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Aus für Kneipp-Verein

Der Verein aus Kurort Hartha hat sich nach 21 Jahren aufgelöst – wegen eines Problems, das viele beschäftigt.

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© Archiv: A. Weihs

Von Stephan Klingbeil

Kurort Hartha. Im vergangenen Jahr hat der Kneipp-Verein am Tharandter Wald aus Kurort Hartha beim Harthebergfest noch sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Doch nun ist alles vorbei. Der Verein mit zuletzt 83 Mitgliedern und zahlreichen Helfern ist aufgelöst worden. Der Vorstand hatte sich schweren Herzens zu diesem Schritt entschlossen. „Mehr als ein Jahr lang haben wir vergeblich nach Leuten gesucht, die im Vorstand unseres Vereins mitmachen wollen“, bedauert die bisherige Vorsitzende Christine Rademacher aus Kurort Hartha das Aus des Vereins, der sich den Ideen von Sebastian Kneipp verschrieben hatte. Der Priester aus Bayern hatte im 19. Jahrhundert unter anderem die Wasserkur populär gemacht.

Der Kneipp-Bund ist ferner als Dachverband für die rund 600 Kneipp-Vereine die größte private deutsche Gesundheitsorganisation. Auch die Harthaer gehörten dazu. Erst in der jüngeren Vergangenheit sei es besser geworden, erklärt Rademacher. Doch das half dem Verein auch nicht mehr. Er konnte keine jüngeren Leute für die Vorstandsarbeit gewinnen. „Das ist sehr traurig, aber wir sind offenbar auch nicht der einzige Verein mit Nachwuchsproblemen, man hört das immer wieder. Vereine sterben eben. Das ist der Trend der Zeit.“ An Unterstützern habe es nicht gemangelt. Gesundheitsangebote, Sportkurse und Vorhaben wie das Projekt „Mit Märchen und Sagen durch den Tharandter Wald“ wurden auf den Weg gebracht und vorangetrieben. Es gab Sponsoren. Dafür fehlten aber – jüngere – Leute, die auch Verantwortung im Vorstand übernehmen wollen.

Der Verein hatte einen Altersdurchschnitt von 73 Jahren. Und auch die Vorstände hätten sich am Ende vor allem aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit vollem Einsatz engagieren können. „Ich werde selbst 70, kann mich nicht um alles kümmern“, sagt Christine Rademacher zur Arbeit im Vorstand. Die Wahl eines neuen Führungsgremiums musste mehrmals verschoben werden. In diesem Sommer zogen die verbliebenen Vorstände dann die Reißleine – nachdem ein letzter Mobilisierungsversuch im Lindenhof gescheitert war. Doch auch nach der Zusammenkunft in dem Seniorenheim in Kurort Hartha, das sich selbst am Kneipp-Konzept interessiert zeigte, fanden sich keine neuen Vorstände. In den Schulen und Kitas, die der Kneipp-Verein betreute, konnten auch keine Erzieher, Lehrer oder Eltern für die Vorstandsarbeit begeistert werden, so Rademacher. Immerhin – und das wird Teilnehmer bisheriger Angebote des Vereins freuen – wird es weiterhin Nordic Walking, Gesundheitssport und anderes geben. Nur werden diese nun von bisherigen Kursleitern selbst angeboten. Teilweise haben Leute sogar schon jetzt direkt bei den Kursleitern und nicht erst über den Verein angefragt.

„Auch die Angebote bei mir bleiben bestehen“, sagt etwa Physiotherapeutin und Heilpraktikerin Susann Simon, die gegenüber vom Lindenhof unter anderem Rückenfitness, Entspannungskurse anbietet – nur eben nicht mehr als Angebot des Vereins, in dem sie selbst Mitglied war. Wenn man berufstätig ist und Familie hat, sei es zeitlich schwer, Verantwortung im Vereinsvorstand zu übernehmen, erklärt sie.

Ortsvorsteher und Kreiswanderwegewart André Kaiser kennt dieses Problem. Er bedauert das Aus für den Verein, der 1995 gegründet wurde, als Kurort Hartha hoffte, neben dem Prädikat staatlich anerkannter Erholungsort auch Kneipp-Kurort zu werden. Das klappte nicht, weil sich etwa einst neben dem Parkhotel im Ort keine zweite erforderliche Kneippeinrichtung fand. Die vom Verein betreuten Kneippanlagen der Stadt Tharandt bleiben. Die Stadt halte sie weiterhin in Schuss. Und auch das im Vorjahr angeschobene Märchenprojekt geht nicht in der Versenkung unter, was Christine Rademacher sehr freut. Denn der Verkehrs- und Verschönerungsverein „Tharandter Wald“, in dem Kaiser Vorsitzender ist, hat das Projekt übernommen. Dabei sollten an verschiedenen Orten Märchenfiguren und Info-Tafeln aufgestellt werden oder wurden schon errichtet. Spenden dafür gebe es auch. Doch Kaiser zufolge könnte es sein, dass das Projekt in einer anderen Gestaltung umgesetzt wird. Dabei rückten die Tafeln mehr in den Fokus. Es gebe Gespräche mit dem Staatsforst dazu.