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Ausgezeichnet

Der frühere Dynamo-Torwart Dennis Eilhoff ist jetzt Polizist. Für seine Bachelor-Arbeit hat er auch Fans von Dynamo befragt.

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© Jochen Tack / IM NRW

Von Sven Geisler

Ehre, wem Ehre gebührt. Seine Karriere als Fußballtorwart muss Dennis Eilhoff vorzeitig beenden. Er ist erst 29, als nach seinem zweiten Spiel für Dynamo Dresden im Juli 2011 sein linker Mittelfinger anschwillt. Erst zwei Monate später stellt sich heraus, dass es keine Prellung ist, sondern eine komplizierte Kapselverletzung. Er wird zweimal operiert, kann den Finger aber nur noch eingeschränkt bewegen. Für einen, der Bälle fangen soll, eine erhebliche Einschränkung.

Bei Dynamo verletzte sich Torwart Eilhoff so schwer, dass er die Karriere beenden musste.
Bei Dynamo verletzte sich Torwart Eilhoff so schwer, dass er die Karriere beenden musste. © Robert Michael

Doch Eilhoff hadert nicht etwa mit seinem Verletzungspech, zumal er in der Familie seinen Rückhalt hat. Er ist verheiratet mit Jeanette, hat zwei Kinder. Sohn Darren ist jetzt neun, Tochter Leni Collin acht. Was dem Papa jedoch am meisten hilft beim Start in seine berufliche Zukunft, ist seine Weitsicht als Jugendlicher. Obwohl er bei Arminia Bielefeld seinen ersten Profi-Vertrag bekommt, schmeißt er das Abitur nicht. So muss er nun keinen Umweg gehen, „zum Glück“, wie er sagt. Eilhoff kann sich direkt für ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Bielefeld bewerben. Er wollte schon als kleiner Junge Polizist werden.

Jetzt ist er Kommissar – und das mit einem ausgezeichneten Abschluss. Für seine Bachelor-Arbeit erhielt er eine glatte 1,0 – sein Thema: Gefühlte (Un)Sicherheit bei Fußballspielen. Dafür hat er die Fans von Dynamo und Arminia Bielefeld aufgerufen, einen Fragebogen auszufüllen. 5 357 Leute haben mitgemacht. „Dabei meinte die Dozentin, die mich betreut hat, bei unserem ersten Gespräch, es könnte schwierig werden, die nötigen 100 Antworten zu bekommen“, erzählt Eilhoff. „Für die Resonanz bin ich sehr dankbar, denn die Umfrage ist das Herzstück meiner Arbeit.“

Er hat einige überraschende Erkenntnisse gewonnen, auch wenn sich die überwiegende Mehrheit der Zuschauer in den Stadien sicher fühlt: die Frauen mit 79,7 Prozent etwas weniger als die Männer (91,4). „Dieses Gefühl bestätigt auch, dass die Polizei mit ihren Einsätzen bei Fußballspielen eine gute Arbeit leistet“, erklärt Eilhoff. Seine Vermutung, die Angst vor Ausschreitungen werde bei den Dresdner Fans größer sein als bei den Bielefeldern, bestätigte sich dagegen nicht. Vielmehr ist es genau andersherum: 35,3 Prozent der Dynamo-Anhänger und 56,9 Prozent der von Arminia bereitet das Sorgen.

Eine im wahrsten Sinne heiße Frage war auch die nach der Pyrotechnik. Wenig überraschend sind die 16- bis 25-Jährigen gegen das Verbot, aber auch in den anderen Altersgruppen ist mit 51,2 Prozent jeder Zweite für die Legalisierung von bengalischen Fackeln und Nebeltöpfen. Gleichzeitig fürchtet jeder Vierte, im Stadion durch Feuerwerkskörper verletzt zu werden. Die Diskussion wird also weitergehen, und Eilhoff liefert mit seiner Arbeit eine neue, andere Grundlage. Er spricht von Denkansätzen, die seine Ergebnisse bieten. „Es ist eine wissenschaftliche Analyse, was Fußballfans in puncto Sicherheit wichtig ist. Darauf können weitere Studien aufbauen“, meint der 35-Jährige.

Höchste Aufmerksamkeit hat er bereits erregt, am Montag ist er als einer von acht Beststudenten vor 150 geladenen Gästen feierlich vom nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) ausgezeichnet worden. „Das war ein schönes Erlebnis und ist eine Anerkennung für meine Arbeit, die sehr aufwendig war“, sagt Eilhoff. Eine Prämie gab es nicht für den Beamten, aber eine Urkunde. Die habe einen symbolischen Wert. „Ich kann sie später den Kindern zeigen.“ Nach dem freien Dienstag ist er bereits Mittwoch wieder im Streifenwagen unterwegs in Rheda-Wiedenbrück, einer Stadt mit 48 000 Einwohnern.

Zunächst für vier Jahre ist er auf den Wach- und Wechseldienst festgelegt. Er rückt also mit seinen Kollegen aus bei Unfällen, Nachbarschaftsstreit, Ruhestörung oder den anderen Ärgernissen des Alltags, wegen denen die Polizei gerufen wird. Bisher sei er nicht in brenzlige Situationen geraten, meint Eilhoff, er fühle sich aber auch dafür gut gewappnet. „Ich bin zwar noch jung bei der Polizei, aber schon ein bisschen lebenserfahren. Deshalb denke ich, dass ich stressresistent bin.“ Immerhin musste er auch als Fußballer einiges aushalten, etwa vor 80 000 Leuten in Dortmund bestehen.

Bei der Absicherung von Fußballspielen wird er nicht eingesetzt, obwohl er mit seiner Bachelor-Arbeit zumindest theoretisch darauf bestens vorbereitet wäre. Dafür gibt es aber spezialisierte Einheiten. Wie seine zweite Karriere weitergeht, lässt Eilhoff offen. „Es gibt verschiedene Spezialisierungsmöglichkeiten wie zum Kriminalisten“, sagt der Torwart in Uniform.