Touristiker wollen raus aus Corona-Loch

Der Welterbe-Park ist ein Besuchermagnet, von dem normalerweise die Stadt Bad Muskau, örtliche Hotels, Pensionen, Gaststätten, touristische Anbieter profitieren. Doch mit Corona brachen Besucher- und Übernachtungszahlen extrem ein. Bad Muskau ist zwar kein Einzelfall, doch die industriell schwache Stadt lebt vorrangig vom Tourismus, weshalb sich die Pandemie wirtschaftlich auf alle Beteiligten besonders hart auswirkt – nicht zuletzt auf die 2011 gegründete Bad Muskau Touristik GmbH und den städtischen Haushalt.
Übernachtungen drastisch gesunken
Seit diesem Monat dürfen in Sachsen wieder Gäste beherbergt werden, touristische Bus- und Bahnfahrten stattfinden, Gastronomie, Tourismus- und Freizeiteinrichtungen unter Auflagen öffnen. Aufatmen ist durch die Omikron-Welle und der jederzeit möglichen Rücknahme der Lockerungen jedoch noch nicht angesagt. Zwar steigen aktuell in Bad Muskau wieder Gästeanfragen. Erste Urlauber haben in Hotels und Pensionen eingescheckt. Auch die Gaststättenbesucher steigen – wegen der Corona-Regelungen aber nur zaghaft. „Wie sollen Gastronomen ohne Gäste und mit Einschränkungen die Füße auf den Boden bekommen?“, umschreibt Dirk Eidtner, Chef der Touristik GmbH, die Situation. Von Handel in Bad Muskau, so fügte er hinzu, sei ja schon längst nicht mehr zu reden.
Das Aufholen der Totalausfälle durch die letzten zwei Pandemie-Jahre, insbesondere zu touristischen Stoßzeiten wie Ostern, Pfingsten, Advents- und Weihnachtszeit, wird Jahre dauern. Gab es 2019 noch 40.000 Übernachtungen in Bad Muskau, so waren es 2021 nur noch 30.000 und die konzentrierten sich auf August bis Oktober. Immense Verluste verzeichnet auch die Bad Muskau Touristik. Gab es dort in 2019 noch 28.000 Gästekontakte, sanken sie 2020 auf 19.000 und im Vorjahr auf einen Tiefststand von 15.000.
Zuschüsse halten GmbH am Leben
Einbrüche gab es ebenfalls bei den Einnahmen der Stadt aus Parkgebühren, da Polenmarkt- und Park-Besucher über Monate ausblieben. Waren es vor drei Jahren noch 120.000 Euro, die so in die Stadtkasse flossen und manche Haushaltslücke schlossen, kamen 2021 nur noch 93.000 Euro zusammen. „Allein wir als GmbH haben insgesamt ein Drittel an Einnahmen von Übernachtungen über Kurtaxe bis Souvenirartikelverkauf verloren“, weiß Dirk Eidtner. Wegen der anhaltenden Corona-Krise sieht er für 2022 kaum eine Verbesserung der Lage, die er als „weiterhin nicht verlässlich beurteilbar“ einschätzt.Während private Touristiker, Gastronomen, Dienstleister sich selbst um ihr Überleben und mögliche Staatshilfen wie Kurzarbeitergeld oder Zuschüsse kümmern mussten, sicherte die Stadt vorerst die weitere Existenz ihrer touristischen Gesellschaft ab. „Da wir ein kommunales Unternehmen sind, gab es keine staatliche Hilfen“, begründet der GmbH-Chef.
Daher stimmte der Stadtrat im November vorigen Jahres wegen nicht kostendeckender Erlöse einem Verlustausgleich in Form einer Einmalzahlung in die Kapitalrücklage der Gesellschaft in Höhe von 46.000 Euro für das Jahr 2020 sowie von 50.000 Euro für 2021 zu. Immerhin ist die GmbH für alle Aufgaben rund um das Kurwesen samt Prädikat „Staatlich anerkannter Kurort“ sowie für Erhalt und Ausbau der touristischen Infrastruktur von Leitsystemen über Stadtpläne bis Gastgeberverzeichnis und Kurtaxe verantwortlich. Von ihr betrieben werden zudem die städtische Bibliothek sowie die Tourist-Info, die wiederum örtliche Caravanstellplätze anpachtete und bewirtschaftet. Das für alle Aufgaben nötige Personal gehört zur Touristik GmbH.
Tourist-Info auf Saison vorbereitet
Trotz aller Verluste und Schwierigkeiten setzen die städtischen Tourismusexperten in Bad Muskau fest auf ein Rauskommen aus dem Corona-Loch und eine „relativ stabile Saison 2022“ – zumindest in den Monaten Mai bis Oktober. Schon jetzt steht die Tourist-Info wieder täglich von 9 bis 16 Uhr den Besuchern offen, die nun wieder direkt von den Mitarbeitern beraten, informiert und bedient werden. Zuletzt waren Auskünfte, Buchungsanfragen, der Versand touristischen Materials oder Souvenirartikel über Monate nur telefonisch, per E-Mailverkehr und auf postalischem Weg erhältlich. Überarbeitet wird aktuell und nach nunmehr zehn Jahren ebenfalls der Stadtplan von Bad Muskau.. „Es hat sich in der Zeit ja viel verändert“, erklärt Eidtner. Neu gedruckt werden soll zudem das Gastgeberverzeichnis. Noch laufen die aufwendigen Recherchen dafür, die eine Kontaktaufnahme zu allen bisherigen und möglichen neuen Anbietern erfordert. „Wir müssen erfahren, wer noch oder künftig am Markt ist“, bekennt Eidtner.
Caravan-Tourismus im Blick
Fest stehe aber, dass bereits 2022 „definitiv Übernachtungsmöglichkeiten in allen Kategorien, also von Radlern über Familien bis Hotelgäste“ fehlen. Auch, weil viele Pension-Anbieter aus Altersgründen aufgaben und es an Alternativen wie Ferienwohnungen oder Campingplätzen mangelt. Letzteres gilt auch für den boomenden Caravan-Tourismus. Zwar reichten im Vorjahr die Wohnmobil-Stellplätze am Heideweg aus. Doch der Bedarf steigt. „Wir werden daher nochmals prüfen, ob der angedachte neue Stellplatz an der Eiland-Tankstelle geeignet ist, bevor hier viel Geld investiert wird“, erklärt Eidtner. Nötig seien dort Erneuerung, Erweiterung beziehungsweise Neubau von Elektroleitungen und Anschlüssen für die Wohnmobile, Ver- und Entsorgung von Wasser und Abwasser, Sicherheitstechnik, Erweiterung und Sanierung der Stellflächen sowie eine gewisse Umfeldgestaltung des Platzes. Nötig seien gleichfalls Platzwächter und reguläre Platzreinigung.
„All dies erfordert viel Geld und ist zudem nur mit Fördermitteln machbar.“ Selbst dann, so der Touristik-Chef und Hauptamtsleiter von Bad Muskau, seien Eigenmittel nötig, die nicht da sind.Was bleibt, ist hoffen auf bald florierenden und stabilen Tourismus, der Gelder für neue Angebote und Investitionen bringt.