wir verlangen Veränderungen im Konzept, bei denen es nicht nur um Margen, sondern auch um die Menschen geht.“ Kunden sollen Daimler zufolge aber nichts von den Plänen spüren. In den betroffenen Autohäusern sollen auch nach einem Verkauf noch Mercedes-Benz stehen – vertrieben werden die Autos dann allerdings über Vertreter und nicht mehr vom Konzern selbst.
Beispiele für Zusammenlegungen sind etwa die Niederlassungen Stuttgart, Reutlingen, Ulm und Ravensburg, die in der Vertriebsdirektion Württemberg gebündelt werden sollen. In einer zweiten Phase werden demnach die Mercedes-Häuser in Leutkirch, Pfullendorf und Weißensberg zum Verkauf angeboten. Die Niederlassungen Hannover, Braunschweig und Kassel verschmelzen indes zur Vertriebsdirektion Mitte. Ein weiterer Verbund entsteht im Rheinland – wo die Niederlassungen Köln, Aachen und Koblenz gebündelt werden. Von Standorten im Osten Deutschlands war nichts zu erfahren.
Mit den neuen Plänen setzt Daimler seinen bisherigen Sparkurs fort, denn er zeigte Wirkung. Das operative Ergebnis stieg im ersten Quartal um 95 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro. Gut eine Milliarde Euro stand als Gewinn. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro. Bei Daimler läuft derzeit ein Sparprogramm, das bis Ende des Jahres vier Milliarden Euro einspielen soll. Im Gesamtjahr 2014 sollen Umsatz, Absatz und Ergebnis deutlich steigen. Rückenwind geben Daimler zahlreiche Neuerungen wie sein überarbeitetes Flaggschiff S-Klasse, die neue E-Klasse und auch die verschiedenen Kompaktwagen. Daimler will bis 2020 noch zwölf Modelle auf den Markt bringen, die keinen Vorgänger haben. Die Absatzzahlen des Konzerns erreichten im ersten Quartal mit 565.800 Fahrzeugen einen neuen Rekordwert. (dpa)