Von Philipp Siebert
Die Bahn ist laut. Zu laut. Allein zwischen Weinböhla und Bad Schandau können rund 250.000 Menschen kaum eine Nacht durchschlafen, weil der Krach auf den Schienen so groß ist. Und in den nächsten zehn Jahren könnte sich die Zugfolge im Elbtal verdoppeln, sagen Experten. Mehr Lärmschutz ist aus Sicht der Deutschen Bahn jedoch nicht nötig.
Dagegen wollen sich die betroffenen Bürger wehren. Nicht als einzelne Gruppen in vielen verschiedenen Orten. Sondern als Bündnis. Heute kommen deshalb Anti-Bahnlärm-Initiativen im Coswiger Fachkrankenhaus zusammen, um eine Allianz gegen den Zuglärm zu gründen. Die will nicht nur gegen den Krach im Elbtal kämpfen – es geht um den Bahnlärm in ganz Sachsen. Denn nicht nur entlang der Elbe leiden die Bürger unter den Zügen. „Auch in anderen Gegenden Sachsens sind Leute vom Bahnlärm betroffen“, sagt Michael Krebs. Er ist Mitglied der Bürgerinitiative Bahnemission Elbtal (BI) aus Coswig und hat mit seinen Mitstreitern die Aktion geplant. Die BI erwartet Gleichgesinnte aus Großenhain, Weinböhla, Deutschenbora, Leipzig und der Lausitz zur Gründungsveranstaltung.
Dass die anderen Bahnlärmgegner aus dem Freistaat dem Aufruf der Coswiger folgen, ist kein Wunder. Unter den Bürgerinitiativen genießt der Verein ein hohes Ansehen. Denn die Nachricht, dass der Petitionsausschuss des Bundestages der Lärmbeschwerde der Coswiger zugestimmt hat, hat unter den Bahnlärmgegnern die Runde gemacht. Die Abgeordneten sprechen sich unter anderem für die geforderte Verringerung der Geschwindigkeit in den Nachtstunden aus. Damit ist die Bundesregierung aufgefordert, für die vom Bahnlärm geplagten Elbtalbewohner etwas zu tun.
Ähnliches will auch die neue sächsische Anti-Bahnlärm-Allianz erreichen. Neben einer gesetzlichen Regelung zum Schutz vor Verkehrslärm fordert das Bündnis Nachtfahrverbote und Tempolimits für Güterzüge, mehr Geld für die Lärmsanierung von Bahnstrecken, Schallobergrenzen von 50 Dezibel in der Nacht und die schnellere Umrüstung der Güterwaggons auf leisere Bremsen. „Außerdem wollen wir zukünftig bei der Planung neuer Verkehrsprojekte mitreden“, sagt Krebs.
Mit ihren Forderungen spricht die Allianz Kommunal-, Landes- und Europapolitiker an. „So kurz vor den Wahlen im Mai wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt Krebs. So werde deutlich, wie viele Bürger vom Bahnlärm betroffen sind. Die Politiker sollen damit dazu gebracht werden, darüber nachzudenken, um wie viele Wählerstimmen es geht. „Die Politik muss endlich zeigen, wozu sie in der Lage ist.“
Unterstützer aus den politischen Reihen hat die Anti-Bahnlärm-Allianz schon vor deren Gründung gefunden. Bürgermeister aus Kommunen entlang der Elbtalstrecke stärken der Initiative den Rücken. Den Bahnlärmgegnern ist jedoch bewusst, dass die Gleistrassen und Güterzüge nicht sofort leiser werden. Daher plant die Allianz gemeinsame Aktionen, um immer wieder auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Die Erste findet direkt nach der Gründung des Bündnisses auf dem Parkplatz des Coswiger Fachkrankenhauses statt. Ab 12 Uhr laden die Bürgerinitiativen dort zu einem Bürger-Picknick ein. „Dann haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich über die BIs und über unsere Ziele zu informieren“, sagt Krebs.