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Backmohn wächst im Biosphärenreservat

Entlang des Naturerlebnispfades Guttauer Teiche blüht jetzt ein ganzes Feld in tiefem Violett. Gewünscht haben sich das vor allem Bäcker aus der Region.

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So schön blüht der Mohn auf einem Modellacker entlang des Naturerlebnispfades Guttauer Teiche. Und auch die Bienen fühlen sich dort wohl.
So schön blüht der Mohn auf einem Modellacker entlang des Naturerlebnispfades Guttauer Teiche. Und auch die Bienen fühlen sich dort wohl. © Eva Lehmann

Wartha (Malschwitz). Wo wächst eigentlich der Mohn vom Mohnbrötchen? Immerhin werden in Deutschland pro Jahr 6.000 Tonnen Mohn für Süßspeisen, Gebäck und Brötchen verbraucht. Aber wer hat schon einmal ein blühendes Mohnfeld gesehen?

Das ist in den nächsten Tagen auf dem Modellacker Wartha in der Gemeinde Malschwitz im Biosphärenreservat möglich. Auf dem Acker Dubina konnte nun erstmals auf gut drei Hektar Fläche die Wintermohnsorte „Zeno Morphex“ angebaut werden. Die ersten Blüten der Mohnsorte (Papaver somniferum) sind bereits geöffnet und locken zahlreiche Insekten an.

Doch Mohn ist ja nicht so einfach anzubauen. Das weiß auch Eva Lehmann von der Biosphärenreservatsverwaltung, die dort im Fachbereich Landwirtschaft für dieses Thema zuständig ist. „Der Anbau ist nicht ohne Genehmigung erlaubt. Zunächst mussten wir einen Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn stellen“, berichtet Eva Lehmann. Die hier verwendete Sorte verfügt allerdings nur über einen sehr geringen Morphingehalt und ist daher zugelassen. Verboten sind Schlafmohn-Sorten, aus denen das Rauschgift Opium gewonnen werden kann.

In Deutschland werden jährlich nur noch etwa 200 Hektar mit dieser attraktiven Ackerfrucht angebaut, das heißt, es werden etwa 300 Tonnen Mohn produziert – und damit weniger als fünf Prozent des deutschen Bedarfs. Der Rest wird aus Ländern wie der Türkei und der Tschechischen Republik importiert.

Partner aus der Landwirtschaft

„Einige unsere Partner-Bäckereien haben sich regionalen Backmohn gewünscht. Mit dem Anbau des Schlafmohns auf dem Modellacker Dubina möchten wir wieder alte, einst in der Oberlausitz angebaute Fruchtarten ins Feld und auf den Teller bringen, die Fruchtfolge erweitern sowie erste Versuche in der Bewirtschaftung und Bestandspflege durchführen“, so Eva Lehmann. 

Als landwirtschaftlichen Partnerbetrieb konnte die Biosphärenreservatsverwaltung die Agrargenossenschaft Heidefarm Sdier gewinnen. Sie übernahm bereits die Aussaat Ende September vergangenen Jahres und wird auch die erste Ernte Ende Juli einholen. Philipp Schlachte, verantwortlich für Pflanzenbau bei der Heidefarm Sdier, findet das Projekt sehr interessant. Allerdings ergaben sich auch einige Schwierigkeiten, die mit der Feinheit der Mohnkörner zu tun hat. Auf einem Hektar wird rund ein Kilo Mohn ausgesät. „Für die Aussaat konnten wir aufgrund der Pflanzenreihenabstände keine normale Drillmaschine nutzen“, sagt Schlachte. Als dann auch noch die Gänse Interesse an den Herbsttrieben zeigten, musste man handeln. Ein Drittel der Fläche wurde bereits vor der Blütezeit abgefressen. Erst durch das Aufstellen von zwei Vogelscheuchen konnte der Mohn ungestört weiter gedeihen. 

„Wir haben in keinen Unterlagen etwas gelesen, dass wir uns dabei vor Wildvögeln schützen müssen“, sagt Philipp Schlachte. Er weiß auch nicht, ob diese Winterform des Mohns jedes Jahr gut über den Winter zu bringen ist. „Dieses Mal war es ja zum Glück ein milder Winter“, so Schlachte.

Der Modellacker Dubina entlang von Naturerlebnispfad Guttauer Teiche und Olbasee wurde eingerichtet, um Besuchern die Vielfalt auf dem Acker zu präsentieren. Das Projekt dient der Demonstration überlieferter Anbautraditionen, dem Erhalt alter Sorten und soll gleichzeitig in eine nachhaltige Nutzung der Ernteprodukte münden. Er ist bequem per Fahrrad und zu Fuß zu erreichen. (SZ/kf)