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Bahnhofsgebäude verschwindet

Die Gemeinde Haselbachtal kann das marode Haus in Gersdorf kaufen. Nach dem Abriss soll dort ein Parkplatz entstehen.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Seit vielen Jahren haben sich die Autofahrer zwischen Kamenz und Pulsnitz und die Haselbachtaler an den hässlichen Anblick gewöhnen müssen: Der alte Bahnhof mit dem Haltepunkt Gersdorf hat seine besten Tage gesehen. Und das schon vor geraumer Zeit. Die maroden Gebäude ersteigerte 2012 eine Immobiliengesellschaft aus Baden-Württemberg für ganze 5 500 Euro in Berlin. Lange war nichts über die Pläne bekannt. Sicherlich gab es keine. Denn es wurde auch in den darauffolgenden Jahren nicht besser. Halbe Bäume wucherten mit der Zeit aus den Dachrinnen. Grauer, abgebröckelter Putz empfing die Bahnreisenden bei ihrem Ausstieg im Haselbachtal.

Nun gibt es Hoffnung für diesen Schandfleck an der S 95. „Wir haben als Gemeinde schon lange ein Auge auf das Bahnhofsgebäude geworfen und verhandeln seit Jahren mit der Privatbesitzerin. Nun kommt der Verkauf endlich ins Rollen“, berichtet Bürgermeisterin Margit Boden. Grund für die zähen Kauffortschritte waren wohl die sehr unterschiedlichen Vorstellungen, was der Gersdorfer Bahnhof überhaupt noch wert ist. „Wir waren anfangs bei mehreren zehntausend Euro Forderungen. Das war uns dann doch etwas zu viel“, erzählt das Gemeindeoberhaupt.

Vorarbeiten für Radwegebau laufen

Nun aber hat man sich auf einen gemeinsamen Nenner angenähert, den das Haselbachtal auch mitverantworten kann. Die Gemeindekasse ist schließlich nicht übervoll. Man hat zu tun, die vielen gestellten Aufgaben zu meistern. Gerade 2016 liegen einige Bauvorhaben an, an welchen sich das Haselbachtal beteiligen muss. Zum einen wäre das der Weiterbau des Radweges zwischen Steina bis hin zum Gersdorfer Viadukt. Das Geld dafür wurde rechtzeitig in den Haushalt eingestellt – immerhin 18 700 Euro Eigenmittel müssen für den Ausbau des Fuß- und Radweges gestemmt werden. Der Rest fließt aus Fördertöpfen. Am Ende wird das Bauvorhaben nämlich 203 000 Euro kosten. „Im März soll der Bau losgehen“, ist Margit Boden optimistisch. Die Ausschreibung für die Arbeiten läuft gerade. Auch die ersten vorbereitenden Maßnahmen sind gestartet. Und die ersten Bäume für den Radwegbau gefallen. Des Weiteren steht 2016 der grundhafte Ausbau der S 104 in Reichenau an. Sowie diverse kleinere Bautätigkeiten in verschiedenen Ortschaften.

Allein deshalb heißt es, gut zu wirtschaften. Der Kauf des Gersdorfer Bahnhofs fällt da hinein. Ist aber nötig. Immerhin möchte die Gemeinde hier mit dem VVO einen modernen P+R-Platz (Parken & Reisen) bauen. Die Pläne dafür liegen schon länger auf den Tischen der Verantwortlichen. Die Abwicklung des Hauskaufes könnte die Sache maßgeblich voranbringen. Vor allem die vielen Pendler würde das freuen. Viele nutzen die bisherigen unausgebauten Flächen neben dem Bahnhofsgebäude bereits zum längeren Parken. Immerhin wird das komplette Haselbachtal so beispielsweise an die Landeshauptstadt angebunden. Außerdem: Wer in Gersdorf zusteigt, bezahlt immer noch weit weniger als Fahrgäste aus dem benachbarten Kamenz. Die Tarifzonen ärgern viele. Deshalb nimmt man die Anfahrt per Auto nach Gersdorf gern in Kauf.

Am Gebäude ist nichts mehr zu retten

„Wenn der alte Bahnhof in unseren Besitz kommt, werden wir den Gebäudekomplex natürlich abreißen. Hier ist nichts mehr zu retten“, so Margit Boden. Außerdem benötigt man den Platz für die neuen Parkflächen. Gemeinsam mit dem VVO will man noch in diesem Jahr in die konkrete Planung gehen und diese auch abschließen, laut Bürgermeisterin. „Auch der Haltepunkt allgemein wird in diesem Zuge modernisiert“, weiß sie.

Während also ab März schon einmal der Radwegbau an der S 95 kommt, träumt die Gemeinde von der großen Verschönerung des kompletten Areals in Gersdorf. Und der Traum ist nicht utopisch. Das dürfte sich auch positiv auf den Gewerbemittelpunkt mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und der Tankstelle nebenan auswirken.