Von Sven Görner
Moritzburg. Dort, wo bis vor ein paar Tagen noch der Planwagen und die rustikalen Bauten der „Ausspanne“ Radfahrer und Spaziergänger zum Verweilen lockten, steht nur noch eine große Holztafel. Auf dieser haben Barbara Leuenberger und ihre Familie in den vergangenen Jahren akribisch über das Geschehen im Storchennest am Fasanenschlösschen Buch geführt.


„Diese Chronik führen wir weiter“, sagt Inhaberin Barbara Leuenberger. „Zudem brauchen wir die Tafel, um auf unsere neue Ausspanne hinzuweisen.“ Diese wurde zu Wochenbeginn eröffnet. Nur wenige Meter vom bisherigen Standort entfernt, in der dem Großteich zugewandten Seite des großen Vierseithofes. Einst gehörte dieser zum Marcolinihaus. Heute hat das Anwesen drei verschiedene Besitzer. Die Aufteilung ist nicht zu übersehen. Ein Teil ist komplett saniert, der Zustand des anderen wird immer schlechter und von dem dritten stehen nur noch die Grundmauern. Diesen Teil hat die Gemeinde Moritzburg in Erbpacht an die Familie Leuenberger vergeben.
„Geplant hatten wir, das 40 mal neun Meter große Gebäude wieder komplett aufzubauen, um dort die Ausspanne und Gästezimmer unterzubringen“, sagt Barbara Leuenberger. Doch die erhofften Fördermittel blieben aus. „Allein den Dachstuhl und das Dach denkmalgerecht wieder aufzubauen, kostet rund eine halbe Million Euro. Meine Eltern haben immer gesagt, das steckt ein ganzer Wald drin.“
In den Boden eingelassene LED-Strahler beleuchten die alten Mauern
Also suchten Leuenbergers nach einer Alternative und setzten diese nun um. Zunächst wurden die notwendigen Versorgungsleitungen verlegt und die alten Bruchsteinmauern saniert. „Danach haben wir einen neuen Weg und eine Terrassenfläche angelegt.“ Die sächsische Wegedecke wird von frisch eingesätem Rasen begrenzt. Neben den Außenplätzen mit Blick auf Leuchtturm und Hafen gibt es auch im Inneren rustikale Sitzmöglichkeiten. Schirme und Pavillons schützen die Gäste vor Sonne und Regen. Statt Fenster schmücken Blumen die Sandsteinlaibungen der Maueröffnungen. Die historischen Bodenplatten haben die Leuenbergers wieder neu verlegt. In der Dämmerung und bei Dunkelheit beleuchten in den Boden eingelassene LED-Strahler die alten Mauern.
Das Herzstück der neuen Ausspanne sind drei Container. Mit ihnen verbessern sich die Bedingungen sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeiter. In einem befinden sich jetzt ordentliche Toiletten. Die vergangenen 17 Jahre gab es nur ein Dixi-Klo. Mit der neuen Küche im zweiten Container kann Barbara Leuenberger jetzt das Speisenangebot erweitern. „Bratwurst, Steak, Spanferkel und Suppen gibt es auch weiterhin. Zusätzlich werden wir jetzt noch zwei Tagesgerichte anbieten. Immer frisch gekocht.“ Die Zutaten kommen aus der Region und einiges auch aus dem eigenen Garten.
Der dritte Container bietet schließlich reichlich Platz für den Ausschank und den Grill. Dass die Container in dem alten Gemäuer kaum auffallen, hat vor allem einen Grund: Die sichtbaren Außenwände haben Leuenbergers von einem Graffitikünstler gestalten lassen. Mit Mauerwerk, Fenstern, und einem Tor, aus dem ein Schimmel schaut.
„Nur für unseren Planwagen haben wir bisher noch keinen Platz gefunden“, sagt Barbara Leuenberger. Mit diesem hatte vor 17 Jahren alles angefangen. Die anderen Bauten der alten Ausspanne kamen dann nach und nach dazu. Und sorgten für Widerspruch in diesem denkmalgeschützten Bereich. Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) ist daher froh, „dass wir nun gemeinsam eine Lösung gefunden haben, um das Baurechtsproblem aus der Welt zu schaffen. Uns als Gemeinde war immer wichtig, dass eine Moritzburger Familie nicht ihre Existenz verliert.“