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Aus für Schiffsbau in Laubegast

Investor Reinhard Saal gibt den Werftbetrieb auf. Das Areal wird zur Reparaturwerkstatt der Dampfschifffahrt.

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© Sven Ellger

Von Tobias Wolf

Für die Sächsische Dampfschiffahrt und den langjährigen Vorarbeiter Falk Naumann hat diese Entwicklung etwas Positives. Für den Schiffsbau in Dresden ist es eine schlechte Nachricht: Investor Reinhard Saal hat den Laubegaster Werftbetrieb inzwischen komplett aufgegeben und Teile des historischen Betriebsgeländes an die Sächsische Dampfschiffahrt vermietet. Das bestätigt er gegenüber der SZ. Dampfschifffahrtschefin Karin Hildebrand hat deshalb neben Vorarbeiter Naumann einen weiteren Ex-Mitarbeiter Saals übernommen.

Unter ihrem Vorgänger Ludwig Sebastian Meyer-Stork war ein Kauf der Werft nach der Pleite Anfang 2011 kein Thema, obwohl das Schiffsbauunternehmen einst zur Weißen Flotte gehörte. Auch, weil der Insolvenzverwalter seinerzeit rund 1,5 Millionen Euro für die Werft wollte. „Es macht aber einen Unterschied, ob ich etwas kaufe oder miete“, sagt Hildebrand. Damit hat sich die Sächsische Dampfschiffahrt nun für die nächsten Jahre eine eigene Reparaturwerkstatt gesichert.

Der wichtigste Teil ist die Slip-Anlage, mit der die Schiffe auf Land gezogen werden. Denn die nächsterreichbare Anlage für Schiffe der Dampferklasse gibt es nahe dem sachsen-anhaltischen Roßlau. Eine eigene Werft in Dresden spart der Sächsischen Dampfschiffahrt vor allem Fahrt- und Personalkosten. Denn die Bootsleute müssen immer bei ihren Schätzen sein. Derzeit liegt noch der historische Raddampfer Pillnitz auf Land – für die letzten Arbeiten an der neuen Toilettenanlage.

Problem für kleinere Schiffseigner

Insgesamt acht Schiffe hat die Sächsische Dampfschiffahrt zur Winterreparatur nach Laubegast und Aken bei Roßlau geschickt. Etwa eine Million Euro haben die Reparaturen insgesamt gekostet, sagt Technik-Chef Gerd-Rüdiger Degutsch. Die frisch angemietete Werft könnte dazu beitragen, die Kosten der Dampfschifffahrt langfristig besser im Griff zu halten, weil eigene Technik-Experten oder externe Firmen an den Schiffen arbeiten sollen.

Das hat allerdings Folgen für andere Flottenbetreiber und Schiffseigner, die bislang ihre Schmuckstücke in der Laubegaster Werft überholen lassen konnten. Dazu zählen Unternehmen wie die Personenschiffahrt Oberelbe aus Pirna, die vor allem in der Sächsischen Schweiz unterwegs ist. Aber auch kleinere Unternehmen trifft dies hart. Weiterhin Reparaturen für Dritte in Laubegast anzubieten, ist für die Flotten-Chefin derzeit kein Thema. „Wir sind kein Werftbetrieb, aber wir bieten anderen an, die Slip-Anlage mitzubenutzen“, sagt sie. „Mit Werften ist es wirtschaftlich eher schwierig.“ Bundesweit sind in den vergangenen Jahren reihenweise Betriebe pleitegegangen. Insofern galt es vor knapp zwei Jahren als mutiger Schritt, dass Investor Reinhard Saal, ein Unternehmer aus der Foto-Industrie, den Betrieb der Laubegaster Werft langfristig sichern wollte. Er hatte das Gelände nach der Schließung im März 2013 gekauft und die größte Sanierung der vergangenen Jahrzehnte gestartet.

Pläne sind offenbar nicht komplett aufgegangen

Unter anderem wurden die historische Produktionshalle und das Verwaltungsgebäude renoviert. Rund zwei Millionen Euro hat der Unternehmer bislang in die Werft investiert. Dazu Freizeitanlagen mit Volleyballfeld und Biergarten, eine Bootstankstelle und eine neue Halle zum Unterstellen von Sportbooten geplant. Auch den Elberadweg wollte er künftig direkt durch die Werft führen.

Offenbar sind diese Pläne nicht komplett aufgegangen und Saal einigte sich mit der Dampffschifffahrt auf ein Vermietungskonzept. Neben der Slip-Anlage nutzt die Dampferflotte auch die Schiffsschreinerei und Teile der Maschinenhalle. „Neben unseren Dampfern überprüfen wir in Laubegast auch unsere Pontons“, sagt Karin Hildebrand. „Ein paar Fähren der Dresdner Verkehrsbetriebe haben wir auch schon an Land geholt.“ Das Nahverkehrsunternehmen ist im Hinblick auf Reparaturen nicht so sehr von der neuen Situation betroffen, weil es fast immer eigene Leute für Reparaturen schickt.

Dafür sieht es bei Neubauten in Laubegast künftig schlecht aus. Noch im August 2012 hatte die Werft eine neue Elbfähre mit dem Namen Caroline gebaut. Vor der Pleite sogar zwei millionenteure Großfähren für den kenianischen Hafen Mombasa. Solche Aufträge wird die nun federführende Sächsische Dampfschifffahrt auf der Werft nicht mehr annehmen, zumindest in den nächsten Jahren. Wenigstens sind die Reparaturen gesichert. Fachleute und Schiffshandwerker müssen sich die Unternehmen wie der Hauptmieter aber selbst suchen.

Neben der Sächsischen Dampfschiffahrt ist ein weiteres Schiffsunternehmen auf dem Gelände etabliert. Allerdings baut die Firma Schaaf Boats eher leichte und luxuriöse Aluminium-Yachten für die Weltmeere als massive Elbekähne aus Stahl.