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Ausgerechnet der allerletzte Versuch

Die Dresdner Dreispringerin Jenny Elbe scheitert in der Qualifikation – und an den eigenen Nerven.

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© dpa

Blöder hätte es nicht laufen können, findet Jenny Elbe. Und um ihre Gemütsverfassung kurz nach dem Ausscheiden in der Dreisprung-Qualifikation zu beschreiben, benutzt sie das böse Sch-Wort. Doch wer will es ihr verdenken? „13. Platz – was soll ich sagen“, fragt sie und kämpft mit den Tränen. Wenn die besten zwölf Springerinnen unter anderem mit der Chemnitzerin Kristin Gierisch in der Nacht zum Montag das große Finale bestreiten, ist die Dresdnerin nur Zuschauer.

14,02 Meter erreicht sie im dritten und letzten Durchgang. Das bedeutet zu diesem Zeitpunkt Rang elf. Und trotzdem „wusste ich, dass es nicht reicht“, meint Elbe. Zwar sind nur noch vier Springerinnen nach ihr dran, doch schon die erste überbietet jene Weite, die international bestenfalls Durchschnitt darstellt. Das weiß auch Elbe. Ihre persönliche Bestmarke steht bei 14,28 Metern, aufgestellt im Mai im heimischen Heinz-Steyer-Stadion – 17 der insgesamt 39 Teilnehmerinnen sind in diesem Jahr schon weiter gesprungen. „Aber dass mich ausgerechnet die allerletzte Springerin rauskegelt...“ Die 26-Jährige beendet den Satz nicht. 14,12 Meter gelingen der Portugiesin Susana Costa, und sechs Zentimeter fehlen Elbe. 14,08 Meter hätten fürs Weiterkommen gereicht.

Das ist eine Weite, die sie eigentlich locker draufhat – nicht aber bei ihrer Olympia-Premiere am Samstagvormittag. „Die Sprünge haben sich nicht so toll angefühlt, obwohl ich körperlich ganz fit gewesen bin. Ich war mir sicher, dass es klappt“, schildert Elbe ihren Wettkampf, der mit 14,01 Metern beginnt. Dem passablen Anfang lässt sie 13,85 Meter folgen – und hadert. Auf der Tribüne gibt Vater Jörg, der auch ihr Trainer ist, vehement Korrekturhinweise. Er versucht seine Tochter zu motivieren, mitzureißen. Sie springt 13 Zentimeter vor dem Balken ab und landet bei jenen 14,02 Metern – zu wenig.

„Die Anspannung war noch größer als sonst“, erklärt sie danach und erzählt von den vielen Eindrücken, die es bei Olympischen Spielen zusätzlich zu verarbeiten gilt. Und auch mit dem Ausscheiden hätte sich Elbe bestimmt leichter abfinden können, wenn die Leistung gestimmt hätte.

So bleibt die Bilanz gemischt: sportlich enttäuschend und doch bereichernd. „Ich war überrascht, wie viele Zuschauer schon am Vormittag im Stadion waren. Geniale Stimmung“, sagt Elbe. Über die äußeren Bedingungen kann und will sie sich nicht beschweren. Das Problem liegt bei ihr, so blöd das klingt. (SZ/-yer)