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Bäume verstümmelt?

Eine SZ-Leserin kritisiert den starken Rückschnitt etlicher Pulsnitzer Straßenbäume . Die Kreisbehörde sieht dafür Gründe. Die Bäume treiben wieder aus.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Renate Reppe aus Oberlichtenau ist regelrecht entsetzt. Der Anblick etlicher Straßenbäume in Pulsnitz an der S 95 im Bereich Bahnhof-/Kamenzer Straße tue ihr in der Seele weh. Wie könne man die Bäume nur so verstümmeln: „Von den Kronen sind nur noch Stümpfe übrig.“ Selbst wenn die Bäume das überleben, sei es aus Sicht des Umweltschutzes unverantwortlich, Bäume so radikal zurückzuschneiden, sagt die Leserin. Damit gehen doch Rückzugsorte für Vögel und andere Tiere verloren: „In den Bäumen kann kein Vogel mehr nisten“, sagt die Frau. Außerdem seien für die Passanten wichtige Schattenspender ruiniert – zumindest für einige Zeit. Das müsse doch nicht sein.

Was sagt das Umweltamt dazu? „Es handelt sich bei den Straßenbäumen um Winterlinden“, erklärt Pressesprecher Peter Stange vom Landratsamt. Die gehören zum Bestand der Straßenmeisterei Wachau. Aber sie werden in Abstimmung mit dem Kreis schon seit Jahren durch Mitarbeiter des Bauhofes Pulsnitz verschnitten. Was die Leserin kritisiere, sei der sogenannte „Kopfschnitt“. Der gebe dem Baum die entsprechende Form und werde in regelmäßigen Abständen durchgeführt. In dem Fall komme allerdings noch ein weiterer Umstand hinzu, der diesen starken Rückschnitt erkläre. Das sei der ungünstige Standort der Bäume. Der Abstand mit 30 bis 100 Zentimetern zur Fahrbahn sei sehr gering. Ebenso zur Oberleitung auf der Seite des Rewe-Marktes. Wegen der Verkehrssicherheit sei der Schnitt erforderlich.

Diese Prozedur sei für die Linden unschädlich, versichert der Sprecher. Dies habe auch der gute Austrieb in der vorangegangenen Jahren nach dem Baumschnitt gezeigt. Der Rückschnitt erfolge alle ein is zwei Jahre. So entstehe der Lebens-bzw. Rückzugsraum für Vögel wieder neu. Für die aktuelle Brutsaison dürften die Bäume freilich nicht mehr infrage kommen.