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B96 ist voll gesperrt

Bis zum 19. Oktober wird in Oderwitz die Bundesstraße ausgebaut. Dadurch ist die Busanbindung deutlich eingeschränkt.

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© www.rafa-sampedro.de

Von Holger Gutte

Oderwitz. Nichts geht mehr auf der B96 in Oderwitz zwischen der ehemaligen Gaststätte „Stern“ und dem Ortsausgang in Richtung Zittau. Zwischen Fuchsgässel und Bleichstraße wird hier im Auftrag des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) die Bundesstraße auf etwa einem Kilometer Länge grundhaft saniert. Schon an der Kretscham-Kreuzung wird der Verkehr weiträumig umgeleitet. Einige Ortskundige nutzen auch kürzere Verbindungen. So sind jetzt auf der schmalen Ortsverbindungsstraße zwischen Oderwitz vorbei am Sandbüschel in Richtung Mittelherwigsdorf deutlich mehr Autos unterwegs.

Wer beispielsweise zur Kfz-Werkstatt „Autofit Ebermann & Klippel“ will, muss ab der Kretscham-Kreuzung mehrere Sackgassenschilder mit dem Hinweis „Keine Wendemöglichkeit“ ignorieren. „Der Durchgangsverkehr fehlt uns schon. Aber wir sind von dem Bauabschnitt im Moment noch nicht so intensiv betroffen wie vielleicht andere“, sagt Stefan Ebermann. Die Werkstatt ist aus Richtung Oberoderwitz wie immer erreichbar. „Wir sagen das bei der Terminabsprache unseren Kunden und die hatten bis jetzt keine Probleme damit gehabt“, sagt er.

Ein paar Meter weiter sieht das beim Autohaus Scholz schon ganz anders aus. Das Autohaus hat nur eine Zufahrt. Und die führt zur Bundesstraße. Damit die Firma trotzdem für die Kunden erreichbar ist, wurde extra eine Zufahrt zu einer Nebenstraße angelegt.

„Das funktioniert hier bis jetzt ganz gut“, sagt auch Reiner Großmann. Er hatte sich zu DDR-Zeiten mal eine kleine Anliegerbrücke als Zufahrt zur Unteren Dorfstraße gebaut und profitiert nun davon, indem er aus seinem Grundstück von der anderen Seite wegfahren kann. Am Montag hatte die Baufirma hier auch eine Wendemöglichkeit für die Müllabfuhr angelegt.

Und noch ein paar Meter weiter hat es Dr. Joachim Zielbauer nicht so gut. Mit dem Auto kann er nun sein Grundstück nicht mehr verlassen. Er hofft, dass er jetzt in der Bauphase nicht noch mal den Notarzt braucht. Am vergangenen Sonnabend musste er aber plötzlich ins Krankenhaus. Da ging es gerade noch mit dem Rausfahren aus seinem Grundstück, weil nur der Asphalt abgefräst war. Jetzt ist auch das Kopfsteinpflaster darunter raus und somit ein Ein- und Ausfahren ins Grundstück unmöglich. „Unser zweites Auto haben wir deshalb etwas weiter weg bei Verwandten abgestellt. Wir sind ja froh, dass was gemacht wird“, sagt er. Nur mit derartigen Erschütterungen hat er nicht gerechnet. Der Anbau am Hauseingang hat Risse bekommen. Ansonsten ist alles gut geregelt. Joachim Zielbauer freut sich, dass die SZ trotz der Baustelle pünktlich im Briefkasten steckt und hofft das auch bei der Post. „Die hierher zu bringen, ist jetzt nicht einfach“, sagt er. Die Mülltonnen sollen sie in Absprache mit der Baufirma rausstellen, damit diese sie zur Abholstelle bringt. Joachim Zielbauer würde es gut finden, wenn nach Ende der Bauarbeiten die Geschwindigkeit auf der B96 in Oderwitz von 60 auf Tempo 50 herabgesetzt wird. „Wir wohnen quasi an einer Schnellstraße“, sagt er. Weil viele mit gefühlten 80 Kilometern pro Stunde fahren, sei es manchmal schwierig, aus dem Grundstück zu kommen. Die Kritik, dass an den ersten Tagen nach der Vollsperrung keine Arbeiten auf der Baustelle zu beobachten waren, sei verständlich – jedoch unberechtigt, berichtete Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert auf eine Anfrage von Landtagsabgeordneten Stephan Meyer (CDU). Bevor die Bauarbeiten beginnen konnten, musste die Fahrbahn vermessen werden. Zudem ist darin entsorgungspflichtiger Aushub vorhanden, deren Umfang von der Firma eingegrenzt werden sollte, hieß es.

Kritisch äußern sich auch einige Oderwitzer zu den geänderten Busfahrplänen während der Bauzeit. Vom Ortseingang am Landberg gibt es bis zum Bahnhof keine Haltestelle. Bis zum Bahnhof ist es ein weiter Weg, schildert eine Oderwitzerin. Sie fragt, ob das zumutbar ist, und warum der Bus nicht am Gemeindeamt halten kann, wo jetzt noch eine Buslinie vorbeifährt.

Der Geschäftsführer der Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck (KVG), Alfons Dienel, kann diese Kritik zwar gut verstehen, aber nichts daran ändern. Im Vorfeld ist von der Gemeindeverwaltung, beim Gemeinderat und in der Schule mehrmals auch darüber informiert worden. Er findet es schade, dass dabei niemand seine Kritik vorgebracht hat. „Es gibt keine Höchstentfernung von einer zur anderen Haltestelle, die nicht überschritten werden darf“, sagt er. Nur der Schulbus fahre derzeit noch beim Gemeindeamt vorbei und biegt dann auf die Untere Dorfstraße ein, um eine Schleife fahren zu können. Das geht mit den Gelenkbussen wegen der engen Straßen aber nicht, schildert er. „Wir haben keine Chance, anders zu fahren“, so Dienel. Bei den Planungen im Vorfeld gab es mehrere Varianten. Bei einer sollte der Radweg provisorisch so verbreitert werden, dass Busse darauf fahren können. „Aber das ist aus Kostengründen verworfen worden“, berichtet Alfons Dienel. Er ist auch nicht glücklich mit der Baustelle. Denn die Umleitung über die Kreuzung bei den Kälbersträuchern nach Mittelherwigsdorf kostet die KVG viel Geld. Rund 3 000 Kilometer fahren die Busse dadurch pro Monat mehr. Und längere Fahrzeit bedeutet auch längere Arbeitszeit für die Kollegen.

Bis voraussichtlich 19. Oktober sollen die Arbeiten andauern. Die Baukosten betragen rund eine Million Euro und werden vom Bund finanziert. Die Umleitung für den Schwerverkehr führt von Zittau auf der B 178 in Richtung Großhennersdorf und von dort nach Oderwitz. Autos und Busse fahren hingegen von Mittelherwigsdorf in Richtung Hainewalder Straße und weiter Richtung Spitzkunnersdorf und bei den Kälbersträuchern nach Oderwitz.