Von Susanne Plecher
Zabeltitz. Das Ende der Bauarbeiten am Zabeltitzer Bahnübergang ist zwar in Sicht. Aber ganz einhalten konnten die Tiefbauer um Andreas Schädlich den Zeitplan leider doch nicht. Schädlich ist Polier der Gleisbaufirma Lasch GmbH aus Zwickau, die seit Mitte August für insgesamt rund zwei Millionen Euro die Querung von Gleisbett und Kreisstraße ertüchtigt und ein aktuelles Blinklichtprogramm installiert.
„Hintergrund für die Verlängerung der Bauarbeiten waren die zusätzlichen Tiefbauarbeiten für die neue Entwässerung im Bereich des Bahnübergangs und der Zufahrt zur Ladestraße“, heißt es aus der Pressestelle der Bahn AG in Leipzig. „Wir sind bei den Tiefbauarbeiten auf einige alte Kabel gestoßen, von denen vorher keiner etwas wusste“, erklärt Schädlich. Weil man die nun einmal nicht einfach herausreißen kann, mussten sie per Hand freigelegt werden. Das hat gedauert. Außerdem sorgt der Zugverkehr für häufige Arbeitsunterbrechungen.
Wie zum Beweis gibt Bahnübergangswart Hartwig Janisch gestern Mittag ein Zeichen. Die Fahrdienstleiterin aus dem Frauenhainer Stellwerk hat ihn angerufen und den Personenzug 28965 Richtung Großenhain angekündigt. In Kürze trifft der in Zabeltitz ein. Die Gleise sind unverzüglich zu räumen. Der Bagger rollt vom Gleisbett, die Bauarbeiter treten zurück. Janisch zieht eine Absperrkette über die Straße. Dann schaltet das Andreaskreuz auf Rot, die Schranken – noch ohne Balken – schließen sich. Der Zug rollt ein, Passagiere steigen aus, die Bahn setzt sich wieder in Bewegung und zuckelt Richtung Großenhain weiter.
Mit 160 Stundenkilometer durch Zabeltitz
Bis Janisch die Baustelle wieder freigeben kann, vergehen rund fünf Minuten. „Wir sind hier, um die Bauarbeiter und Passanten zu schützen, bis die Schrankenanlage selbstständig arbeiten kann“, erklärt der Bahnübergangswart. Er arbeitet für das M&L Verkehrsunternehmen in Bautzen. Die Firma hat sich darauf spezialisiert, Sicherungspersonal gegen die Gefahren im Bahnbetrieb bereitzustellen.
Janischs Schicht am Zabeltitzer Bahnübergang dauert zwölf Stunden. Dann übernimmt ein Kollege den Staffelstab. Sie sichern rund um die Uhr. Dass das nötig ist, zeigt ein Blick auf die sauber geführte Kladde: Allein am Mittwoch haben von 0 bis 24 Uhr exakt 60 Züge Zabeltitz passiert. „Die Nahverkehrszüge sind dabei noch am ungefährlichsten“, weiß Janisch. Sie müssen ohnehin abbremsen und zum Stehen kommen. Bei den Fernzügen sieht es da schon anders aus. Sie rauschen mit den erlaubten 160 Kilometern pro Stunde durch.
Ist die Gefahr gebannt, erobern sich Andreas Schädlich und seine Männer die Baustelle zurück. Derzeit planieren sie die Schotterdecke an den Anschlussstellen zwischen Gleisbett und Straße. Am Montag und Dienstag sollen die 25 Meter Straße vor und hinter dem Übergang, die Fußwege im Übergangsbereich und die Zuwegung zu den Bahnsteigen asphaltiert werden. Am Mittwoch und Donnerstag wird die Markierung aufgebracht. „Am Freitag ist die Bauabnahme“, sagt Polier Schädlich. Dafür reisen eigens Mitarbeiter des Eisenbahnbundesamtes an, das auch für die Zulassung von Fahrzeugen und Schieneninfrastruktur zuständig ist. Haben sie keinen Reklamationsgrund, kann der Verkehr ab Samstag wieder fließen. Schädlichs Team hat dann nur noch kleinere Anschlussarbeiten zu tun, bringt unter anderem Geländer an.