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Aus für die Hundewiese

Der Versuch an der Bahnhofstraße ging schief. Können die Halter auf eine Alternative hoffen?

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Rund 6 000 Quadratmeter groß ist sie, die Fläche auf der ehemaligen Chlorodontfabrik. Jahrelang lud die Wiese zwischen Elbe und Bahnhofstraße Hundehalter dazu ein, dort mit ihren Tieren zu spielen. „In letzter Zeit waren viele auf der Wiese“, erzählt Hundebesitzerin Mary Voss. Ein toller Ausgleich zum Gassigehen an der Leine sei das gewesen, schließlich ist die Wiese komplett umzäunt. Ihre Hündin jedenfalls renne immer schnurstracks zur Wiese, wenn sie mal ausbüxt.

Vor fünf Jahren konnten die Hundehalter sich noch freuen: Damals hatte sich die IG Hundewiese gegründet und das Grundstück von der Stadt gepachtet.
Vor fünf Jahren konnten die Hundehalter sich noch freuen: Damals hatte sich die IG Hundewiese gegründet und das Grundstück von der Stadt gepachtet. © SZ

Doch seit ein paar Tagen ist Schluss damit. Das Tor zur Tobewiese ist mittlerweile mit einem Vorhängeschloss gesichert. Das hat auch seine Richtigkeit, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler auf SZ-Anfrage: „Es handelt sich nicht um eine öffentliche Grünfläche, deshalb soll sie auch verschlossen sein.“ Das Grundstück sei zwar einmal versuchsweise als Hundewiese genutzt worden. Das habe sich aber nicht bewährt und sei deshalb schon „seit Längerem erledigt“. Die Hundehalter in Riesa sind damit wieder dort, wo sie schon einmal vor ziemlich genau fünf Jahren standen. Anfang 2013 hatten einige von ihnen eine Interessengemeinschaft gegründet, das Grundstück von der Stadt gepachtet. Doch so gut der Tobeplatz für die Tiere auch gewesen sein mag: Richtig rund lief es offenbar nicht vor Ort. Schon frühzeitig klagten Mitglieder der Interessengemeinschaft darüber, dass die Stadt die Wiese nicht wie vereinbart übergeben habe, noch allerhand Unrat auf dem Grundstück lag. Der wurde anschließend auch beräumt – nachhaltig verbessert hatte sich die Situation dadurch aber nicht. Schlimmer aus Sicht der Anwohner wog aber offenbar die Lautstärke. „Es war unerträglich“, klagt einer auf Anfrage der SZ, dessen Fenster in Richtung Hundewiese hinausgeht.

Die Wiese war schon länger tabu

Die Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft waren laut Stadtsprecher Uwe Päsler aber nur ein Grund, warum das zunächst auf ein Jahr befristete Experiment Hundewiese eingestellt werden musste. „Es hat letztlich nicht funktioniert, weil nicht alle Hundehalter verantwortungsvoll waren und die Fläche vermüllt wurde, einige – wohlgemerkt einige! – dort auch Party gemacht haben.“ Die Kosten seien dagegen nicht das Problem gewesen. „Die AGV pflegt das Gelände zweimal im Jahr, damit es dort keinen übermäßigen Wildwuchs gibt und räumt auch Müll weg.“ Das Gelände war also schon länger tabu; Halter, die zuletzt noch auf das Grundstück gingen, wurden also allenfalls geduldet. Nachdem zuletzt wieder öfter jemand unerlaubterweise den Hund auf dem Grundstück laufen ließ, kam nun das Schloss ans Tor.

Halterin Mary Voss hat dafür wenig Verständnis. „Fakt ist: Viele meckern, wenn man mit seinem Hund durch die Parks läuft und ihn dabei nicht angeleint hat oder wenn Hunde einfach nicht hören wollen und wegrennen, sobald man die Leine löst. Die Hundewiese war für beides eine super Lösung.“ Die Halter zahlten doch schließlich auch Hundesteuern. „Aber dafür bekommt man zu wenig.“ Gerade die leerstehende Wiese sei ihrer Ansicht gut geeignet gewesen. Eine, von der eine ganze Reihe von Menschen profitieren könnten: Rund 1 000 Hunde sind in der Stadt immerhin gemeldet. Alternativen zur Spielwiese an der Bahnhofstraße fallen Mary Voss nicht ein. Ähnlich geht es Uwe Brestel. Der Chef des Riesaer Tierheims überlegt nun, eventuell die Tobewiese neben Gut Göhlis auch für Außenstehende freizugeben. Bislang ist der Spielplatz den Hunden aus dem Tierheim vorbehalten. Ehe es aber soweit kommt, müssten noch einige Fragen geklärt werden. „Es könnte versicherungstechnische Schwierigkeiten geben.“ Außerdem entstehen durch häufigere Nutzung Kosten. Einfach so Eintritt verlangen könne der gemeinnützige Verein aber auch wieder nicht. Er wolle das Thema aber zumindest einmal in der nächsten Sitzung des Tierschutzvereins ansprechen, sagt Brestel. Den Riesaer Hunden und ihren Haltern wäre jedenfalls zu wünschen, dass sie einen neuen Platz finden, an dem auch ohne Leine getobt werden darf.