Weißwasser
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175 Jahre jung und kein bisschen leise

Der Männergesangverein 1845 Bad Muskau feierte sein Jubiläum mit einem Spaziergang durch den Badepark.

Von Rolf Ullmann
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Die Exedra-Bank diente am Sonntagnachmittag als willkommene Bühne für die zweite Station von insgesamt vier, die der Männergesangverein ansteuert.
Die Exedra-Bank diente am Sonntagnachmittag als willkommene Bühne für die zweite Station von insgesamt vier, die der Männergesangverein ansteuert. © Rolf Ullmann

Ebenso ungewöhnlich wie der Anlass gestaltete sich am Sonntagnachmittag der Auftrittsort für den Männergesangverein 1845 Bad Muskau. Eigentlich sollte der Festsaal im Neuen Schloss im Fürst Pückler Park Bad Muskau den passenden Rahmen für das Festkonzert anlässlich des 175-jährigen Bestehens des traditionsreichen Klangkörpers aus der Neißestadt abgeben. Gemeinsam mit den Sangesbrüdern aus Rothenburg, die in diesem Jahr ebenfalls auf diese Zeitspanne zurückblicken können, wollten die sangesfreudigen Herren ihre stimmlichen Qualitäten von der Bühne herab dem Publikum zu Gehör bringen.

Gesellschaftlicher Mittelpunkt

Doch Corona hatte die Karten anders gemischt. So entstand schließlich der Plan, sich an einem für die Geschichte der Stadt bedeutsamen Ort dem Publikum vorzustellen. Die Wahl fiel auf den Badepark, der von 1823 bis zum Jahr 1930 den Kurgästen nicht nur Linderung ihrer körperlichen Beschwerden brachte, sondern sich auch zum gesellschaftlichen Mittelpunkt in der Kleinstadt entwickelte. Dies setzte sich nach 1945 fort, und an die vielfältigen kulturellen Ereignisse, die mit dem Badepark verbunden sind, dachten zahlreiche ältere Teilnehmer dieses ungewöhnlichen Spaziergangs noch gern zurück.

So manch sorgenvoller Blick ging zunächst zum Himmel, als kurz nach 15 Uhr das das Lied „Treu schlägt das Herz“ unter der Silberlinde am Eingang zum Badepark erklang: Würde das Wetter halten? Bürgermeister Thomas Krahl nutzte die Gelegenheit, um dem Männergesangverein für sein Engagement im kulturellen Leben der Stadt zu danken und ihn als Anerkennung dafür mit einem Präsent zu belohnen.

Franz Klenner, der 1. Vorsitzende des Vereins, würzte die Auftritte an den insgesamt vier Stationen mit Auszügen aus der Chronik des Vereins. Dessen Geburtsstunde schlug im Mai 1845, als sich zehn Bad Muskauer Bürger unter der Leitung von Kantor Berth zusammenfanden, um das deutsche Volksliedgut zu pflegen. In die Kleinstadt war damit die Welle geströmt, die ganz Deutschland erfasst hatte: Überall schossen damals, bis in das 20. Jahrhundert hinein, diverse Sport- und Kulturvereine wie Pilze aus dem Boden. Schnell wuchs damals die Mitgliederzahl im Verein von zehn bis auf zeitweise 50 Sänger an. Heute steht etwa die Hälfte, nämlich 25 Männer, auf der Bühne, wenn der Gesangverein einen seiner zahlreichen Auftritte absolviert.

Probenort war Ersatzlösung

„Die letzten Wochen und Monate haben uns alle vor eine große Herausforderung gestellt. Denn das Kaffee König, in dem wir sonst jeden Montag ab 19 Uhr unsere Proben veranstalten, können wir derzeit nicht nutzen,“ berichtet Rainer Wetzorke, der künstlerische Leiter. Der große Garten eines der Sänger und in jüngster Zeit ein langgestreckter Raum in einem leer stehenden Gebäude habe dem Männergesangverein als zeitweiliges Domizil für seine regelmäßigen Proben gedient. Seit fünf Jahren bekleidet der rüstige Weißwasseraner das Amt als Chorleiter. In diesem Jahr feiert Rainer Wetzorke 50-jähriges Jubiläum als Dirigent und künstlerischer Leiter eines Chores.

Einladung in den Eiskeller

An der zweiten Station, der Exedra-Bank, gewährte Hans Schmidt als Stadtchronist Einblicke in die Geschichte des Badeparks und der Kuranlagen. Im Anschluss an seine Erläuterungen gab’s eine Überraschung: Er lud die Teilnehmer des Spaziergangs zu einer Besichtigung des ehemaligen Eiskellers unterhalb der Turmvilla ein. In diesem zehn Meter langen Gang sowie im Gewölbe wurden einst Speisen und Getränke für das Kurhaus gelagert. Nicht allzu oft öffnet sich die Tür zu diesem Bauwerk.

Die Schlucht an der Villa Bellevue und der Kuppelbau des Hermannsbades gaben den Rahmen für weitere Darbietungen ab. Zum Finale floss zunächst Mineralwasser aus dem Brunnen am Kuppelbau, ehe die Männer sowie die Gäste die trockenen Kehlen mit einem kühlen Getränk netzten. 

P.S.: Der Verein sucht noch weitere Mitglieder, denn 2045 soll erneut gefeiert werden.

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