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Aussteigen unmöglich?

Fahrgäste kritisieren, dass sich die Türen im Zug von Gröditz nach Chemnitz nicht öffnen. Die Bahngesellschaft kennt das Problem angeblich nicht.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Altkreis Riesa. Eine Zugfahrt Ende November ist für Horst Mentner zum Ärgernis geworden. Mit der Linie RB 45, die von der Mitteldeutschen Regionalbahn (MRB) betrieben wird, wollte der Stauchitzer zwei Stationen bis Zschaitz fahren. Um auszusteigen, habe er die grün leuchtende Taste an der Zugtür gedrückt, erzählt Mentner, der anders heißt und lieber anonym bleiben will. Die Tür habe sich jedoch nicht geöffnet. Der Stauchitzer sah sich gezwungen, weiterzufahren.

„Ich habe mich daraufhin gleich beim Zugbegleiter gemeldet und das Problem geschildert“, sagt Mentner. „Er sagte mir, ich hätte zu zeitig gedrückt, dann öffnet sich die Tür nicht mehr.“ Mentner hätte eine Ruftaste drücken sollen. „Dafür war aber gar keine Zeit“, sagt der Stauchitzer. Im Döbelner Hauptbahnhof habe er dann aussteigen können. Von Döbeln wollte er den Zug eine halbe Stunde später in die Gegenrichtung nehmen. „Das hatte mir der MRB-Zugbegleiter empfohlen.“ Doch es stellte sich heraus: Dieser Zug fuhr an diesem Tag nicht. „In meiner Verzweiflung habe ich mir ein Taxi gerufen, um noch pünktlich zu meinem Termin in Zschaitz zu kommen“, sagt Horst Mentner. Die Taxifahrt kostete ihn 17,30 Euro.

Geld, das sich Mentner von der MRB wiederholen will. Er bittet schriftlich um Kostenerstattung. Das sei leider nicht möglich, antwortet die MRB. Das Unternehmen teilt ihm schriftlich mit, es habe keine technische Störung der Tür vorgelegen. Man könne sich das Problem nur so erklären, dass Horst Mentner „den Türknopf etwas zu früh betätigt“ hat. „In diesem Fall öffnet sich die Tür auch bei späterem, mehrfachem Betätigen nicht mehr.“ Für das Problem, dass der Zugbegleiter womöglich eine falsche Auskunft gegeben hat, entschuldigt sich die MRB in ihrem Schreiben, das der SZ vorliegt. Außerdem legt das Unternehmen einen 20-Euro-Gutschein bei, nutzbar auf allen MRB-Strecken.

Von der SZ mit dem Vorfall von Ende November konfrontiert, teilt die MRB-Pressestelle diese Woche zunächst mit, dass die geschilderten Probleme „nicht bekannt“ seien. Es seien „bisher ... diesbezüglich keine Kundenbeschwerden ... eingegangen.“ Es gebe außerdem bei der eingesetzten Fahrzeugflotte auf der Linie RB 45 keine Türprobleme. Sollte es zu Unregelmäßigkeiten mit den Türen kommen, gibt es laut MRB ein Prozedere, das umgehend in Kraft tritt. Sobald es bei einem Triebwagen Störungen an einer Tür gebe, erhalte der Fahrzeugführer automatisch eine Information. Vor der Weiterfahrt müsse der Fahrzeugführer die Tür dann entstören. Gelinge das nicht, müsse die Tür abgesperrt und sichtbar mit Defekt-Schildern gekennzeichnet werden, so die MRB. „Der Triebwagen wird dann aus dem Umlauf genommen und durch ein intaktes Fahrzeug ersetzt.“

Horst Mentner ist über die Antworten des Bahnunternehmens erstaunt – und auch verärgert. Der Rentner ist überzeugt: Was er bei den Türen erlebt hat, sei eine technische Störung. Zumal er nicht der Einzige sei, dem so etwas passiert ist. „Ich habe Bekannte, die das Gleiche erlebt haben.“ Er dringt gegenüber der MRB weiter auf die Erstattung der Taxikosten. Eine Antwort auf sein jüngstes Schreiben steht aus.