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"Wir brauchen Alternativen für gesperrte Wege"

Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack über Corona, den Tourismus in der Sächsischen Schweiz und versperrte Wanderwege im Nationalpark.

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Bürgermeister Thomas Kunack (Wählervereinigung Tourismus) vor dem Rathaus in Bad Schandau.
Bürgermeister Thomas Kunack (Wählervereinigung Tourismus) vor dem Rathaus in Bad Schandau. © Steffen Unger

Herr Kunack, zunächst eine persönliche Frage. Sie waren selbst an Covid-19 erkrankt. Wie geht es Ihnen?

Im Nachhinein betrachtet war es ein eher leichter Verlauf. Meiner Familie und mir geht es wieder gut, wir sind gesund.

Die Corona-Pandemie hat uns weiter im Griff. Bad Schandau lebt zu großen Teilen vom Tourismus. Ob Hotels und Gaststätten zu Ostern wieder öffnen können, ist fraglich. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Wir sind mittlerweile seit gut einem Jahr in der Pandemie gefangen. Das gesamte öffentliche Leben ist heruntergefahren. Wenn man als Bürgermeister durch die Stadt geht, tut es einem in der Seele weh, die ganzen geschlossenen Geschäfte zu sehen. Existenzen stehen teilweise am Rand des Ruins. Die Menschen sind mitunter verzweifelt, es geht auch um Vereinsamung. Im Tourismusbereich sind viele von Zukunftssorgen geplagt.

Wie ist die Perspektive für den Tourismus? Sie sind ja auch Vizepräsident des Landestourismusverbands Sachsen.

Seit Ende letzten Jahres gab es unzählige Videokonferenzen. Wir haben mit dem Landestourismusverband ein Papier erarbeitet, in dem es um die schrittweise Öffnung des Tourismus in einem 3-Phasen-Modell geht. Natürlich immer mit dem Ziel, die Ansteckungsgefahr gering zu halten und Infektionen auszuschließen, aber trotzdem wirtschaftliches Arbeiten zu ermöglichen. Den Unternehmen ist es vor allem wichtig, einen verlässlichen Planungshorizont zu bekommen. Jetzt kommt es darauf an, was Landes- und Bundesregierung daraus machen.

Glauben Sie, dass es möglich ist zu öffnen, ohne dass es die befürchtete dritte Welle geben wird?

Das müssen letztlich Experten beurteilen. Wir haben mit den Tourismusverbänden unsere Vorschläge zugearbeitet. Es gilt, einen guten Mittelweg zu finden. Jeder Monat, der verstreicht, stehen Existenzen auf dem Spiel.

In der vorigen Tourismussaison fehlte es an Restaurant-Kapazitäten. Manche Besucher wollten gern einkehren, fanden aber keinen Platz. Aus Bad Schandau stammt die Idee, verstärkt auf mobile Gastronomieangebote zu setzen. Was steckt dahinter?

Es ist nicht schön, wenn Urlauber auch an der dritten Gaststätte abgewiesen werden und sich dann notgedrungen ihr Abendessen im Supermarkt kaufen und es auf ihrem Zimmer einnehmen. Das ist im vergangenen Sommer passiert, weil es durch die Abstandsregeln weniger Plätze gab und wir gleichzeitig besonders viele Gäste in der Region hatten. Solche Versorgungsengpässe dürfen wir nicht aufkommen lassen. Wir sprechen momentan zuerst unsere regionalen Gastronomen an, ob sie ihr Angebot erweitern oder zusätzlich mobile Angebote schaffen können. Erst im zweiten Schritt würden wir auf externe Drittanbieter zugehen.

Gibt es denn geeignete Stellplätze für mobile Essensangebote?

Es muss zentral sein, um die Wege kurz zu halten. In Bad Schandau auf dem Markt könnte ich mir das vorstellen oder am Elbufer. Wir legen natürlich Wert auf eine angemessene Qualität des Angebots, es sollte keine einfache Imbissbude sein.