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Ausgezeichnete Kuppelhalle

Von Babytreff bis Kochkurs: Der Tharandter Verein wird für seine generationsübergreifende Arbeit gewürdigt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Tharandt. In der Künstlergarderobe der Kuppelhalle Tharandt duftet es lecker. Sechs Frauen und ein Mann, die meisten im reiferen Alter, setzen sich an den gedeckten Tisch und lassen sich ihr Abendbrot schmecken: Selleriecremesuppe als Vorspeise, panierten Sellerie mit Kartoffelbrei als Hauptgang, und zum Dessert gibt es Mousse au Chocolat mit Champagner-Himbeer-Schaum. Ein Menü, das jeder Gaststätte zur Ehre gereichen würde. Gekocht und zubereitet aber haben es in diesem Fall die Gäste selbst, im Kochkurs mit Karla Wienhaus.

Die rund einhundert Jahre alte Kuppelhalle war einst ein Heilbad mit Schwimmbecken und Kabinen mit Badewannen. Heute befindet sich dort ein soziokulturelles Zentrum und Mehrgenerationenhaus mit vielfältigen Angeboten.
Die rund einhundert Jahre alte Kuppelhalle war einst ein Heilbad mit Schwimmbecken und Kabinen mit Badewannen. Heute befindet sich dort ein soziokulturelles Zentrum und Mehrgenerationenhaus mit vielfältigen Angeboten. © Andreas Weihs

Die Tharandter Diätassistentin und Medizinpädagogin lädt einmal im Monat montags in die kleine Küche der Kuppelhalle ein, um mit gleichgesinnten Frauen besondere Rezepte auszuprobieren. (Der eingangs erwähnte Mann gehört nicht dazu, er wollte nur seine Frau abholen.)

Während die Damen kochen und speisen, mühen sich in der Etage darüber die achtjährigen Zwillinge Jannis und Claas aus Kurort Hartha auf ihren Instrumenten ab. Sie lernen Cello und Klavier in der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz – Außenstelle Kuppelhalle Tharandt. Auch neben der Galerie fiedelt es an diesem Montag auf einer Geige, wie fast jeden Tag. Dann kommt ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren, grüßt freundlich und steigt die Treppe hinauf, um im Clubraum Sport zu treiben, Freunde zu treffen, sich Rat zu holen oder auch, um im Bad des Hauses seine Wäsche zu waschen.

Vereine des Jahres 2016

Kategorie Kultur:
1. Schlossverein Struppen (3000 Euro);

2. Förderverein Schauanlage und Museum der Granitindustrie, Haselbachtal (2000 Euro);

3. Denk Mal Fort! Die Erinnerungswerkstatt Dresden (1000 Euro);

Kategorie Sport:

1. Basketball Club Dresden (3000 Euro);

2. Arrows Pirna (2000 Euro);

3. SV Steina 1885 (1000 Euro);

Kategorie Soziales:

1. Initiative Kinder von Tschernobyl, Kamenz (3000 Euro);

2. Spielprojekt Dresden (2000 Euro);

3. Kuppelhalle Tharandt (1000 Euro).

Publikumspreis (mit 1500 Euro dotiert):

SV Steina 1885.

Neun Vereine hat die Ostsächsische Sparkasse Dresden mit der SZ als Medienpartner am Donnerstag ausgezeichnet. Sie sind nun „Vereine des Jahres 2016“.

Vorgeschlagen waren für die Ehrung 199 Vereine aus Dresden, dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der Region Hoyerswerda und Kamenz/Radeberg. Aus diesem Feld wählte eine Jury aus Sparkasse und SZ die Sieger aus. Außerdem gab es eine Publikumsabstimmung.

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Willkommen im Alltag der Kuppelhalle. „Wir haben Angebote für Menschen aller Altersstufen“, sagt Ivo Ruscher, ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Kuppelhalle, der Eigentümer und Träger des Hauses ist. Seit Donnerstag mit Auszeichnung: Die Ostsächsische Sparkasse Dresden hat der Kuppelhalle bei der Wahl zum „Verein des Jahres 2016“ in der Kategorie „Soziales“ einen dritten Preis zuerkannt, verbunden mit einer Zuwendung in Höhe von eintausend Euro. „Das Geld können wir gut gebrauchen“, sagte Ruscher nach der Preisverleihung. Noch mehr aber freut ihn die Würdigung der Arbeit des Hauses. Seit mehr als zwanzig Jahren ist die Kuppelhalle anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, wurde 2008 ins Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus aufgenommen, übrigens unter der Schirmherrschaft des Kabarettisten Olaf Böhme, und wird seit 1. Januar dieses Jahres auch als Soziokulturelles Zentrum gefördert.

Breites Angebotsspektrum

„Die Aufgaben gehen fließend ineinander über, sagt Bettina Weber, die als Angestellte seit 19 Jahren im Haus ist. Die Sozialmanagerin ist die Verwalterin, sie koordiniert nicht nur die Angebote, sie beschafft auch das Geld für Projekte und für den Betrieb der Kuppelhalle, das aus unterschiedlichen Töpfen kommt: vom Jugendamt des Landkreises, vom Kulturraum, vom Bund, von der Stadt. Alles in allem reicht die Finanzierung für zwei Vollzeitstellen, in die sich drei Angestellte teilen. Neben Bettina Weber sind das die Kulturmanagerin Anke Israel, die seit 15 Jahren im Haus ist, und die Sozialpädagogin Vicki Füchtner, auch sie ist schon seit 18 Jahren da.

Das Spektrum der Angebote ist so vielfältig wie das Leben selbst: Babytreff, Kinderzirkus, Keramik, Trommeln, Rückenschule, Yoga, Bürgerakademie, Repair-Café, Kunstausstellungen, Konzerte oder Feste. Zudem gibt es insbesondere für Jugendliche Unterstützung bei Behördengängen, Bewerbungen oder anderen Problemen. Einiges wird von den Mitarbeitern organisiert, für anderes stellt die Kuppelhalle Räume, Infrastruktur und Logistik. Neuerdings hat sogar der Integrationsbeauftragte des Landkreises dort sein Büro.

„Es hat sich hier viel geändert“, sagt Ivo Ruscher rückblickend. Der 38-Jährige, der in einem Kindergarten arbeitet und berufsbegleitend eine Ausbildung zum Erzieher macht, kennt das Haus seit 1993. Damals ist er in den Jugendclub eingetreten, aus dem vor zwei Jahren der Kuppelhalle e.V. wurde. Die Geschichte aber reicht viel länger zurück: Der 1979 gegründete Jugendclub baute sich schon in den frühen Achtzigerjahren einen Teil des ehemaligen Stadt- und Wannenbades zu seinem Domizil aus. Anfang der Neunziger übernahm er das ganze Haus und veranstaltete dort vor allem Rockkonzerte, die es jetzt kaum noch gibt: „Mit Dresden können wir einfach nicht mithalten“, sagt Ruscher. Der Tharandter Kultur- und Kunstverein, der sich Ende April auflösen will, setzte zwanzig Jahre lang eigene Akzente.

Dessen Angebote, wie Länderabend oder Galerie, hat die Kuppelhalle übernommen, die heute mehr denn je generationsübergreifend arbeitet. Im Grunde war das schon der Ansatz des Jugendclubs, der nicht nur Kinderfeste organisierte, sondern mit Tanznachmittagen im „Hubertus“ bereits vor dreißig Jahren ein Herz für Rentner hatte. Nur Kochkurse gab es keine.

Mehr hier www.kuppelhalle.com