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Azubis dringend gesucht

Auf der Ausbildungsmesse „Radebeul jobbt“ haben wieder Firmen nach Lehrlingen gesucht. Das wird immer schwieriger.

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© Matthias Schumann

Von Stephan Hönigschmid

Radebeul. Neugierig schaut Philipp Wuitz auf die Blutprobe. Wird sie sich verklumpen oder nicht? „Ich habe das Blut mit Antigenen vom Typ A versetzt. Wenn es sich verklumpt, würde dies bedeuten, dass die Blutgruppe A vorliegt“, sagt Annalena Knauder, die im zweiten Lehrjahr Chemielaborantin bei der Landesuntersuchungsanstalt für Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen lernt. Anschaulich erklärt die 19-Jährige dem 14-jährigen Philipp, welche Prozesse genau ablaufen und worauf es in ihrem Beruf ankommt.

Auf der Ausbildungsmesse „Radebeul jobbt“, die am vergangenen Wochenende zum sechsten Mal stattfand, gehören derartige Gespräche zwischen aktuellen und potenziellen Azubis zum Konzept. „Wir können den Schülern aus eigener Erfahrung berichten, wie die Ausbildung abläuft und ihnen Tipps und Tricks für die Prüfungen verraten“, sagt Annalena Knauder.

Bei dieser Gelegenheit erzählt sie auch von ihrem eigenen Weg in den Traumberuf. „Eine Bekannte meiner Mutter hat sich mit ungelösten Kriminalfällen beschäftigt. Das fand ich spannend und habe mir überlegt, wie ich das ebenfalls beruflich tun kann.“ Ein Biologie-Studium oder eine Polizeiausbildung seien für sie aus verschiedenen Gründen nicht infrage gekommen, weshalb sie sich für die Laboranten-Ausbildung entschieden habe, so Knauder.

Philipp Wuitz aus Moritzburg hört aufmerksam zu und hat auch wenig später Freude daran, als Annalena Knauder ihm eine Skelettmuskulatur unter einem Mikroskop zeigt. Ob er einmal in diese Richtung gehen will, kann er aber noch nicht sagen. „Ich interessiere mich auf jeden Fall auch für Chemie, aber heute will ich mir zunächst einen Überblick verschaffen“, sagt er 14-Jährige, der schon andere Veranstaltungen wie die Messe „KarrieStart“ in Dresden besucht hat. Fest stehe für ihn, dass er in den technischen Bereich gehen möchte, sagt der Schüler. Sein Vater Tobias Wuitz ergänzt: „Philipps Hauptziel ist es, Hubschrauberpilot zu werden. Ich finde es wichtig, dass er verschiedene Praktika macht, um sich auszutesten“, sagt der 40-Jährige.

Bereits mit konkreten Vorstellungen kommt auch der 15-jährige Niclas Born aus Coswig auf der Ausbildungsmesse vorbei. „Mir ist es wichtig, dass ich nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitze. Ich möchte etwas Praktisches machen. Beispielsweise fände ich es interessant, Mechatroniker zu werden.

Bei Unternehmen wie Infineon könnte ich das sogar mit meiner zweiten Leidenschaft, der Feuerwehr, verbinden“, sagt Niclas Born und fügt an: „Dort ist es möglich, dass ich zum einen in meinem Beruf arbeite und zum anderen freiwillig in der Berufsfeuerwehr tätig bin.“ Um sich umfassend zu informieren, sei er auch schon auf der „KarriereStart“-Messe sowie beim Tag der offenen Tür bei Koenig und Bauer in Radebeul und bei Infineon in Dresden gewesen, so Born.

Obwohl sich am Sonnabend im Berufschulzentrum der Lößnitzstadt viele intensive Gespräche zwischen den künftigen Azubis und den 74 ausstellenden Firmen ergeben, ist es auf den Fluren des Hauses recht übersichtlich. Das bestätigen auch die Besucherzahlen. „Wir haben diesmal 800 Besucher gezählt. Es sind etwa 100 weniger als im Vorjahr gekommen“, sagt Gabriele Bäßler von der Radebeuler Wirtschaftsförderung. Die Probleme der Region bringt sie folgendermaßen auf den Punkt: „Die Firmen suchen dringend Nachwuchs, allerdings macht sich jetzt der Geburtenknick Anfang der 1990er-Jahre bemerkbar. Hinzu kommt, dass die damals in den Westen abgewanderten jungen Leute ebenso fehlen wie auch ihre Kinder, die sie inzwischen bekommen haben.“

Berit Kasten, Sprecherin der Arbeitsagentur im Landkreis Meißen, sagt dazu: „Der Fachkräftemangel hat sich weiter verschärft. Es ist eine immer größere Herausforderung für die Firmen, gute Arbeitskräfte zu finden.“ Auf der Messe im Berufschulzentrum können die Unternehmen nächstes Jahr wieder suchen. Am 9. März 2019 heißt es erneut „Radebeul jobbt“.