Von Tobias Hoeflich
Viele Nachrichten hat Tobias Schlüter in den vergangenen Wochen bekommen. Freunde, Bekannte und Kunden, die ihr Bedauern ausdrückten. Mit seiner Genossenschaft n-mobil Neiße-Nysa-Nisa wollte er Car Sharing, also Autovermietung auf Zeit, im Dreiländereck etablieren, hatte fünf Autos in Görlitz und Niesky stationiert. Doch im Juli musste er Insolvenz anmelden. Natürlich bedauert auch Schlüter selbst den Schritt. Ob Rechtsfragen, Marketing, Partner finden: „Da steckten Tausende Stunden Ehrenamt drin. Es war eine Herzenssache.“
Letztlich führte ein Zusammenspiel aus vielen Gründen zur Insolvenz. Unter anderem gab es Probleme mit neuen Kundenkarten, deren Lieferung sich verzögert hat. „Deshalb konnten wir über mehrere Wochen keine neuen Kunden gewinnen.“ Erschwerend kam hinzu, dass n-mobil als Genossenschaft nur gebrauchte Autos anbieten konnte und keine Neuwagen leasen, also anmieten durfte. „Da werden eben schneller Reparaturen nötig, was dann wieder zu höheren Kosten führt.“
Letztlich ist die Genossenschaft laut Schlüter an fehlenden 5 000 Euro gescheitert. Die Autos sind verkauft, Mail-Postfach und Telefon abgeschaltet. Deshalb ist auch niemand mehr unter den auf der Website angegebenen Kontaktadressen zu erreichen. „Wir haben darauf keinen Zugriff mehr“, sagt der Vorstand der Genossenschaft. Trotz des schmerzhaften Schritts will Schlüter aber nicht aufgeben, sieht auf jeden Fall Bedarf an dieser Form des Teilens. Das haben nicht nur die stetig steigenden Kundenzahlen bei n-mobil gezeigt. Er kenne auch mehrere private Gemeinschaften in Görlitz, die sich ein Auto teilen. „Mobilität steht vor einem epochalen Umbruch“, ist er sicher. Nicht zuletzt gibt es mit dem bayrischen Unternehmen App2Drive auch Konkurrenz: Seit diesem Jahr bietet es am Bahnhof Car Sharing an. Schlüter verhandelt nun mit dem Branchenprimus in Mitteldeutschland, Teilauto, über ein Angebot an Mietfahrzeugen in Görlitz. Das Leipziger Unternehmen hat in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen rund 800 Autos stationiert, die von über 26 000 Kunden genutzt werden. Östlich von Dresden gibt es bislang aber kein Angebot von Teilauto. Schlüter ist optimistisch, dass sich das bald ändert: Die Gespräche seien gut gelaufen, nur eine finale Entscheidung stehe noch aus. „Es kommt dann aber auch auf die Görlitzer an, das Angebot zu nutzen.“