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Ausfälle gegen den Richter

Irak. Saddam Hussein bittet die Richter im Fall der Todesstrafe um Erschießung.

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Von Bushra Juhi,Bagdad

Im Falle eines Todesurteils gegen ihn will der gestürzte irakische Staatschef Saddam Hussein erschossen werden. Er sei ein Mann der Streitkräfte und wolle nicht wie ein gewöhnlicher Verbrecher erhängt werden, sagte Saddam Hussein gestern bei seinem ersten Auftritt vor Gericht seit seinem Hungerstreik. Der Expräsident zeigte sich erneut streitlustig, wirkte aber deutlich dünner als früher.

Zum Auftakt des Verhandlungstages durfte Saddam Hussein eine Stellungnahme abgeben, in der er wieder die Legitimation und die Unvoreingenommenheit des Gerichts anzweifelte. Das Gericht sei Handlanger der amerikanischen Besatzung. Während eines emotionalen Ausbruchs des Angeklagten unterbrach ihn Richter Rauf Abdel Rahman und warf ihm vor, zur Gewalt gegen Iraker aufzurufen.

Pflichtverteidiger abgelehnt

„Ich rufe zur Tötung von Amerikanern und Invasoren auf, nicht zur Tötung von Irakern“, entgegnete der Angeklagte. Der Richter verwies darauf, dass die Aufständischen täglich im Durchschnitt 60 Iraker töteten, aber nur zwei Amerikaner. „Warum greifen sie die Iraker in Cafés und auf Märkten an? Warum sprengen sie sich nicht unter Amerikanern in die Luft?“ Darauf sagte Saddam Hussein: „Dieser Fall ist nicht den Urin eines irakischen Kindes wert.“ Schließlich schaltete der Richter die Mikrofone des Angeklagten ab.

Zuvor hatte Saddam Hussein erklärt, er sei gegen seinen Willen direkt aus dem Krankenhaus in den Gerichtssaal gebracht worden. Er lehnte seinen Pflichtverteidiger erneut ab. Die Verteidiger von Saddam boykottieren den Prozess und fordern einen besseren Schutz vor Anschlägen. Der Pflichtverteidiger sagte in seinem Plädoyer, die Augenzeugen und die vorgelegten Dokumente hätten nicht beweisen können, dass Saddam Hussein persönlich in die Morde an Schiiten in Dudschail 1982 verwickelt gewesen sei. Der Prozess soll heute fortgesetzt werden, ein Urteil wird Mitte August erwartet. (AP)