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So steht's um die Bad Schandauer Feuerwehr

Schnell vor Ort, aber zu wenig Leute. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Feuerwehr von Bad Schandau. Auch ein sensibles Thema wird darin angesprochen.

Von Dirk Schulze
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Waldbrand am Großen Winterberg Ende Oktober 2021. Immer wieder müssen die Feuerwehren zu Bränden im Nationalpark ausrücken.
Waldbrand am Großen Winterberg Ende Oktober 2021. Immer wieder müssen die Feuerwehren zu Bränden im Nationalpark ausrücken. © Marko Förster

Erst vor Kurzem hat die Stadt Bad Schandau ein neues Löschfahrzeug für die Feuerwehr in Prossen bestellt. Mehr als 400.000 Euro kostet das Fahrzeug trotz Sammelbestellung mit anderen Kommunen. Geliefert wird das Auto voraussichtlich im kommenden Jahr.

Welche Technik und wie viel Personal die Feuerwehren brauchen, wird bei den Kommunen in Brandschutzbedarfsplänen festgelegt. Für Bad Schandau, Rathmannsdorf und Reinhardtsdorf-Schöna liegt jetzt eine umfangreiche Studie vor. Experten vom Ingenieurbüro Emragis in Dresden haben dafür die Bebauung, Löschwasserversorgung, Fuhrparks und Personalstärke untersucht. Herausgekommen ist eine umfangreiche Analyse, die die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren beschreibt und Grundlage sein soll für künftige Planungen. Sächsische.de stellt ausgewählte Ergebnisse vor:

Schnell vor Ort, aber zu wenig Personal

Im Fall eines kritischen Wohnungsbrands, bei dem Menschen in Gefahr sind, muss die Feuerwehr neun Minuten nach der Alarmierung vor Ort sein. Die Wehren von Bad Schandau und seinen Ortsteilen können diese Norm in fast allen Fällen erfüllen. Dafür gab es gute Noten in der Studie.

Schwierig ist die Lage in Ostrau, wo viele historische Holzvillen stehen. Vor allem aufgrund der Lage oben auf dem Berg mit steiler Anfahrtsstraße braucht die Bad Schandauer Feuerwehr den Berechnungen zufolge hier länger als sie eigentlich sollte. Die Lösung wäre die Gründung einer eigenen Ortsfeuerwehr und die Einrichtung eines Gerätehauses direkt in Ostrau. Laut Feuerwehrchef Kai Bigge hat es vor einigen Jahren bereits einen Versuch in diese Richtung gegeben, letztlich fanden sich aber nicht genügend Freiwillige, um dieses Ehrenamt zu übernehmen.

Der Personalbestand ist dann auch insgesamt eine Schwachstelle, die in der Studie sichtbar wird. Laut Norm muss jeder Sitzplatz eines Feuerwehrautos doppelt besetzt werden können. Für die Stadt Bad Schandau selbst kommt das mit 18 Plätzen in den Autos und 37 aktiven Kameraden ziemlich genau hin.

Das Problem - wie in vielen Kommunen - ist jedoch die Tagesbereitschaft. Viele Feuerwehrleute arbeiten auswärts und sind bei einem Alarm während ihrer Arbeitszeit nicht rechtzeitig zur Stelle.

In den umliegenden Ortsteilen von Bad Schandau sieht es mal besser und mal schlechter aus. Schwierig ist die Lage in Schmilka. Dort gibt es durch Ruhestand und Wegzüge aktuell noch zwei aktive Feuerwehrleute. Bei Alarm muss die Wehr von Bad Schandau ausrücken.

Es fehlt eine Drehleiter

Kritisch bewertet die Studie das Fehlen einer Drehleiter. Das nächstgelegene Feuerwehrfahrzeug mit dieser Ausstattung steht in Sebnitz. Von dort schafft man es in der vorgegebenen Zeit nicht mal bis zur Gemeindegrenze von Bad Schandau, sondern gerade bis nach Mittelndorf. Es gebe allgemein eine sehr geringe Drehleiterdichte im Oberen Elbtal, stellte Studienautor Christoph Gurath vom Ingenieurbüro Emragis fest. Er empfiehlt langfristig die Anschaffung eines Drehleiter-Fahrzeugs.

In Bad Schandau stößt das auf verhaltene Reaktionen. Eine Drehleiter kostet schätzungsweise 650.000 bis 750.000 Euro. Ein Teil davon würde sicher gefördert, hinzu kommen jedoch jährliche Wartungskosten im niedrigen fünfstelligen Bereich. Zudem braucht es Personal mit einer speziellen Ausbildung und Platz im Gerätehaus. Alternativ könnte die Drehleiter aus Sicht der Studie auch in Königstein stehen und würde somit beiden Kommunen helfen. Bad Schandaus Wehrleiter Kai Bigge hofft, das die Städte vielleicht eine Kooperationsmöglichkeit finden.

Müssen Wehren zusammengelegt werden?

Ein besonders sensibles Thema ist die Zusammenlegung von Ortsfeuerwehren. Die Studie empfiehlt dies für die Feuerwehren von Waltersdorf und Porschdorf. Nicht etwa, weil es an der Arbeit der Kameraden etwas zu kritisiere gäbe, sondern wegen der baulichen Gegebenheiten.

Das Gerätehaus in Waltersdorf bekommt in der Studie nur ein "mangelhaft" bescheinigt. Die Platzverhältnisse sind zu eng und genügen nicht den heutigen Normen. Ändern könnte das nur ein Neubau. In der Studie wird deshalb eine Zusammenlegung der beiden Feuerwehren von Waltersdorf und Porschdorf am Standort Porschdorf empfohlen.

In Waltersdorf hat das bereits für Aufruhr gesorgt. Bad Schandaus Stadtwehrleiter Kai Bigge versucht, die Befürchtungen zu nehmen. "Wir wollen eigentlich nicht zusammenlegen", sagte Bigge im Stadtrat. "Sowas muss aus den Feuerwehren selbst wachsen." Und die wollen ihre Eigenständigkeit behalten.

Ausdrücklich betonte Bigge, dass es in der Studie rein um technische Fakten ging. Nicht mit eingeflossen sind die soziokulturellen Faktoren - also welche Bedeutung die Feuerwehren abseits des Brandschutzes für die Gemeinschaft im Ort haben. In Porschdorf wie in Waltersdorf sind die Feuerwehren jeweils die einzigen Vereine. Sie organisieren das Maibaumsetzen, Weihnachtsbaumverbrennen oder Gerätehausfeste.

Inwiefern die Empfehlungen der Studie umgesetzt werden, muss jetzt in den Feuerwehren und im Bad Schandauer Stadtrat besprochen werden.