Die Grünen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge haben die Gestaltung eines Umzugswagens bei der Schifferfastnacht in Prossen am vergangenen Wochenende als menschenverachtend kritisiert. Auf dem Wagen war eine Person in Regenbogenkleidung an einen Marterpfahl gekettet, ringsum tanzten als Indianer verkleidete Karnevalisten, davor ein Schild mit der Aufschrift "Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland".
"Die Assoziation zu nicht heterosexuellen Menschen ist gewollt und klar erkennbar," sagt dazu Nino Haustein, Sprecher des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Das angedeutete Fesseln an den Marterpfahl signalisiere neben dem Text auf dem Schild ("dekadent und krank") klar, dass lesbische, schwule, bisexuelle und transidente Personen in den Augen der Wagengestalter nichts als Witzfiguren seien.
Die Darstellung sei nicht nur eine Beleidigung und indirekte Androhung von Gewalt gegenüber diesen Menschen. Sie mache ihnen auch die eigene Heimat madig. Insbesondere jungen lesbischen, schwulen, bisexuellen und transidenten Menschen aus der Sächsischen Schweiz werde dadurch vermittelt, dass sie nicht hierher gehörten. Er spreche da aus eigener Erfahrung, erklärt Nino Haustein, der seine Homosexualität nicht verbirgt.
Junge Menschen verlassen die Sächsische Schweiz
Doch auch andere junge und gut ausgebildete Menschen, die während des Studiums oder der Ausbildung Vielfalt erleben, würden ihre Heimat wegen derartiger Haltungen verlassen. Die plumpe Stimmungsmache gegen Minderheiten sei deshalb nicht mutig, sondern gefährlich, erklärt Nino Haustein. Deren Akteure betrachteten sich selbst als Kämpfer für die Meinungsfreiheit, seien jedoch in Wahrheit für den Wegzug junger Menschen maßgeblich mitverantwortlich.
Erst kürzlich hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in Görlitz von einer Begegnung mit Lehramtsstudenten in Leipzig berichtet. Diese hätte ihm gesagt, sie würden nicht in Regionen gehen wollen, in denen sie das Gefühl hätten, "das sind alles irgendwelche verschrobenen Leicht-Rechts-Leute". Anlass waren Äußerungen des Bautzner Landrats.
Bilder von der Schifferfastnacht im Bad Schandauer Ortsteil Prossen hatten wegen des Umzugswagens mit dem gefesselten Regenbogen-Mann bundesweit für Aufregung gesorgt. Die Macher rechtfertigten die Darstellung mit Meinungsfreiheit und Satire.