Schandaus Musiksommer-Chefin: "Ich würde zu jedem Konzert gehen"

Kultur im Sommer - so viele Veranstaltungen und mittendrin der Musiksommer in Bad Schandau. Er ist einer der älteren Sommer-Kulturangebote und hat bisher alle Krisen überstanden. Das Konzert am 29. Juli ist ein besonderes. Warum, was es dieses Jahr zu hören gibt und wie es mit dem Musiksommer weitergeht, sagt Kirchenmusikerin und Veranstaltungsorganisatorin Daniela Vogel.
Das jüngste Konzert am 22. Juli war sehr gut besucht. Ist das in Bad Schandau immer so, Frau Vogel?
Bis 2019 kamen zu den Juli- und August-Konzerten regelmäßig um die 200 Besucher. Auch 2021 waren bei weniger Konzerten wesentlich mehr Gäste da als dieses Jahr. Das ist allerdings eine allgemeine Tendenz im Kulturbereich. Trotz allem sind wir sehr dankbar, dass wir in den ersten drei Konzerten des diesjährigen Musiksommers im Schnitt 130 Besucher pro Veranstaltung begrüßen durften. Da geht es uns noch sehr gut, jammern wäre vermessen.
Der Musiksommer konkurriert mit vielen anderen Veranstaltungen. Als er 1995 entstand, war das noch nicht so. Ist das ein Grund für die Beständigkeit und Nachfrage?
Unser Musiksommer ist ein Angebot, bei dem die Einzigartigkeit von klassischer Musik und Jazz im Mittelpunkt steht, zugleich setzen wir Impulse. Seit fast 50 Jahren werden in Bad Schandau regelmäßig Sommerkonzerte angeboten. Die Reihe hatte genügend Zeit, sich als feste Größe in der musikalischen Landschaft im Herzen der Sächsischen Schweiz zu etablieren. Hinzu kommt seit einigen Jahren eine organisatorische, inhaltliche und künstlerische Aufwertung. Mit ihrer Vielfalt und Attraktivität, mit der Qualität und mit den erschwinglichen Eintrittspreisen ist die Konzertreihe schon lange ein Magnet für Touristen, Kur- und Tagesgäste sowie Einheimische, nicht nur aus Bad Schandau. Man spürt bei den Besuchern, wie dankbar sie für diese Konzerte sind.
Wie haben Sie den Musiksommer über die beiden Corona-Jahre gerettet?
Es war die wohl schwerste Zeit in den zehn Jahren, da ich ihn leite. Die Unsicherheit ging bis zur Vorbereitung des Musiksommers 2022. Die Planungsungewissheit zermürbte regelrecht, der immense organisatorische und logistische Mehraufwand aufgrund der Verordnungen brachten uns bis an die Grenzen der Kräfte. Trotzdem sind wir froh, wenigstens in beiden Jahren ein reduziertes Angebot aufrechterhalten zu haben. Auch der Sommer 2013 war sehr schwer, als im Juni das Elbehochwasser Bad Schandau sehr hart traf. Bis auf ein Konzert, als das Wasser in der Kirche stand, haben wir alle durchgeführt, oft auch nur vor 25 Besuchern. Es war wichtig für die Menschen, dass es jemanden gab, der der Seele etwas Gutes tun konnte und das Leid für einen Moment vergessen ließ.
Der Musiksommer ist bis 2024 gesichert, wie schaffen Sie das in Zeiten, da alle Kultur zu kämpfen hat?
Der Musiksommer ist nicht finanziell abgesichert, sondern personell. Das ist gar nicht so selbstverständlich. 2020 wurde im Rahmen der Strukturreform völlig unerwartet die hauptamtliche Kirchenmusikerstelle in Bad Schandau gestrichen und sollte durch eine nebenamtliche Stelle mit weniger Arbeitsumfang ersetzt werden. Das hätte katastrophale Auswirkungen nicht nur für die Kirchenmusik der Kirchgemeinde Bad Schandau gehabt, sondern auch das Ende unserer wunderbaren Konzertreihe bedeutet. So suchte die Kirchgemeinde nach Lösungen. Durch einen hohen finanziellen Eigenanteil der Gemeinde, Mittel aus dem Vakanzstellenfonds der Landeskirche und Spenden gelang es, die hauptamtliche Kirchenmusikerstelle bis Ende 2024 zu finanzieren. Alle weiteren, nicht unerheblichen Kosten des Musiksommers müssen nach wie vor zusätzlich gestemmt werden. Da unterliegen auch wir den Unsicherheiten und können nur hoffen und beten, dass nicht die wirtschaftlichen und politischen Krisen einen Strich durch alle unsere Rechnungen machen, sondern die Kosten immer wieder durch Ticketverkauf und Fördermittel gedeckt werden können.
Dieses Jahr gibt es in den Kirchen der Bad Schandauer Gemeinde keine freien Auftritts- und Konzerttermine für Künstler mehr. Ist das schon immer so?
Das ist schon lange so, denn schon mein Vorgänger hatte sehr viele Anfragen von Künstlern. Unsere Konzertreihe scheint bundesweit bekannter zu sein, als man glaubt. Es spricht sich herum, dass es sich hier sehr gut musizieren lässt. Die Akustik und Atmosphäre in unserer St.-Johannis-Kirche sind wirklich ideal. Außerdem legen wir viel Wert auf Gastfreundschaft und darauf, dass es den Künstlern vor und nach den Konzerten kulinarisch gut geht. Natürlich tut die herrliche Natur ringsum in ihrer Anziehungskraft auch auf die Künstler ihr Übriges. So sind die Wartelisten derer, die hier gern ein Konzert geben wollen, sehr lang. Jetzt erst recht, weil in den nächsten Jahren noch so einiges von 2020 und 2021 nachzuholen ist. Die Planung für 2023 befindet sich gerade in der heißen Phase.
Was sind Ihre drei besonderen Empfehlungen dieses Jahr?
Es fällt mir sehr schwer, mich auf etwas festzulegen, schließlich habe ich alle Künstler bestellt, weil ich sie alle toll finde. Besonders froh bin ich natürlich, dass zum ersten Mal am 29. Juli die Absolventen des Dresdner Kreuzchores bei uns auftreten. Auch alle folgenden Konzerte sind eine Empfehlung wert. Der Gitarrenvirtuose Fabian Zeller, die Brüder Kaufmann vierhändig am Flügel, die drei Konzerte mit Orgel, das Akkordeon-Duo Kratschkowski, der Handglockenchor Gotha, das Leipziger Blechbläserquintett und das Abschlusskonzert mit dem mehrfach preisgekrönten Cuore Piano Trio aus Warschau. Ich würde zu allen Konzerten gehen.
Alle Termine und Künstler finden Sie auf der Internetseite des Musiksommers. Das Konzert am 29. Juli, 19.30 Uhr, findet wie geplant statt.