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Bad Muskau zwischen Freude und Sorge

Im Pückler-Park wird viel investiert. Das lockt Touristen an. Doch die Stadt selbst hat dadurch auch Probleme.

Von Sabine Larbig
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Das Kavaliershaus im Pückler-Park wird weiter saniert und erhält einen Anbau im Hof: Für ein Info-und Bildungszentrum Geopark Muskauer Faltenbogen.
Das Kavaliershaus im Pückler-Park wird weiter saniert und erhält einen Anbau im Hof: Für ein Info-und Bildungszentrum Geopark Muskauer Faltenbogen. © Sabine Larbig

Bad Muskau liegt inmitten von zwei Unesco-Stätten: dem deutsch-polnischen Weltererbe „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ und dem Global-Geopark „Muskauer Faltenbogen“, der Teile von Sachsen, Brandenburg und Polen umfasst. Beide Unesco-Parks werden stetig weiter entwickelt. Mit Geldern der EU, des Bundes und des Freistaates Sachsen. Die Mittel fließen zum einen in Erhalt und Sanierung von Gebäuden und Bereichen des fürstlichen Parks, zum anderen in die Erschließung und weitere Bekanntmachung des Geo-Parks auf sächsischer Seite. Und: In Bad Muskau findet ein Schulterschluss beider Unesco-Stätten statt. Denn in den kommenden Jahren soll im Kavaliershaus des Fürst-Pückler-Parks ein Informations- und Bildungszentrum des Geoparks samt Anbau und Ausstellung entstehen.

„Das Zentrum wird ein Aushängeschild und zeigt, dass der Freistaat viel Wert auf seine Unesco-Stätten legt und er sie als regionale Entwicklungschancen sieht und unterstützt“, erklärt Nancy Sauer, Geschäftsführerin der Geopark-Geschäftsstele „Muskauer Faltenbogen“ in Klein Kölzig. Für den Ausbau des Kavaliershauses in Bad Muskau und die Umsetzung der damit verbundenen Ausstellung haben Bund und Land bereits mit Unterzeichnung einer Willenserklärung ihre finanzielle Unterstützung bekundet. In Aussicht gestellt wurden insgesamt 34 Millionen Euro, wovon der Freistaat 20 Millionen Euro übernehmen will. Denn, so die gemeinsame Begründung, Muskauer Park und Geopark werden so zukünftig in einem einzigartigen Modellprojekt zusammenarbeiten.

Hoffnung auf viel mehr Besucher

Dass das Informationszentrum samt Ausstellung, es soll voraussichtlich 2024 öffnen, viele zusätzliche Touristen nach Bad Muskau ziehen wird, steht außer Frage. Sind es bislang rund 300.000 Gäste pro Jahr gewesen, so rechnet die Stiftung mit fertig gestelltem Badepark-Areal und Kavaliershaus mit einer halben Million und mehr pro Jahr.

Doch all die Besucher müssen und wollen Platz in der Stadt Bad Muskau finden. „Die Gelder, die in das Geopark-Bildungs- und Informationszentrum fließen sollen, sind immens. Gerade während und nach Corona und in Zeiten, wo die meisten Kommunen – und besonders Bad Muskau – sparen müssen“, erklärte der Bad Muskauer Stadtrat Thomas Baum (SPD) jüngst in der Ratssitzung. „Bei allem Respekt vor der Stiftungsarbeit: Ich kritisiere nicht das Vorhaben. Aber anderswo entsteht stetig der Eindruck, dass die Stadt viel Geld bekommt. Doch wir haben nicht einmal genug, um den Eigenanteil für den dringend nötigen Bau eines Parkhauses aufzubringen“, erklärte der Stadtrat weiter.

Kein Geldregen für die Stadt

Was den vermeintlichen „Dauergeldregen“ für Bad Muskau betrifft, so kennt Bürgermeister Thomas Krahl die landläufigen Meinungen der Bürger und Nachbarkommunen nur zu gut. „Viele glauben, unser Stadthaushalt profitiert. Doch dem ist nicht so. Meist sind wir für Fördergelder nur Antragsteller und Bearbeiter. Erst in der letzten Stiftungsratssitzung habe ich daher erneut darauf hingewiesen, dass die Stadt bei der Entwicklung nicht hinten runter fallen dürfen. Schon jetzt hinken wir ja hinterher“, so Krahl. Er freue sich zwar riesig, dass Pückler- und Geo-Park so eine Entwicklung nahmen und weiter nehmen und Touristen anlocken. Als Bürgermeister habe er aber Angst, dass seine verschuldete und in Haushaltskonsolidierung befindliche Stadt auch in Zukunft nicht mithalten könne. „Mehr Gäste sind gut, bringen uns Einnahmen. Aber wo sollen Sie hin? Uns fehlen schon jetzt Kapazitäten an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Wohnmobilstellplätzen. Abgesehen davon wissen wir nicht, wo sie parken sollen, ist unsere städtische Infrastruktur nicht ausreichend entwickelt“, begründet der Bürgermeister seine Sorgen und die der Räte.

Verstehen könne er ebenfalls die Kritik von Stadträtin Heidi Knoop (Linke), die jüngst kritisierte, dass Bad Muskau – trotz Stadtratsbeschluss – nicht als Mitglied im Europäischen Verbund Territorialer Zusammenarbeit (EVTZ) „mitmische“, obwohl er dem Geopark Muskauer Faltenbogen den Unesco-Titel sichere, Park sowie im Gebiet befindliche Kommunen unterstützen und voranbringen soll und Bad Muskau das Informationszentrum erhalte. „Genau dies ist, was ich meine, wenn ich vorm Hinterherhinken der Stadt warne. Auf Grund unserer Haushaltslage haben wir weder das Geld für eine freiwillige Mitgliedschaft im Verbund, geschweige denn für den Eigenanteil zum Parkhausbau oder zur finanziellen Unterstützung unserer Gewerbetreibenden und Bürger.“Fazit: Bad Muskau bleibt im Spannungsfeld zwischen Sorge und Freude.

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