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Winterruhe vorm nächsten Bauabschnitt

Ab März geht es am Komplex Alte Brauerei/Niederländischer Hof in Bad Muskau weiter. Dann kommt auch Farbe ins Spiel.

Von Sabine Larbig
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Der Brauerei-Komplex in Bad Muskau wird saniert. Die Arbeiten laufen bis 2023.
Der Brauerei-Komplex in Bad Muskau wird saniert. Die Arbeiten laufen bis 2023. © Joachim Rehle

Noch verhindern Schnee und eisige Kälte, dass weiter gebaut werden kann, wo 2018 mit Dachsanierung, Sicherungs-, Abriss- und Müllentsorgungsarbeiten begonnen wurde. Doch schon im März sollen Bauarbeiter wieder das Areal in Bad Muskau bevölkern.„Zuerst gilt es, das Brauereigebäude bis in die alten Keller abzudichten und den Sockelbereich zu sanieren, ohne den Verkehr in der Berliner Straße zu gefährden“, erklärt Architekt Roland Ladusch. Er und andere Experten vermuten auch, dass sie auf einen einstigen Lichtschacht treffen. „Außerdem muss die am Gebäude vorbeiführende Soleleitung aus- und wieder eingebaut werden. Erst danach können Fassadengestaltung und Aufstellung eines Spezialgerüstes in der Brauhausgasse erfolgen.“ Zuvor, so Ladusch weiter, müsse noch ein Bauzaun aufgestellt werden.

Handwerkskunst an Brauereifassade

Bereits gereinigt, ausgebessert, verfugt und mit neuen Fenstern nach historischem Vorbild versehen ist die Fassade im Innenbereich zur östlichen Parkseite. „Wenn es wärmer ist, wird der Fassadenteil getüncht und bekommt eine lasurartige Farbbeschichtung, ähnlich dem Ziegelton“, weiß Ladusch. Was sich einfach anhört, ist schwierig. Immerhin können Materialien für historische, denkmalgeschützte Gebäude nicht einfach so gekauft werden. Experten mischen und experimentieren daher solange, bis alles passt. Momentan seien drei Musterproben fertig. „Aber perfekt ist noch keine“, verrät Roland Ladusch.Ähnlich aufwendig ist auch die Fassadengestaltung selbst. Die Ziegel in gelb, ocker und rosa, wie sie zur Zeit der Gebäudeerrichtung in Mode waren, werden in einer Nossener Manufaktur – die seit 1830 Erfahrung im Brennen von Ziegeln hat – in Handarbeit und nach Fundstücken gefertigt. Spezialanfertigungen sind ebenfalls die Fenster, die in Schleife entstehen und später eine zweite davorgesetzte Verglasung erhalten sollen.

Ewa Johna, Projektleiterin seitens der Fürst-Pückler-Stiftung, zeigt sich „sehr zufrieden“ mit den bisherigen Arbeiten und beteiligten Firmen. „Alle haben große fachliche Kompetenz, sind sehr flexibel und engagiert.“ Zu denen, die an der Alten Brauerei mitarbeiten, gehört die Firma Weier Bau. „Es ist ein wirklich außergewöhnliches Projekt“, bekennt Maik Weier, dessen Unternehmen vor etwa einem Jahr eine Klinkerbaufirma aus Klitten mit Erfahrung in der Sanierung historischer Gebäude und Kirchen übernahm und so die Angebotspalette erweitern konnte. „Wir sind daher besonders stolz, den Auftrag Brauerei bekommen zu haben, was für unser Unternehmen zugleich etwas Neues und eine Herausforderung darstellt“, so Maik Weier. „Aber ich bin mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden.“ Ins Schwärmen kommt Parkdirektor Cord Panning angesichts des laufenden Projektes. „Wenn die Fassade des einst ungeliebten Kindes fertig ist, wird sie das Stadt- und Parkbild mit einem gewaltigen Schlag verändern.“ Die nach historischem Vorbild neu gestaltete Fassade werde ein Hingucker, dank dessen sich Bad Muskau künftig mit Berlin messen könne.

Bislang flossen in den „kunsthistorischen Meilenstein erstklassiger preußischer Architektur des 19. Jahrhunderts“ im ersten und zweiten Bauabschnitt .rund 2,6 Millionen Euro aus Bundes- und Landesgeldern. Die Leitung des Baugeschehens obliegt dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Niederlassung Bautzen, der bislang alle Bauprojekte im deutschen Teil des Welterbeparks begleitete. Laut Ladusch habe das SIB bereits die Entwurfsplanung für die an die Fassadengestaltung anschließende Sanierung des Niederländischen Hofs – sie ist mit rund 2,2 Millionen Euro konzipiert – fertiggestellt und zur Genehmigung beim Finanzministerium vorgelegt. Ladusch geht davon aus, dass die Arbeiten spätestens Anfang kommenden Jahres begonnen und 2023 abgeschlossen werden können.

Niederländer-Hof eint Alt und Neu

Fest steht bereits, dass der Niederländische Hof wieder eine weitere Herausforderung wird. Nicht nur, weil das Dach um etwa drei Meter angehoben werden muss. Auch, weil das Gebäude dann wieder einstigen Schmuck wie Türmchen und Kaminaufsatz präsentiert. Um zu wissen, wie das Objekt innen und außen vor 1945 aussah, hatte die Stiftung die Bürger aufgerufen, alte Fotos und andere Quellen einzureichen, Laut schriftliche Quellen soll es nämlich ein Restaurant und eine Pächterwohnung im Erdgeschoss sowie einen großen Saal im Obergeschoss, Billardzimmer sowie Schlafräume für Gäste gegeben haben. Was davon letztlich wieder entsteht, ist noch ungewiss. Möglich und denkbar sind, laut einer Machbarkeitsstudie, eine Schaubrauerei mit Gastronomie und Museum. Auch Wohn-/Übernachtungsmöglichkeiten bilden ebenso eine Option wie ein Kurbereich mit balneologischen Anwendungen in den Eiskellern.

Dass Bad Muskau den Brauerei-Komplex hat, der über 30 Jahre im Dornröschenschlaf versunken war, ist Fürst Pückler zu verdanken. Der liebte Bier nach Pilsner Brauart und ließ ab 1844 daher von keinem Geringeren als Baumeisters Ludwig Persius, Schüler des berühmten preußischen Oberbaumeisters Karl Friedrich Schinkel. das architektonische Kleinod errichten, in dem gebraut wurde. Bier kam von dort ab 1974 nicht mehr in den Handel. Limonaden stellten die Bad Muskauer im Betriebsteil der VEB Vereinigte Getränkebetriebe Cottbus aber bis zur Schließung 1990 her.

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