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Autoliv schließt Werk in Döbeln

Die Firma hat seit 1991 in Döbeln Sicherheitstechnik hergestellt. Die Produktion wird nun nach Osteuropa verlagert.

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© André Braun

Cathrin Reichelt

Die Gerüchteküche hat schon länger gebrodelt. Seit gestern haben die Mitarbeiter von Autoliv Gewissheit: Das Unternehmen, das seit 1991 in Döbeln Sicherheitsgurtsysteme, Gurtschlösser und Höhenversteller herstellt, macht dicht. In einer Belegschaftsversammlung hat die Geschäftsführung den Mitarbeitern mitgeteilt, dass der Standort Döbeln bis voraussichtlich September 2014 schrittweise geschlossen wird. „Nach langen internen Beratungen, und auch der Prüfung von Alternativen, wurde auf Konzernebene entschieden, das Werk in Döbeln zu schließen. Es ist dem Management bewusst, was diese Gewissheit nach bisherigen Gerüchten für unsere Mitarbeiter bedeutet. Wir sind uns der Tragweite dieser schwerwiegenden Entscheidung für jeden Einzelnen bewusst“, erklärt Jens Eisfeld, Geschäftsführer der Autoliv Sicherheitstechnik GmbH.

Bereits in den vergangenen fünf Jahren wurde die Belegschaft von ehemals 500 Mitarbeitern auf derzeit 246 Beschäftigte reduziert. Dieses Vorgehen sei notwendig gewesen, um den Standort so lange wie möglich halten zu können, denn die Umsätze seien bei hohen Standortkosten deutlich gesunken.

Hintergrund sei, dass die Absatzzahlen innerhalb des europäischen Automobilmarktes stetig zurückgingen. Diese negative Entwicklung habe Konsequenzen für die Zulieferbetriebe in der Automobilbranche, denn der Kostendruck verschärfe sich zunehmend. „Vor diesem Hintergrund hat die Konzernleitung Umstrukturierungen an den deutschen Standorten von Autoliv beschlossen, um die Zukunft des gesamten Unternehmens zu sichern“, heißt es in einer Presseerklärung. Die Döbelner Produktion werde nun in bereits bestehende Standorte des Konzerns in Ost-Europa verlagert.

Trotz, dass es sich angedeutet hatte, war die Nachricht für viele der Mitarbeiter schockierend. Deshalb stellte ihnen Werkleiterin Silvia Tagge frei, weiterzuarbeiten oder nach Hause zu gehen. Die meisten der Arbeiter verließen daraufhin das Unternehmen.

In den kommenden Tagen sollen mit dem Betriebsrat Gespräche über einen Sozialplan aufgenommen werden. „Zu dessen Ausgestaltung können wir noch nichts sagen“, meint Personalchef Ingwert Ingwertsen. Die Situation sei noch zu frisch. Vor Weihnachten sollen diese Verhandlungen aber abgeschlossen sein.

Auf jeden Fall werde an eine Transfergesellschaft gedacht, so Silvia Tagge. In die könnten die Mitarbeiter am Tag nach der Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses für maximal zwölf Monate übernommen werden. In dieser Zeit hätten sie die Möglichkeit, an einem Bewerbungstraining und Qualifizierungen teilzunehmen und sich nach einer neuen Arbeit umzusehen. Von der Agentur für Arbeit bekämen die Mitarbeiter sogenanntes Transferübergangsgeld. Das entspreche dem Arbeitslosengeld (ALGI). Auch Zuschläge, wie sie derzeit bei Autoliv gezahlt werden, seien möglich. Solche Transfergesellschaften habe es bereits bei Personalanpassungen in den vergangenen Jahren gegeben – letztmalig zu Jahresbeginn bei der Entlassung von acht Mitarbeitern der Logistik. „Sie haben bereits alle wieder Arbeit“, meint die Werkleiterin. Nachdem sie gestern bereits den Oberbürgermeister von Döbeln und den stellvertretenden Landrat über die Schließung von Autoliv informiert hat, sind für heute Geschäftspartner wie die Stadtwerke und Hummitzsch Elektro eingeladen, um ihnen die Situation zu erklären. „Sie haben uns viele Jahre die Treue gehalten“, sagt Silvia Tagge. Sie leitet das Werk seit April 2006.