Weißwasser
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Der Sommer ist da – und neuer Anwohner-Ärger

In Bad Muskau gestaltet sich das Miteinander mit bulgarischen Einwohnern schwierig, wie Bürgerbeschwerden zeigen.

Von Sabine Larbig
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In dieses Haus in der Bautzner Straße, so befürchten Anwohner, könnten weitere bulgarische Großfamilien einziehen.
In dieses Haus in der Bautzner Straße, so befürchten Anwohner, könnten weitere bulgarische Großfamilien einziehen. © Sabine Larbig

Bereits im Vorjahr brodelte es in der Parkstadt mächtig. Höhepunkt waren die Wortmeldungen zahlreicher deutscher Anwohner am Gehalm, die sich in der Bürgerfragestunde im Stadtrat über das Verhalten der bulgarischen Mieter beschwerten. Vorausgegangen waren wochenlange Versuche, die Probleme in persönlichen Gesprächen zu lösen: Unsauberkeit in Häusern, Höfen und auf dem Spielplatz am Gehalm; Lärm und Ruhestörung bis in die Nachtstunden hinein sowie mit Steinen gegen Autos und Scheiben werfende Kinder. Das blieb erfolglos.

Auch ständige Anrufe im Polizeirevier Weißwasser sowie Polizeistreifen, Gespräche des Bürgermeisters und verschiedener Stadträte mit den bulgarischen Bürgern brachten keine Lösung. Schreiben der Stadt an private Vermieter, mit der Bitte um Unterstützung, blieben ohne Reaktionen. Lediglich die städtische Wohnungsbaugesellschaft reagierte nach unzähligen Beschwerden mit mehrsprachigen und öffentlich ausgehangenen Hinweisen zu Hausordnung und Polizeiordnung sowie dem Einbau entsprechender Passagen in Mietverträge.

Sorgen vom Winter bewahrheitet

Angesichts der zahlreichen Probleme gab es zudem heftige Diskussionen im Stadtrat, ob sich die Sanierung der Stadtscheunen am Gehalm und die Neugestaltung der Wege und Plätze angesichts der Schwierigkeiten überhaupt lohnen. Letztlich wurden die Vorhaben, die inzwischen laufen, beschlossen. Corona und die Winterzeit trugen außerdem zu einer Situationsberuhigung zu. Doch schon im Winterhalbjahr sorgte man sich in Stadt und Rat, dass Streit und Ärger im Sommer 2021 erneut aufflammen. Auch, weil es ähnliche Probleme in der Schmelzstraße und in der Bautzener Straße gibt, wo gleichfalls bulgarische Großfamilien leben. Die Befürchtungen bestätigten sich.

In der jüngsten Stadtratssitzung beschwerten sich erneut Anwohner. Diesmal vom Bereich Bautzener Straße. „Vor einem Jahr habe ich der Stadtverwaltung Vorschläge von der Einbeziehung des Meldeamtes über Jugendamt bis Bauaufsicht gemacht, um der Situation Herr zu werden. Doch nichts ist passiert. Die Lärmgrenzen werden von den Bulgaren nicht eingehalten. Das weiß ich, weil ich mir eigens ein Messgerät anschaffte und ständig messe“, erklärte der Bad Muskauer.

Er und seine Frau hätten vor etwa einem halben Jahr wieder ein persönliches Gespräch in der Stadtverwaltung gehabt, weil die Zustände im Bereich der Hausnummern 43 bis 45 unhaltbar seien und die Bürger inzwischen Angst hätten, öffentlich darüber zu reden, erklärte der erst vor drei Jahren in ein Haus im benachbarten Heideweg eingezogene Anwohner. „Inzwischen ist es so, dass der Krach krank macht“, äußerte er vor den Stadträten. „Die Erwachsenen der bulgarischen Großfamilien lärmen bis in die Nacht. Die Kinder spielen unbeaufsichtigt und lautstark bis spät abends. Am Tag nutzen sie die leerstehende Villa als Abenteuerspielplatz, wo sie Flaschen in Scheiben werfen, auf dem Dachfirst rumklettern und Müll liegenlassen“, begründete er. Und wie am Gehalm sei es so, dass – wenn er die Polizei rufe – sofort Ruhe einkehre bis diese wieder wegfahren. „Ich habe sogar die Vermutung, dass man den Polizeifunk abhört“, erklärte der besorgte und genervte Eigenheim-Besitzer. Und er fragte an, warum die Stadt nicht von ihrem Vorkaufsrechts für die Villa gebrauch machte, als sie zum Verkauf stand. Denn, so der Bad Muskauer weiter, nicht nur er befürchte, dass nach der Sanierung weitere bulgarische Großfamilien dort einziehen und die Lage verschlimmern. „Davor haben wir Anwohner Angst.“

Bürgermeister verspricht Gespräche

Abwegig ist die Furcht nicht. Denn die von Bulgaren bereits bewohnten zwei Häuser in der Bautzener Straße stehen direkt an der Seitenfront beziehungsweise unweit entfernt von der Villa. Das dort der neue Besitzer oder deutsche Mieter und Familien einziehen, scheint damit abwegig. Der Bad Muskauer fragte daher, was seitens der Stadt geplant sei, um die Lage vor Ort und an den anderen Stellen zu beruhigen. „Schließlich wollen wir groß Park- und Kurstadt sein und dann sowas“, setzte er dazu, während weitere anwesende Bürger „Hier brennt die Luft“ riefen und dem Wortführer applaudierten.

Bürgermeister Thomas Krahl kennt die Problematik. Man habe schon alle privaten Vermieter angeschrieben. Alles weitere entziehe sich seiner Kenntnis. „Wir können nur noch einen Termin mit den privaten Vermietern und Polizei machen und über alles an einem Tisch reden“, erklärte er. Daraufhin äußerte ein weiterer Bürger, dass dies auch schon für Dezember 2020 versprochen gewesen und nicht geworden sei. Zwar sei Corona gewesen. „Aber generell ist die Lage krass und hört auch nicht auf“, appellierte der Gehalm-Anwohner.Stadtchef Krahl kam nicht umhin zu bemerken, dass die Thematik die Verwaltung schneller eingeholt habe, als gedacht. „Wir müssen wirklich einen baldigen Termin machen“, so sein Kommentar. Und er versprach, schnellstmöglich die Anregung eines Bürgers umzusetzen. Der empfahl im Stadtrat, am Spielplatz Gehalm ein Hinweisschild in deutsch, türkisch, englisch und polnisch aufzustellen, das auf Spielplatzordnung und klare Nutzungszeiten verweist. „Sowas muss, wie in Weißwasser, klar geregelt werden. Beispielsweise bis 19 Uhr, sonst toben die Kinder bis in die Nacht“, lautete die Forderung. Siegmar Nagorka, CDU-Stadtrat und Technischer Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Muskau, erklärte: „Solche Probleme haben auch wir auf unseren Spielplätzen, weshalb wir Zeiten festlegen und Schilder aufstellen.“ Zudem könne die Stadtverwaltung als Eigentümer und Betreiber öffentlicher Spielplätze jederzeit sowas festlegen. „Dann muss es aber auch kontrolliert werden, damit es wirkt“, fügte Nagorka hinzu. Auch Mirko Bartell (Wir für Bad Muskau) stimmte dem Vorhaben zu und forderte in dem Zusammenhang auch gleich die Ausweisung von Alkoholverbot. „Das macht auch der Ordnungsbehörde die Arbeit leichter“, so sein Hinweis.

Auch Touristen sind betroffen

Dass die lärmenden bulgarischen Großfamilien inzwischen nicht nur die Anwohner und Einwohner von Bad Muskau, sondern auch deren Besucher und Touristen nerven, ist inzwischen ebenfalls ein Fakt. „Als ich neulich mit meinem Freund in der Schloss-Schänke essen war, kamen wir mit Touristen ins Gespräch, die mit ihrem Wohnmobil auf dem Stellplatz an der Bautzener Straße waren. Die meinten im Gespräch plötzlich zu uns, dass der Krach, den die Polen nebenan machen, extrem laut sei. Wir erklären ihnen, dass es Bulgaren sind“, erzählt die junge Frau nach der Ratssitzung und bemerkt, dass solche Erlebnisse von Touristen keine Aushängeschilder für Bad Muskau seien und die P

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